Markenlexikon

Zalando

Ursprungsland: Deutschland

Die Brüder Marc Samwer (* 1970), Oliver Samwer (* 1972) und Alexander Samwer (* 1975) hatten bereits mit den Firmen Alando (gegründet 1999; ein Ebay-Klon) und Jamba (gegründet 2000; ein Anbieter von Klingeltönen und Mobiltelefonanwendungen) ein Vermögen verdient. Beide Firmen verkauften sie bald darauf, Alando noch 1999 für 50 Millionen Dollar an Ebay und die Jamba GmbH, die sie zusammen mit Debitel, EP Electronic Partner und Media Markt-Saturn gegründet hatten, 2004 für 273 Millionen Dollar an den US-Konzern VeriSign. Mit diesem üppigen Finanzpolster ausgestattet gründeten sie 2007 in Berlin den Risikokapitalgeber Rocket Internet, der Startups aus der Internet-Branche finanzierte.

Eines der ersten Unternehmen, an deren Gründung sich Rocket Internet beteiligte, war der 2008 von David Schneider und Robert Gentz in Berlin gegründete Online-Versandhändler Zalando. Schneider, Gentz und Oliver Samwer hatten sich während ihres Studiums an der privaten Wirtschafthochschule WHU – Otto Beisheim School of Management kennengelernt. Vorbild für Zalando war der 1999 gegründete US-Onlinehändler Zappos, der sich auf den Versand von Schuhen und Modeartikeln spezialisiert hatte und inzwischen zu Amazon gehört. Der Name Zalando setzt sich aus dem Buchstaben Z (für Zappos) und Alando (nach ihrem früheren Ebay-Klon) zusammen. Später kamen noch weitere Investoren hinzu, u.a. der Holtzbrinck-Verlag, Tengelmann, Investment AB Kinnevik, Mail.Ru Group, JP Morgan Asset Management, Quadrant Capital Advisors, Anders Holch Povlsen und European Founders Fund.

Ebenso wie Zappos bot Zalando in seinem Onlineshop anfangs nur Schuhe an. 2009 wurde das Versandgebiet auf Österreich ausgedehnt und das Angebot um Bekleidung erweitert, teilweise mit eigenen Labels und Kollektionen. Das Unternehmen warb anfangs recht aggressiv im TV mit Slogans wie »Schrei vor Glück – oder schick's zurück.«, was von den Kunden auf fleißig befolgt wurde, vor allem wenn es um das Zurückschicken der Waren ging. Zeitweise waren 50 Prozent der Waren Rückläufer, die meist weiterverkauft oder zum kleineren Teil vernichtet wurden. Später ließ man den zweiten Teil des Slogans (oder »schick's zurück«) deswegen wegfallen.

Ende 2013 änderte Zalando die Geschäftsform von einer GmbH erst in eine Aktiengesellschaft (AG) und dann 2014 in eine SE (Europäische Aktiengesellschaft). Im gleichen Jahr ging die Zalando SE an die Börse. In diesem Jahr wies das Unternehmen erstmals einen Gewinn aus. 2018 wurde das Angebot um Kosmetikartikel sowie einen Marktplatz für gebrauchte Kleidung (Zalando Zircle) erweitert.

Inzwischen ist Zalando in fast ganz Europa tätig. Neben dem Onlinehandel betreibt das Unternehmen auch mehrere Outlet-Stores, außerdem sind etwa 4.700 Geschäfte des stationären Einzelhandels an die Zalando-Plattform angebunden. Logistikstandorte gibt es in Brieselang, Erfurt, Gryfino (Polen), Mönchengladbach, Lahr/Schwarzwald, Moissy-Cramayel (Frankreich), Nogarole Rocca (Italien), Peine und Stradella (Italien), Technologiestandorte in Berlin, Dortmund, Dublin und Helsinki.

Im Jahr 2021 befand sich die Zalando SE im Besitz mehrerer Investmentgesellschaften (AKO Capital, Allianz Global Investors, BlackRock, Baillie Gifford & Co., Morgan Stanley, T. Rowe Price Group, Vanguard World Funds), des dänischen Unternehmers Anders Holch Povlsen (Eigentümer der Modekette Bestseller, der auch die Modemarke Jack & Jones gehört) und der Gründer (David Schneider, Robert Gentz). Die größten Anteile hielten dabei Baillie Gifford & Co. (11,29 Prozent), Anders Holch Povlsen (9,98 Prozent), BlackRock (5,43 Prozent) sowie die Gründer David Schneider und Robert Gentz (5,38 Prozent).

Text: Toralf Czartowski