Markenlexikon
Der Kaufmann Fritz Neumeyer (1875 – 1935), seit 1903 Besitzer einer Nürnberger Metallwarenfabrik, die Dampfmaschinen und Spielwaren herstellte, gründete 1917 zusammen mit dem Krupp-Konzern und der Werkzeugmaschinenfabrik Thiel in Nürnberg die Zünder und Apparatebau Gesellschaft (Zündapp). Zunächst stellte das Unternehmen Sprengkapseln und Zündmechanismen für Artilleriegeschosse her. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, als den Deutschen die Produktion von Rüstungsgütern verboten wurde, übernahm Neumeyer das Unternehmen 1919 vollständig, außerdem erwarb er von Krupp deren Geschützwerke in Freimann bei München.
Nach dem Besuch einer Automobil- und Motorradausstellung 1920 in Berlin beschloss Neumeyer fortan Motorräder zu bauen. Die erste Maschine, die Z 22 mit 211-Kubikzentimeter-Einzylinder-Zweitaktmotor, wurde von 1922 bis 1924 produziert. Ab Mitte der 1920er Jahre versuchte die Firma auch in den Automobilbau einzusteigen. Zunächst war der Nachbau eines britischen Rover-Kleinwagens geplant, dann entwarf Ferdinand Porsche für Zündapp drei Protoytpen eines viertürigen Personenwagens (1931; Porsche Typ 12). Doch auch dieses Projekt zerschlug sich aufgrund der hohen Kosten für eine Serienfertigung. Zündapp baute noch weitere Protoypen, u. a. einen Lieferwagen (1933) und ein zweitüriges Coupé mit Climax-Motor und Pininfarina-Karrosserie. Erst 1957/1958 kam es kurzzeitig zu einer Serienproduktion des Kabinenrollers Janus (6902 Exemplare), der auf dem Dornier Delta basierte (Zündapp hatte von dem Entwickler Claudius Dornier eine Baulizenz erworben).
Ab den 1950er Jahren stellte die Firma Mofas, Mopeds, Motorroller, Kleinkrafträder und Leichtmotorräder mit Einzylinder-Zweitaktmotoren her, außerdem Nähmaschinen, Rasenmäher und Bootsmotoren. Der Bau großer Maschinen wie das Wehrmachtsgespann KS 750 (1940 – 1948) oder das bekannte Nachkriegsmotorrad KS 601 (Grüner Elefant) mit Zweizylinder-Viertakt-Boxermotor, wurde 1957 eingestellt.
In den 1970er Jahren, als es die meisten anderen deutschen Motorradhersteller schon lange nicht mehr gab, ging der Umsatz stark zurück. Steigende Versicherungsprämien, die Einführung der Führerscheinpflicht für Mopeds und Mokicks (1980), veraltete Technik, ein nicht mehr zeitgemäßes Design sowie die Konkurrenz aus Japan machten Zündapp zu schaffen und führten 1984 schließlich zum Konkurs. Kurz darauf wurde das Werk in München demontiert und nach Tianjin (China) gebracht. 1987 rollte die erste Zündapp K-80 unter dem Namen Xunda (chin. schnell ans Ziel) aus dem neu aufgebauten Werk. Seit 1993 produziert Xunda hauptsächlich Honda-Modelle in Lizenz. Von 1974 bis 1995 fertigte die britische Motorradfirma Royal Enfield in ihrem indischen Werk in Ranipet bei Chennai (Madras) noch Zündapp-Mofas (Zündapp CS-25).
Die Marke Zündapp gehört heute verschiedenen Eigentümern; die Handelskette Real vermarktet unter dem Namen Zündapp Fahrräder, die von MIFA Sangerhausen (Cyco, FunLiner, Germatec, Grace, MIFA, McKenzie, Steppenwolf) produziert werden.
Text: Toralf Czartowski • Fotos: Pixabay.com, Public Domain