Markenlexikon
Der britische Elektronikkonzern Racal Electronics – 1950 von RAymond Brown und George CALder Cunningham gegründet – erhielt 1984 als erstes britisches Privatunternehmen eine Mobilfunklizenz. Zur Umsetzung dieses Projekts wurde die Tochtergesellschaft Racal-Vodafone ins Leben gerufen. Der Name Vodafone entstand aus der Phrase »VOice and DAta services over mobile ph[F]ONEs«. Anfangs waren neben Racal auch noch Millicom (USA) und die Hambros Bank über ihren Hambros Technology Trust an Vodafone beteiligt; Ende 1986 kaufte Racal die Minderheitsaktionäre jedoch aus.
Am 1. Januar 1985 nahm Racal-Vodafone das erste britische Mobilfunknetz in Betrieb. Bereits 1988 avancierte Vodafone zum größten und profitabelsten Mobilfunknetz der Welt. 1991 gliederte Racal die Vodafone-Sparte aus dem Konzern aus und platzierte das neue Unternehmen an der Londoner Börse. Racal selbst wurde 2000 vom französischen Elektronikkonzern Thomson-CSF übernommen, der sich kurz darauf in Thales umbenannte und heute zu den führenden europäischen Rüstungskonzernen gehört.
1999 erwarb Vodafone das US-Mobilfunkunternehmen AirTouch Communications, das bis 1994 zu Pacific Telesis gehört hatte (PacTel Cellular). Nachdem BellAtlantic (BellAtlantic Mobile) und Vodafone (AirTouch Cellular) 1999 das Jointventure Verizon Wireless gegründet hatten, wurde die Marke AirTouch aufgegeben. Von 2000 bis 2013 betrieben Verizon Communications (entstand 2000 aus der Fusion von BellAtlantic und GTE) und Vodafone Verizon Wireless gemeinsam; inzwischen ist Verizon alleiniger Eigentümer.
Anfang 2000 erwarb Vodafone den deutschen Mannesmann-Konzern, den damals größten deutschen Mobilfunknetzbetreiber (D2, Omnitel, Orange, Otelo) und zweitgrößten Festnetzbetreiber (Arcor, Infostrada). Mannesmann, eigentlich ein Industriekonzern (Automobiltechnik, Maschinen- und Anlagenbau, Stahl, Wehrtechnik), war 1989 in den Bereich Mobilfunk eingestiegen und hatte 1991 das erste private deutsche Mobilfunknetz in Betrieb genommen (D2). Nach der Übernahme wurden die Industriebeteiligungen von Mannesmann (Demag, Krauss-Maffei-Wegmann, Mannesmannröhren-Werke, Rexroth, Sachs, VDO) verkauft. Den britischen Mobilfunkbetreiber Orange musste Vodafone aufgrund einer Auflage der europäischen Wettbewerbskommission an France Telecom veräußern.
2008 übernahm Vodafone die noch von der Deutschen Bahn und der Deutschen Bank gehaltenen Anteile an dem Festnetzbetreiber Arcor. Mannesmann war 1997 mit der Gründung der Firma Arcor ins Festnetzgeschäft eingestiegen (dahinter verbargen sich die Netze der Deutsche-Bahn-Tochter DB-Kom und der Mannesmann-/Deutsche-Bank-Tochter CNI Communications Network International). Seit 1999 gehörte auch das zwei Jahre zuvor aus dem Zusammenschluss von RWE Telliance und Vebacom entstandene Unternehmen Otelo zu Mannesmann-Arcor.
2012 erwarb Vodafone den lange Zeit staatlichen britischen Telekomkonzern Cable & Wireless Worldwide, der in vielen Teilen des Britischen Empire tätig gewesen war (Australien, Großbritannien, Indien, Irland, Kanada, Südafrika).
Text: Toralf Czartowski