Markenlexikon
Schwerter und Messer werden in Solingen bereits seit Ende des 14. Jahrhunderts hergestellt. Im Verlauf des 15. Jahrhunderts entstanden die erste Zünfte der Schwert-, Messer- und Scherenschmiede. Neben den eigenen Markenzeichen mussten die Hersteller auch den Städtenamen Solingen auf ihre Produkte prägen – noch heute ist der Name Solingen ein geschütztes Warenzeichen, das nur Firmen benutzen dürfen, die auch in dieser Stadt ansässig sind.
Die Familie Henckels ist bereits seit Mitte des 15. Jahrhunderts in der Gegend um Solingen ansässig und im Schleifer- und Schmiedehandwerk tätig. Peter Henckels ließ 1731 die Marke Zwilling in die Solinger Messermacher-Rolle eintragen. Damit ist Zwilling nicht nur eine der ältesten deutschen Marken, sondern auch der Welt. Warum gerade Zwilling, ist heute nicht mehr bekannt. Möglicherweise, weil dieses Zeichen am ehesten eine Schere symbolisiert, die aus zwei Teilen zusammengesetzt ist. Andererseits lag der Tag der Eintragung, der 13. Juni 1731, im Sternzeichen der Zwillinge.
Den Stahl für die Messer und Scheren bezog die Firma zunächst aus England. Die Engländer waren damals die Einzigen, die Stahl mit einer wirklich guten Qualität herstellten konnten. Aufgrund der Kontinentalsperre, die Napoléon I. von 1806 bis 1814 über England verhängte, war der englische Stahl in Europa jedoch eine Zeitlang nicht verfügbar, sodass sich auf dem europäischen Festland einige Unternehmer daran machten, selbst hinter das Geheimnis des Stahls zu kommen (u. a. Friedrich Krupp). Von 1868 bis 1965 besaß Zwilling eine eigene Stahlproduktion.
1818 wurde in Berlin die erste Zwilling-Verkaufsniederlassung eröffnet. Weitere Geschäfte entstanden in New York (1883), Wien (1884), Kopenhagen (1897) und Rotterdam (1897). In den 1920er Jahren stieg das Unternehmen mit 1200 Betriebs- und 1500 Heimarbeitern zum weltgrößten Hersteller von Schneidwaren auf. Zwilling gewann zahlreiche internationale Preise und eine Zeitlang war die Firma kaiserlicher und königlicher Hoflieferant der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie.
Bis 1969/1970 blieb das Unternehmen im Besitz der Familie Henckels, dann wurde der Neusser Mischkonzern Wilh. Werhahn neuer Eigentümer der Firma Zwilling J. A. Henckels, die nach Johann Abraham Henckels (1771 – 1850) benannt worden war.
Die Produkte der Zwilling-Gruppe (Beauty-Instrumente, Besteck, Fritteusen, Ess- und Kochgeschirr, Gewürzmühlen, Gläser, Kaffeemaschinen, Kaffeemühlen, Küchenhelfer, Messer, Mixer, Pfannen, Scheren, Toaster, Vakuumprodukte, Waagen, Wasserkocher), die aus mehreren übernommenen Unternehmen entstand (1995 BSF, 2004 Miyabi, Jaguar und Tweezerman, 2007 Tondeo, 2008 Demeyere, Fontignac und Staub, 2012 Alessandro International, 2013 QVS, 2015 Ballarini, 2021 Santos Grills und Flammkraft) werden heute in Fabriken in Belgien, China, Deutschland, Frankreich, Indien, Italien und Japan hergestellt und in über hundert Ländern verkauft. Daneben betreibt das Unternehmen in mehreren Ländern auch eigene Geschäfte.
Text: Toralf Czartowski