Markenlexikon

Selters

Ursprungsland: Deutschland

Bereits die alten Römer, die in den germanischen Gebieten des Römischen Reiches lebten, kannten die salz- und kohlensäurehaltigen Wasserquellen, die gelegentlich sprudelnd aus der Tiefe an die Oberfläche drangen. Sie nannten dieses Wasser Aqua Saltare (Salziges Wasser). Später wurde daraus Saltrissa und schließlich Selters.

Die Wasserquelle in Niederselters im mittelhessischen Landkreis Limburg-Weilburg wurde ab Mitte des 16. Jahrhunderts wirtschaftlich genutzt. Für die Kurfürsten aus Trier, die damals über dieses Gebiet herrschten, war die Quelle eine lukrative Einnahmequelle, auf die sie starken Einfluss nahmen, obwohl die Quelle selbst meist an Unternehmer verpachtet wurde. Auch andere Gewerke profitierten davon; die Töpfer aus dem Kannenbäckerland, wo die Steingutkrüge hergestellt wurden, in die man das Wasser abfüllte oder die Schiffer auf der Lahn, die die Krüge transportierten. 1754 begann der Versand von Selters-Wasser bis nach Skandinavien, Russland, Nordamerika, Afrika und Ostindien. Im 18. Jahrhundert wurden jährlich über eine Million Krüge mit Selters-Wasser abgefüllt, wobei das Wasser damals nicht zum Durstlöschen getrunken wurde, sondern vor allem als Allheilmittel Anwendung fand.

Als 1784 im benachbarten Oberselters eine Wasserquelle aufbrach, kam es zu einem langem Streit zwischen dem Fürstentum Trier (Niederselters) und der Grafschaft Nassau-Weilburg (Oberselters), weil die neue Quelle zum Rückgang der Wassermenge in Niederselters führte. Trier schickte 1794 achthundert Soldaten mit zwei Kanonen nach Oberselters und erzwang so das Zuschütten der dortigen Quelle. Der Quellenstreit der beiden Orte, die ab 1803 zum Fürstentum Nassau-Weilburg (ab 1806 Herzogtum) gehörten, ging auch später noch weiter. Erst ab 1870 wurde das Wasser aus Oberselters wieder abgefüllt.

1955 verpachtete das Land Hessen die Mineralquelle Staatlich Selters in Niederselters an die Firma Quellen-Lehnig aus Eschwege, die 1969 von der französischen Brauerei Kronenbourg übernommen wurde. Kronenbourg gehörte damals zum Glas- und Getränkehersteller BSN (Evian, Kanterbräu, Kronenbourg), der 1973 noch den Joghurthersteller Gervais-Danone erwarb. BSN-Gervais-Danone verkaufte die Selters-Quelle 1976 an die Herrenhäuser Brauerei aus Hannover.

1990 wurde die Firma Selters Mineralquelle Augusta Victoria aus Löhnberg-Selters (Selters an der Lahn), die seit 1898 ebenfalls Selters-Wasser aus einer eigenen Quelle abfüllte, neuer Eigentümer. Diese Firma gehörte seit 1975 zur Frankfurter Binding Brauerei. Die Abfüllung am Brunnen in Niederselters wurde 1999 eingestellt. Seit 2001 gehört die Quelle der Gemeinde Selters (Taunus). Das Wasser aus dieser Quelle wird heute nur noch an Besucher ausgeschenkt.

2002 fasste der Binding-Mutterkonzern Oetker seine Getränke-Aktivitäten mit den Marken Berliner Kindl Weisse, Binding Lager, Clausthaler, DAB, Henninger Radler, Radeberger Pilsner, Schöfferhofer Weizen, Selters und Ur-Krostitzer in der Radeberger Gruppe zusammen.

Der Begriff Selterswasser ist bereits im 18. Jahrhundert in den allgemeinen Sprachgebrauch eingegangen und zu einem Gattungsbegriff für kohlensäurehaltiges Mineralwasser geworden. Im englischen Sprachraum sind die Varianten Aqua Seltzer und Seltzer Water bekannt. Der Name des amerikanischen Schmerzmittels Alka-Seltzer entstand aus den Wörtern »alkaline« (engl. alkalisch) und »seltzer« – weil die Tabletten im Wasser sprudeln.

Text: Toralf Czartowski