Markenlexikon

Vattenfall

Ursprungsland: Schweden

Die Ursprünge dieses Energieversorgers gehen auf das Jahr 1899 zurück, als der schwedische Staat die Wasser-Nutzungsrechte des Trollhättan-Wasserfalls erwarb. Später sicherte sich der Staat auch die Rechte an vielen anderen schwedischen Wasserfällen. 1909 wurde die Trollhättan Canal and Waterworks Administration in Kungliga Vattenfallstyrelsen (Königliche Wasserfallbehörde) umbenannt.

Neben dem Bau und dem Betrieb von Wasser- und Kohlekraftwerken beschäftigte sich Vattenfall in den 1950er und 1960er Jahren auch mit der Entwicklung von Atomkraftwerken; das erste schwedische AKW ging 1972 in Betrieb (Oskarshamn 1). Wenige Jahre später nahm auch Vattenfall seine ersten beiden Nuklear-Reaktoren in Betrieb (Ringhals 1 und 2). Insgesamt errichtete der Konzern sieben AKWs in Schweden). Der Störfall im US-AKW Three Mile Island in Harrisburg 1979 führte jedoch in Schweden zu einem Umdenken, sodass man sich nun wieder mehr auf die Wasserkraft sowie auf alternative Energien (Windenergie) konzentrierte.

1992 wurde das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt (Vattenfall AB), die sich jedoch weiterhin vollständig im Besitz des schwedischen Staates befand.

Mit der Akquisition des finnischen Stromversorgers Hämeen Sähkö (1988) und dem Vattenfall-Saalfeld-Jointventure VASA Energy Hamburg (1996) begann Vattenfall die europäische Expansion. 1999/2000 folgte die Übernahme der Hamburgischen Electricitäts-Werke AG (HEW). 2001 erwarb der Konzern die Vereinigte Energiewerke AG (VEAG) und die Lausitzer Braunkohle AG (LAUBAG), die zwischen 1990 und 1993 aus dem Braunkohlekombinat Senftenberg und dem Gaskombinat Schwarze Pumpe entstanden war.

Die VEAG war im Dezember 1990 infolge des vier Monate zuvor geschlossenen Stromvertrages zwischen der DDR-Regierung, der Treuhandanstalt, den westdeutschen Verbundunternehmen (Bayernwerk, PreussenElektra, RWE) sowie den fünf kleinen Energieversorgern (Badenwerk, BEAG, EVS, HEW, VEW) als neues Verbundunternehmen von der Treuhandanstalt gegründet worden. Aufgrund von Kartellauflagen bezüglich der Fusion der Veba AG (PreussenElektra AG) und Viag AG (Bayernwerk AG) zur E.ON AG (2000) sowie der Übernahme der VEW durch RWE (2000) mussten E.ON und VEW ihre VEAG-Anteile 2001 an die Vattenfall-Tochter HEW verkaufen.

Aus dem Zusammenschluss der HEW, der Bewag AG (Berlin), die sich seit 2001 mehrheitlich im Besitz der HEW befand, der VEAG und der LAUBAG entstand im August 2002 die Vattenfall Europe AG (seit 2012 Vattenfall GmbH). Die gesamte Braunkohlensparte (Kraftwerke, Tagebaue) – die ehemalige LAUBAG – wurde 2016 an den tschechischen Energieversorger Energetický a Průmyslový Holding (EPH) verkauft, der das Unternehmen als Lausitz Energie Bergbau AG (LEAG) weiterführte.

2004 erwarb Vattenfall den Örestad Vindkraftpark, 2005 drei Kohlekraftwerke in Dänemark sowie die Windkraftaktivitäten der dänischen Firma Elsam und 2008 den zweitgrößten niederländischen Stromerzeuger Nuon, allerdings ohne die zuvor von Nuon abgetrennte Netzsparte Alliander.

Wie auch E.ON (Tennet) und RWE (Amprion) trennte sich Vattenfall 2010 von seinem Stromnetz in Ostdeutschland; 50Hertz Transmission wurde an den belgischen Netzbetreiber Elia und den australischen Infrastrukturfonds Industry Funds Management (IFM) verkauft.

Vattenfall betreibt heute vor allem Pumpspeicher-, Heiz- und Gasturbinenkraftwerke, außerdem das Unternehmen an zahlreichen Windparks in der Nord- und Ostsee beteiligt. Die wichtigsten Märkte von Vattenfall sind Schweden, Deutschland, die Niederlande und Großbritannien. Weiterhin ist der Konzern in Finnland, Dänemark und Frankreich vertreten.

Text: Toralf Czartowski

Vattenfall Logo
Vattenfall Logo