Taro Yagur – Kampf um Tanybur

Markenlexikon

Williams

Ursprungsland: Großbritannien

Francis (Frank) Owen Garbatt Williams (1942 – 2021) arbeitete ab 1960 als Autohändler und später als Handelsvertreter für die Campbell Soup Company. Aufgrund seiner Begeisterung für den Rennsport versuchte er sich nebenher als Rennfahrer, was aber aus finanziellen Gründen scheiterte. 1962 wurde er Mechaniker und Organisator des privaten Rennfahrers Jonathan Williams. Ab 1965 handelte er mit Rennwagenzubehör. Daraus entstand 1966 die Firma Frank Williams Racing Cars, die neben Ersatzteilen auch gebrauchte Rennwagen verkaufte.

Ende 1967 stornierte ein Kunde den Kauf zweier Formel-2-Rennwagen (Brabham-Ford-Cosworth BT23C), die Williams dann in der Saison 1968 mit Piers Courage als Fahrer in der Formel 2 einsetzte. Nachdem er von einem Sammler einen aus dem Vorjahr stammenden Brabham-Cosworth BT26A erworben hatte, stieg er 1969 auch in die Formel 1 ein. Jack Brabham, damals noch Miteigentümer des von ihm gegründeten Rennwagenherstellers und Rennstalls, war üer diese unerwartete Konkurrenz nicht gerade erfreut, konnte aber nichts dagegen tun. Courage errang in der Saison 1969 mit dem BT26A zwei 2. Plätze (Monaco, Watkins Glen) und zwei 5. Plätze (Monza, Silverstone). In Watkins Glen verwies er den dreimaligen Weltmeister Jack Brabham, der das gleiche Modell fuhr, auf den dritten Platz.

1970 tat sich Williams mit dem italienischen Sportagenhersteller De Tomaso zusammen, der gerade einen Einstieg in die Formel 1 plante. Konstrukteur des De-Tomaso-Rennwagens war Gian Paolo Dallara, der später eine eigene Rennwagenfirma gründete. Im Juni 1970 verunglückte Piers Courage jedoch beim Großen Preis der Niederlande in Zandvoort tödlich. De Tomaso gab das Formel-1-Projekt zum Ende der Saison 1970 wieder auf, sodass Williams 1971 und 1972 March-Chassis mit Ford-Cosworth-Motoren einsetzte. Henri Pescarolo, der Sponsorgelder von dem französischen Motorenölhersteller Motul mitbrachte, errang mit dem March 1971 einen 4. Platz in Silverstone und einen 6. Platz in Österreich.

Ende 1971 begann Williams mit finanzieller Unterstützung des italienischen Modellautoherstellers Politoys mit dem Bau einens eigenen Chassis. Konstrukteur des Politoys FX3 war Len Bailey. Pescarolo beschädigte dieses Fahrzeug jedoch schon beim ersten Rennen schwer, sodass es in der Saison 1972 nicht mehr zum Einsatz kam. Zweiter Fahrer war 1972 Carlos Pace. 1973 ging Williams eine Verbindung mit dem italienischen Sportwagenhersteller Iso-Rivolta ein, sodass der Politoys FX3 nun nach den beiden Hauptsponsoren Iso-Marlboro FX3B hieß. Das Fahrzeug war jedoch nicht konkurrenzfähig und der Williams-Rennstall vollkommen unterfinanziert. Frank Williams, der damals als Hungerleider der Formel 1 galt, verwendete aus Geldmangel zeitweise gebrauchte Reifen und defekte Plastikteile wurden mit Klebeband zusammengehalten. Einen der beiden Rennwagen vermietete er an zahlreiche zahlende Fahrer.

Nachdem Iso Ende 1974 Pleite gegangen war und sich Marlboro als Sponsor zurückgezogen hatte wurde die finanzielle Lage noch angespannter und der Rennstall lebte praktisch von der Vermietung der Cockpits. Jacques Laffite, ebenfalls ein zahlender Fahrer, erreichte mit dem Williams FW04 beim Großen Preis von Deutschland 1975 den 2. Platz – allerdings nur weil der größte Teil der Top-Fahrer aufgrund von technischen Defekten ausgefallen war.

Ende 1975 verkaufte Frank Williams seinen Rennstall mehrheitlich an den austro-kanadischen Unternehmer Walter Wolf, der im Bau- und Ölgeschäft zu Reichtum gelangt war. Der Williams FW05, den Wolf 1976 einsetzte, war eigentlich der von Harvey Postlethwaite konstruierte Hesketh 308C, den Wolf von Hesketh Racing übernommen hatte. Die Bezeichnung Williams FW05 behielt man bei, da der Rennstall Frank Williams Racing Cars erst während der Saison 1976 in Walter Wolf Racing umbenannt wurde.

Williams
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Frank Williams blieb zunächst als Angestellter bei Walter Wolf Racing. Anfang 1977 verließ er das Team jedoch zusammen mit dem Maschinenbauingenieur Patrick Head (* 1946) und gründete in Didcot/Oxfordshire (England) den neuen Rennstall Williams Grand Prix Engineering. Walter Wolf führte das ehemalige Williams-Team alleine weiter, verlor aber bald wieder das Interesse, da der große Erfolg ausblieb. Zwar wurde der spätere Ferrari-Weltmeister Jody Scheckter in der Saison 1977 auf einem Wolf-Ford-Cosworth Vizeweltmeister, doch 1978 und 1979 ging es wieder bergab. 1979 verkaufte Walter Wolf den Rennstall an Emerson und Wilson Fittipaldi, die ihn mit ihrem eigenen Team Fittipaldi Automotive zusammenschlossen. Fittipaldi Automotive war bis 1982 in der Formel 1 vertreten.

In der Saison 1977 begann Williams Grand Prix Engineering zunächst wieder mit Kundenautos von March, die von der britischen Barclays-Bank finanziert wurden. Als Sponsoren konnten die saudi-arabische Fluggesellschaft Saudi Arabian Airlines (Saudia), der Lkw-Hersteller Leyland, Albilad und TAG (Techniques d’Avant Garde) gewonnen werden. Ab 1978 baute der Rennstall eigene Chassis. Als Fahrer verpflichtete man den Australier Alan Jones, der zuvor für Shadow Racing Cars gefahren war. Jones erwieß sich als Glücksfall für das Team. Bereits 1979 erreichte er den 3. Platz der Fahrerwertung und 1980 wurde er mit dem Williams-Ford-Cosworth FW07B Formel-1-Weltmeister. 1981 stand Carlos Reutemann, der zweite Williams-Fahrer, auf dem 2. Platz und Jones auf dem dritten. 1982 holte der Finne Keke Rosberg den 2. WM-Titel für Williams. Die Zeit des Hungerleidens war nun endgültig vorbei. Williams gehörte fortan zu den Top-Teams der Formel 1 und das sollte sich die nächsten 20 Jahre auch nicht mehr ändern.

Im März 1986 verunglückte Frank Williams jedoch bei einem Autounfall so schwer, dass er anschließend vom Hals ab gelähmt war. Trotzdem führte er den Rennstall vom Rollstuhl aus weiter und das erfolgreicher denn. Er nahm den zweimaligen Weltmeister Nelson Piquet unter Vertrag, der 1987 mit dem Williams-Honda FW11B den dritten WM-Titel für sich und für Williams holte. Nigel Mansell, der seit 1985 bei Williams war, stand 1986 und 1987 jeweils auf dem 2. Platz.

In den 1990er Jahren waren die ab 1994 königsblau-weiß lackierten Rothmans Williams-Renault neben McLaren-Honda und Benetton-Ford das Maß aller Dinge. Vier WM-Titel (1992 Nigel Mansell, 1993 Alain Prost, 1996 Damon Hill, 1997 Jacques Villeneuve), sechs Vize-WM-Titel (1991 Nigel Mansell, 1992 Riccardo Patrese, 1994 Damon Hill, 1995 Damon Hill, 1996 Jacques Villeneuve, 1997 Heinz-Harald Frentzen) und fünf Konstrukteurstitel (1992, 1993, 1994, 1996, 1997) kamen in dieser Zeit zusammen. Verantwortlicher Konstrukteur war von 1991 bis 1996 Adrian Newey, der zuvor bei March Engineering F1- und IndyCar-Rennwagen entwickelt hatte.

1994 verunglückte der brasilianische Rennfahrer Ayrton Senna, der erst kurz zuvor zu Williams gewechselt war, in Imola tödlich. Die genaue Ursache ist bis heute umstritten. Die italienische Justiz ermittelte bis 1997 gegen das Williams-Team wegen fahrlässiger Tötung. Das Verfahren endete jedoch mit einem Freispruch.

In den 2000er Jahren endete die Dominanz der Williams-Rennwagen. Zwar konnten Ralf Schumacher und Juan-Pablo Montoya mit ihren Williams-BMW in den Jahren 2000 bis 2004 noch in den ersten fünf Rängen mitfahren, aber ab der zweiten Hälfte der 2000er Jahre rutschte das Team nach und nach ins Mittelfeld ab. Lediglich 2014 und 2015 fuhren die Williams-Fahrer Valtteri Bottas und Felipe Massa, nun mit Mercedes-Motoren, wieder weiter vorne mit.

Nachdem es im Frühjahr 2020 Gerüchte über wirtschaftliche Schwierigkeiten des Teams gegeben hatte, die von Williams auch bestätigt wurden, kam es im Sommer 2020 zur Übernahme durch die US-Investmentgesellschaft Dorilton Capital. Frank Williams starb im November 2021 im Alter von 79 Jahren.

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Public Domain