Markenlexikon
Keine andere Marke ist weltweit so schnell bekannt geworden wie Viagra, die blaue Pille gegen Potenzstörungen, für die der Pharmakonzern Pfizer im März 1998 von der US-Arzneimittelbehörde FDA (Federal Drug Administration) die Zulassung erhielt; die Zulassung für die EU folgte im September 1998. Amerikanische Ärzte füllten in den ersten acht Wochen mehr als eine Million Verschreibungen für das Mittel aus. Das Präparat war von Pfizer ursprünglich gegen Herzinsuffizienz entwickelt worden, führte aber entgegen den Erwartungen bei den Testpersonen zu intensiveren Erektionen. Im Laufe der klinischen Entwicklung wurde Viagra bei mehr als 3700 Männern im Alter von 19 bis 87 Jahren mit variierendem Impotenzgrad getestet. Bei 60 bis 80 Prozent waren die Ergebnisse erfolgreich. Die sexuelle Begierde beeinflusst Viagra im Gegensatz zur öffentlichen Meinung jedoch nicht. Das Medikament unterstützt lediglich die Erektionsfähigkeit.
Der Name Viagra leitet sich ab von »vigor« (lat. Lebenskraft) und »Niagara Falls«. Diese Wasserfälle sind bei Amerikanern einerseits ein beliebtes Reiseziel während der Flitterwochen (wo es mit dem Sex meist auch ohne Viagra noch klappt) und andererseits ein Sinnbild für unbändige Kraft.
Inzwischen haben auch die Konkurrenten nicht geschlafen. Der amerikanische Pharmakonzern Eli Lilly brachte im Februar 2003 Cialis auf den Markt, die deutsche Bayer AG und GlaxoSmithKline aus Großbritannien folgten im März 2003 mit Levitra. Die Wirkstoffe Sildenafil (Viagra), Tadalafil (Cialis) und Vardenafil (Levitra) haben eine ähnliche Wirkung. Sie hemmen das Enzym Phosphodiesterase Typ 5 (PDE-5), das für die (oftmals verfrühte) Beendigung einer Erektion verantwortlich ist. Daher werden diese Wirkstoffe auch PDE-5-Hemmer genannt. Levitra wirkt jedoch schneller (in einer Stunde erreicht der Wirkstoff im Blut seine maximale Konzentration) und Cialis dauerhafter (bis zu 36 Stunden).
Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Public Domain