Markenlexikon

Ytong

Ursprungsland: Schweden

Der schwedische Architekt Johan Axel Eriksson (1888 – 1961) entwickelte 1923 an der Technischen Hochschule Stockholm einen dampfgehärteten Porenbeton aus Quarzsand, Branntkalk, Zement und Aluminiumpulver (als Treibmittel), der durch Millionen kleiner Luftporen besonders leicht, wärmedämmend und einfach zu bearbeiten ist. Der Beton wird meist zu Blöcken und Platten verarbeitet, die sich exakt und kraftschlüssig versetzen lassen. 1928 erwarb Karl August Carlèn, Besitzer einer Kalksteingrube bei Yxhult, die Herstellungslizenz und brachte den Porenbeton 1929 unter dem Namen Ytong (Yxhults Anghärdade Gasbetong – Yxhults dampfgehärteter Gasbeton) auf den Markt. 1949 erwarben die Steine und Erden GmbH aus Goslar (die späteren Fels-Werke) und ein früheres Ölschieferförderwerk des IG-Farben-Konzerns in Messel (Hessen) die ersten Ytong-Lizenzen; 1951/52 entstand in Messel das erste deutsche Ytong-Werk, das zum Ausgangspunkt für die europäische Expansion des Ytong-Porenbetons wurde.

Das Unternehmen ließ seine Steine nicht wie damals üblich von selbstständigen Handelsvertretern verkaufen, sondern lieferte ausschließlich an den Baustoffgroßhandel, der sich im Gegenzug dazu verpflichtete, immer eine bestimmte Menge an Ytong-Steinen auf Lager zu haben, um ständige Lieferbereitschaft sicherzustellen. 1960 ging in Schrobenhausen (Bayern) das zweite Ytong-Werk in Betrieb. Im gleichen Jahr erwarb das schwedische Mutterunternehmen Yxhult/Ytong die 1954 gegründete Paraffin- und Mineralölwerk Messel GmbH, der das Ytong-Werk in Messel gehörte. Das deutsche Unternehmen firmierte daraufhin als Ytong Porenbeton AG. Ab 1968 gab es in Deutschland ein flächendeckendes Netz von rund 450 Vertragshändlern. Im gleichen Jahr errichtete die Ytong AG (München) ein weiteres Werk in Loosdorf (Österreich).

Nachdem die Yxhult AB von der Investmentgesellschaft Plena übernommen worden war, wurde die Ytong AG zwischen 1991 und 1996 an die Rheinisch-Westfälischen Kalkwerke AG verkauft, die damals zum britischen Baustoffkonzern RMC Group plc (Ready Mixed Concrete/Readymix; heute CEMEX) gehörte. Zu diesem Zeitpunkt war Ytong mit 22 Werken in 19 Ländern neben der Hebel AG europäischer Marktführer bei Porenbeton. 2001/2002 wurde die Haniel Bau-Industrie GmbH, eine Tochtergesellschaft des Mischkonzerns Franz Haniel & Cie GmbH (Duisburg), neuer Eigentümer der Ytong Holding AG. Zur gleichen Zeit erwarb Haniel von Preussag die Fels-Werke GmbH aus Goslar, einen Hersteller von Kalk, Kalkstein, Kalksandstein (Silka), Gips, Gipsfaserplatten (Fermacell) und Trockenmörtel. Fels gehörte seit 2000 auch das Bauunternehmen Hebel AG (Emmering, Bayern), das ebenfalls Porenbeton, außerdem Brandschutz- und Mineraldämmplatten (Multipor) herstellte.

Aus dem Zusammenschluss der Haniel-Baustoffproduzenten entstand 2003 die Xella Baustoffe GmbH (Duisburg). 2005 wurde auch die Xella-Muttergesellschaft Haniel Bau-Industrie GmbH in Xella International GmbH umbenannt. Im Zuge einer Neuausrichtung zum internationalen Handels- und Dienstleistungskonzern, verkaufte Haniel die Xella International GmbH 2008 an die Private-Equity-Firmen PAI Partners (vormals Paribas Affaires Industrielles) und Goldman Sachs Capital Partners. Ytong-Werke gibt es in 28 Ländern. Das schwedische Unternehmen, das 1879 unter dem Namen Yxhult Stenhuggeri AB in Kulma gegründet worden war, heißt heute Yxhult/Svesten AB.

Text: Toralf Czartowski