Markenlexikon

Warsteiner

Ursprungsland: Deutschland

Über die Anfänge der Warsteiner-Brauerei ist nur wenig bekannt. Es existiert lediglich die Aufzeichnung über eine Steuer von einem Reichstaler und 19 Gulden, die der Warsteiner Landwirt Antonius Cramer 1753 auf sein gebrautes und verkauftes Bier zahlen musste. Vermutlich handelte es sich um eine Gastwirtschaft mit angeschlossener Hausbrauerei. Damals durften Wirte nur selbstgebrautes Bier ausschenken. Dabei blieb es auch die nächsten 130 Jahre. Nachdem Ende 1802 große Teile Warsteins durch ein Feuer zerstört worden waren, baute Johannes Vitus Cramer, der Sohn des Gründers, das Haus an der gleichen Stelle wieder auf. Da der Stadtkern nach dem Feuer etwas verlegt wurde, befand sich die Gastwirtschaft nun direkt im neuen Zentrum der Stadt. Das alte Stammhaus steht noch heute (Domschänke).

Die Anbindung Warsteins an die Eisenbahn (1884) machte den Versand des Bieres in weiter entfernte Gegenden möglich. Die Firma wurde nun bis zur Jahrhundertwende modernisiert und ausgebaut, u.a. mit einer Dampfmaschine (1895). Zu dieser Zeit wurden neben Pils auch Bockbier sowie Limonaden und Tafelwasser hergestellt. Nachdem man 1928 in der Nähe des heutigen Standortes der Brauerei eine Wasserquelle mit sehr weichem Wasser entdeckt hatte, das sich gut zum Bierbrauen eignete, konzentrierte sich Warsteiner auf die Herstellung von hellem, untergärigen Bier nach Pilsener Brauart.

In den 1950er und 1960er Jahren schaffte Warsteiner den Aufstieg unter die deutschen Großbrauereien. Nachdem die Kapazitäten der alten Stadtbrauerei erschöpft waren, wurde von 1974 bis 1976 am südlichen Rand von Warstein die neue Waldparkbrauerei errichtet. 1984 war Warsteiner Pilsener mit über zwei Millionen Hektolitern erstmals die meistverkaufte deutsche Biermarke. Bis 1994 konnte der Ausstoß auf sechs Millionen Hektoliter gesteigert werden. Danach ging es jedoch mit den Mengen erheblich bergab.

Zu dieser Zeit kamen in Norddeutschland Gerüchte über eine Verbindung der Cramer-Familie mit der Scientology-Sekte auf. Damals war Scientology ein ganz heißes Thema in Deutschland, das bisweilen hysterische Züge annahm. Das Unternehmen versuchte sich mit ganzseitigen Anzeigen in allen großen deutschen Tageszeitungen und Nachrichtenmagazinen vergeblich gegen diese Rufmord-Kampagne zur Wehr zu setzen. Das Gerücht hielt sich bald zwanzig Jahre lang. Erst in den 2010er Jahren ging es allmählich wieder aufwärts. Wer dahintersteckte konnte nie ermittelt werden. In Norddeutschland saßen aber einige große Konkurrenten. Albert Cramer, der damalige Chef der Brauerei, ging wohl davon aus, dass das Gerücht aus dieser Richtung kam, um die damals größte deutsche Privatbrauerei zu schädigen.

Zur Warsteiner Gruppe gehören heute die Bierothek Group (seit 2023), die Brauerei Frankenheim (seit 2005), die Brauerei Isenbeck (seit 1990), die Herforder Brauerei (seit 2007), die Paderborner Brauerei (seit 1990), die Warsteiner Brauerei und eine Beteiligung an der König Ludwig Schlossbrauerei Kaltenberg (seit 2001). Warsteiner Bier wird in über sechzig Länder der Welt exportiert oder dort abgefüllt. Die Hauptmarke ist Warsteiner Premium Pilsener. Daneben gibt es noch die Varianten Extra, Herb, Dunkel, Brewers Gold und Winter (saisonal), außerdem mehrere Biermischgetränke sowie alkoholfreie Biere.

Text: Toralf Czartowski