Markenlexikon

Zettelmeyer

Ursprungsland: Deutschland

Hubert Zettelmeyer (1866 – 1930), der auf dem Bauernhof seiner Eltern aufwuchs, arbeitete zunächst als Monteur beim Bau von Eisenbahnstrecken. 1897 gründete er in Konz eine eigene Straßenbaufirma. Kurz darauf erwarb er einen kompletten englischen Dampfwalzenzug, den er jahrelang selbst fuhr, bevor er sich dann nur noch um die Geschäftsführung des Unternehmens kümmerte. 1902 errichtete er eine eigene Werkstatt zur Wartung und Reparatur seiner Dampfwalzen. Zeitweise übernahm er auch die deutsche Vertretung des englischen Walzenherstellers Clayton & Shuttleworth, von der er bereits mehrere Dampfwalzen gekauft hatte.

Da jedoch die Beschaffung der Ersatzteile aus England schwierig war, machte sich Zettelmeyer bald Gedanken über eine eigene Walzenfertigung. Nachdem die dafür notwendige Montagehalle errichtet und die benötigten Maschinen angeschafft worden waren, begannen 1908 im eigenen Konstruktionsbüro die Entwicklungsarbeiten. 1910 verließ die erste selbst entwickelte und gebaute Dampfwalze das Werk in Konz. Zunächst setzte Zettelmeyer die Walzenzüge, die neben der eigentlichen Walze aus Wohn-, Kohlen- und Wasserwagen bestanden, vor allem im eigenen Unternehmen ein. Nachdem sie ausreichend erprobt worden waren, begann ab 1912 der Verkauf. Daneben erwarb Zettelmeyer aber auch weiterhin englische Dampfwalzen, da er für seine eigene Straßenbaufirma mehr benötigte, als er bauen konnte.

1922 wurde das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, blieb aber weiterhin vollständig in Familienbesitz. 1929 baute Zettelmeyer die ersten Motorwalzen, die die Dampfwalzen daraufhin bald ablösten. Nach dem Tod des Gründers 1930 führte sein Sohn Peter Zettelmeyer (1900 – 1981) die Firma weiter. Unter seiner Leitung stieg Zettelmeyer zu einem führenden deutschen Baumaschinenhersteller auf. Ab Anfang der 1930er Jahre begann die Fertigung von Dieselschleppern, die sich sehr gut verkauften und bald einen Großteil des Umsatzes ausmachten. 1953 kamen Radlader dazu. Bei diesen Baumaschinen war Zettelmeyer jahrelang Marktführer in Deutschland. Die Produktion der Traktoren gab Zettelmeyer jedoch 1954 auf, nachdem sich die Absatzzahlen nach unten entwickelt hatten. Die Fertigung der Motorwalzen wurde bis 1982 weitergeführt.

Zettelmeyer
Zettelmeyer

1971 gab Zettelmeyer das seit langem defizitäre Straßenbaugeschäft auf. Aber auch die Baumaschinenabteilung machte zunehmend Probleme. Dem Unternehmen, das seit 1936 als Kommanditgesellschaft geführt wurde, fehlten mehr und mehr die finanziellen Mittel. Das nötige Kapital zu beschaffen, gestaltete sich für Familienunternehmen wesentlich schwieriger, als für börsennotierte Aktiengesellschaften. Schließlich wurde Zettelmeyer 1975 von der IBH Holding aus Mainz übernommen.

Die erst kurz zuvor von dem früheren Verkaufsmanager und Aktienspekulanten Horst-Dieter Esch gegründete IBH (Internationale Baumaschinen Holding) kaufte vor allem kleinere europäische Baumaschinenhersteller auf, aber auch größere Unternehmen wie Hanomag oder die Baumaschinensparte von General Motors (Terex). Zeitweise war IBH der drittgrößte Baumaschinenkonzern der Welt nach Caterpillar und Komatsu. Zu den IBH-Aktionären gehörten neben Esch selbst der britische Industriekonzern Powell Duffryn, General Motors und die Deutsche Babcock. Eine länger andauernde Krise in der Bauindustrie, die die Baumaschinenindustrie in Mitleidenschaft zog, aber auch interne Managementfehler führten jedoch 1983 zum Konkurs der IBH Holding.

Nach der IBH-Pleite wurde Zettelmeyer erst von dem Hamburger Unternehmer Urlich Harms übernommen, der es 1987 an die Franz Eder Maschinenfabrik aus Mainburg/Donau, einen Hersteller von Radbaggern, weiterverkaufte. Daraufhin wurden in Konz auch Eder-Radbagger produziert. Von 1990 bis 1994 ging Zettelemeyer schließlich in den Besitz des schwedischen Baumaschinen- und Nutzfahrzeugkonzerns Volvo über, der den Namen Zettelmeyer aufgab. Im ehemaligen Zettelmeyer-Werk in Konz fertigt Volvo heute Mobil- und Raupenbagger sowie Kompaktradlader.

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Pixabay.com, Public Domain