Markenlexikon

Wella

Ursprungsland: Deutschland

Der Friseur Franz Ströher (1854 – 1936) gründete 1880 in Rothenkirchen/Sachsen die Firma »Franz Ströher – Rothenkirchen, Herstellung und Vertrieb von Haartüll«, die Perücken, Friseurbekleidung und Schaufensterpuppen herstellte. Die Söhne des Firmengründers erweiterten das Warenangebot 1927 um Dauerwellgeräte. Im gleichen Jahr führte man den Markennamen Wella als Warenzeichen ein, der aus dem Begriff Dauer(wella)pparat entstand. 1930 wurde das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Ab 1936 befand sich der Firmensitz in Apolda (Thüringen), 1950 wurde er endgültig nach Darmstadt verlegt. Im gleichen Jahr gelang Wella mit der pflegenden Cremehaarfarbe Koleston der internationale Durchbruch. Ein weiterer Meilenstein war 1952 die Frisiercreme Wellaform. 1954 stieg das Unternehmen in den Bereich Friseureinrichtungen ein (Welonda), seit 1946 stellte man in Berlin auch Friseurbedarf her.

In den 1950er und 1960er Jahren entstanden überall in der Welt Vertriebs- und Produktionsstätten. Das Werk in Rothenkirchen firmierte ab 1956 als VEB Londa, benutzte die Marke Wella aber noch bis 1959. Bis 1971 verkaufte Wella seine Produkte ausschließlich über Friseure, erst danach gab es sie auch in Drogerien, Parfümerien und Kaufhäusern. 1972 kam das Pflegeshampoo Crisan auf den Markt. 1983 ging die Wella AG an die Börse. 1987 erwarb Wella den französischen Kosmetikhersteller Parfums Rochas, 1990 die Londa GmbH (das ehemalige Wella-Stammhaus in Rothenkirchen), 1994 die Muelhens KG Köln (4711, Carrera, Gabriela Sabatini, Galileo, Janine D., Magnetic, My Melody Dreams, Sir Canada Cedar, Sir Irisch Moos, Tosca) und 1999 den britischen Kosmetikhersteller Yardley of London. 1997 wurden alle Kosmetikaktivitäten von Wella und Muelhens in der Cosmopolitan Cosmetics GmbH zusammengefasst.

2003 verkaufte die Ströher-Familie rund 80 Prozent der Wella AG an den US-Konzern Procter & Gamble (Ariel, Clairol, Head & Shoulders, Pampers, Pantene, Wick); das Unternehmen wurde anschließend vom MDax genommen und in eine GmbH umgewandelt. 2005 fasste man das Kosmetikgeschäft von Cosmopolitan Cosmetics, Muelhens und P&G Prestige Beauté (Escada, Dunhill, Gucci, Hugo Boss, Lacoste, Jean Patou, Valentino) in dem P&G-Beauty-Unternehmensbereich P&G Prestige Products zusammen. Die Wella-Marken Crisan, Handsan, Lanosan und Yardley übernahm 2005 die britische Lornamead-Gruppe. Das Werk in Darmstadt wurde 2014 geschlossen. Doch der auf Effizienz und schnelles Wachstum getrimmte Großkonzern und das zeit- und beratungsintensive Geschäft mit dem eher bodenständigen Friseurhandwerk passten nicht wirklich gut zusammen. Die Marke Wella verlor in dieser Zeit viel von ihrem einstigen Glanz.

2015 verkaufte P&G die Wella GmbH (inkl. der Marken Bellady, Blondor, Londa Professional, Kadus, Koleston, Nioxin, Sebastian Professional, Shockwaves, Silvikrin, SP System Professional, Wellaflex, Wellaton, Welloxon, Wella Professionals, Wella Styling, Wella Trend) schließlich an den US-Kosmetikkonzern Coty Inc. (Adidas Cosmetic, Astor, Calvin Klein, Cerruti, Chloé, Chopard, Davidoff, Esprit Perfumes, Jil Sander, Joop, Jovan, Kenneth Cole, Lancaster, Pierre Cardin, Rimmel), der mit diesem individuellen Geschäft ebenfalls wenig Erfahrung hat. Der Firmensitz wurde daraufhin von Schwalbach/Taunus wieder zurück nach Darmstadt verlegt. 2020 verkaufte Coty rund 60 Prozent der Wella-Anteile an den US-Finanzinvestor Kohlberg Kravis Roberts & Co. (KKR).

Text: Toralf Czartowski