Markenlexikon

WEA

Ursprungsland: USA

Das Filmstudio Warner Bros. stieg 1928/1929 mit der Übernahme der drei Musikverlage Witmark, Remick und Harms ins Musikgeschäft ein. Da die Studios anfangs keine eigenen Komponisten und Texter unter Vetrag hatten, sondern die fertigen Musikstücke von Musikverlagen beziehen mussten, kamen die Produzenten bald auf die Idee, eigene Verlage zu gründen oder bereits bestehende zu kaufen, was in Bezug auf die vorhandene Song-Kataloge meist sinnvoller war. 1930 erwarb Warner Bros. die Brunswick Radio Corporation, die Gerätebau- und Musikabteilung des Bowlingkugel-Herstellers Brunswick-Balke-Collender. Allerdings wurden die Herstellungs- und Vertriebsrechte für die Brunswick-Schallplatten bereits 1931 an die American Record Corporation (ARC) weitergereicht und 1941 verkaufte Warner Bros. die Brunswick Radio Corporation an Decca Records.

1958 stieg Warner Bros. mit dem Ableger Warner Bros. Records (Burbank/California) erneut ins Musikgeschäft ein. Jahrelang hielt sich die Firma mit recht wenigen Künstlern wie Peter, Paul & Mary oder den Everly Brothers über Wasser. Durch Zukäufe wie die Atlantic Recording Corporation (1967), Reprise Records (1968) und Elektra Records/Nonesuch Records (1970) entstand ein ansehnlicher Musikkonzern, der bald auch außerhalb der USA aktiv wurde (1967 Kanada, 1969 Großbritannien, 1970 Australien, 1970 Deutschland, 1971 Frankreich).

Die internationalen Vertriebsorganisation hieß zunächst Kinney Record Group International New York (nach der damaligen Warner-Bros.-Muttergesellschaft Kinney National Services) und ab 1972 WEA International Inc. (WEA = Warner-Elektra-Atlantic). Der 1971 gegründete US-Vertrieb firmierte als Warner-Elektra-Atlantic Distributing Corporation (WEA). Die Vertriebsgesellschaften außerhalb der USA führten ebenfalls das Kürzel WEA im Firmennamen, u.a. WEA Records Ltd. (Großbritannien), WEA Music Of Canada Ltd., WEA Records Pty Limited (Australien), WEA Musik GmbH (Deutschland) oder WEA Filipacchi Music S.A. (Frankreich). Auf den Platten wurden entweder die Originallabel verwendet (Asylum, Atlantic, Elektra, Reprise, Warner Bros. Records) oder WEA, wenn die regionalen Künstler direkt von der jeweiligen WEA-Landesgesellschaft betreut wurden.

WEA übernahm in den nächsten Jahren noch zahlreiche weitere internationale Plattenfirmen und Musikverlage (1973 Asylum, 1980 Sire, 1987 Chappell, 1988 Teldec, 1988 Magnet, 1991 Carrére, 1992 Erato, 1998 Rhino, 1999 London, 2004 Maverick, 2006 Roadrunner, 2013 Parlophone).

Nachdem der Mutterkonzern mehrmals die Eigentümer und Namen gewechselt hatte (1967 Warner Bros. – Seven Arts, 1969 Kinney National Service, 1972 Warner Communications, 1989 Time-Warner, 2000 AOL-Time-Warner, 2003 Time-Warner) verkaufte Time-Warner die Warner-Musiksparte, die seit 1990 als Warner Music firmierte – 2003 an eine internationale Investorengruppe. Das Unternehmen firmiert nun als Warner Music Group Corporation (New York).

Nachdem 2019 die Zeit abgelaufen war, in der die Warner Music Group den Namen Warner Bros. und das Schild-Logo in Lizenz verwenden durfte, wurde das Label Warner Bros. Records in Warner Records umbenannt. Als Logo verwendete das Unternehmen ein stilisiertes W, das der Grafikdesigner, Regisseur und Fotograf Saul Bass (1920 – 1996) 1974 für Warner Communications entworfen hatte.

Zu den Musikern, die bei den Warner-/WEA-Labels unter Vertrag standen, oder deren Platten aufgrund von Vertriebskooperationen auf Warner-Labels veröffentlicht wurden (meist in einzelnen Ländern), gehören u.a. Abba, AC/DC, a-ha, Alice Cooper, Al Jarreau, Alphaville, America, Carly Simo, Cher, Crosby Stills Nash & Young, Dean Martin, Dire Straits, Emmylou Harris, Fleetwood Mac, Foreigner, Frank Sinatra, Jackson Browne, Joni Mitchell, Laura Branigan, Led Zeppelin, Linda Ronstadt, Madonna, Marius Müller-Westernhagen, Metallica, Mike Oldfield, Neil Young, Paul Simon, Peter, Paul & Mary, Peter Schilling, Phil Collins, Prince, Roberta Flack, Rod Stewart, Simply Red, Tom Petty, Tracy Chapman, The Bellamy Brothers, The Cars, The Doobie Brothers, The Doors, The Eagles, The Everly Brothers, Van Halen, Yes und ZZ Top.

Text: Toralf Czartowski