Markenlexikon

Unocal

Ursprungsland: USA

Die kalifornischen Ölfirmen Hardison & Stewart Oil Company (1883 von Wallace Libby Hardison und Lyman Stewart gegründet), Sespe Oil Company (1886 von Lyman Stewart, Wallace Hardison und Thomas Robert Bard gegründet) und Torrey Canyon Oil Company (1889 von Thomas Robert Bard gegründet) schlossen sich 1890 zur Union Oil Company of California zusammen. Der Haupsitz befand sich zunächst in Santa Paula/California und ab 1901 in Los Angeles. 1919 wurde die Union Oil Company of Delaware als Holdinggesellschaft für die Union Oil Company of California gegründet.

1922 beteiligte sich der niederländisch-britische Ölkonzern Royal Dutch/Shell mehrheitlich an der Union Oil Company of Delaware, was zur Gründung der Shell Union Oil Corporation führte. Eine vollständige Übernahme durch Shell konnte jedoch auf Initiative von Lyman Stewart (1840 – 1923) und zwei weiteren Union-Oil-California-Direktoren (Henry Robinso, Isaac Milbank) mit Hilfe der Aktionäre verhindert werden. 1924 verkaufte Shell seine Union-Aktien auf dem freien Markt und konzentrierte sich auf die eigenen US-Aktivitäten, die 1939 in der Shell Oil Company zusammengefasst wurden.

Bis in die 1960er Jahre hinein blieb Union Oil vor allem eine kalifornische Ölgesellschaft. Zwei Drittel der Ölförderung stammte aus den Ölfeldern bei Los Angeles (Torrey-Canyon, Ventura). Erst danach engagierte sich der Konzern auch im Ausland und anderen US-Regionen (u.a. Indonesien, Alaska, Golf von Mexiko). Vermarktet wurde das Benzin und das Schmieröl unter der Marke Union 76. Die Zahl 76 bezieht sich auf ein 76-Oktan-Benzin, das Union Oil 1932 auf den Markt gebracht hatte. Die blaue 76 in der orangefarbenen Kugel ist bis heute eines der bekanntesten amerikanischen Markenzeichen.

1959 begann die Phillips Petroleum Company aus Oklahoma (Phillips 66) mit dem Kauf von Union-Oil-Aktien und wurde im Folgejahr mit 15 Prozent der größte Anteilseigner. Eine Gericht stoppte jedoch weiter Aktienkäufe durch Phillips Petroleum; den Anteil übernahm 1963 der Reeder Daniel Keith Ludwig, der damals die größte US-Tankerflotte besaß. 1965 erwarb Union Oil die Pure Oil Company aus Palatine/Illinois, die über ein eigenes Tankstellennetz im Mittelwesten und Südosten der USA verfügte.

Im Januar/Februar 1969 flossen zehn Tage lang rund 14.000 Tonnen Öl aus einer leckgeschlagene Union-Oil-Ölquelle im Dos Cuadras Offshore Oil Field und verschmutzen große Teile des Santa-Barbara-Kanals, die Strände des Santa Barbara Countys in Südkalifornien und mehrere Channel Islands. Als Folge verabschiedete der Kongress der Vereinigten Staaten 1972 den Marine Protection, Research und Sanctuaries Act, der die Bildung von Meeresschutzgebieten erlaubte. Der Tanker Torrey Canyon, der der Union-Oil-Tochter Barracuda Tanker Corporation gehörte, war zwei Jahre zuvor auf ein Riff am Südende des Ärmelkanals aufgelaufen und hatte große Umweltschäden an den Küsten Englands und Frankreichs verursacht; allerdings war er bei der Unglücksfahrt am 18. März 1967 von BP gechartert.

1983 wurde die Union Oil Company of California eine Tochtergesellschaft der neuen Holdinggesellschaft Unocal Corporation. 1997 verkaufte Unocal ihr Tankstellenetz im westlichen Teil der USA und die Marke 76 an die Tosco Corporation, das damals größte unabhängige Raffinerie-Unternehmen der USA. 2001 wurde Tosco von der Phillips Petroleum Company übernommen. Aus dem Zusammenschluss von Conoco (Conoco, Jet) und Phillips Petroleum (Philips 66, Union 76) entstand 2002 die ConocoPhillips Company.

2005 wurde Unocal durch die Chevron Corporation übernommen, die dadurch zum viertgrößten Ölkonzern der Welt aufstieg (nach ExxonMobil, BP und Shell).

2012 brachte ConocoPhillips sein Mid- und Downstream-Geschäft (Transport, Raffination, Endprodukte, Vermarktung, Vertrieb, Conoco-, Jet-, Phillips-66-, 76-Tankstellen) als selbstständiges Unternehmen an die Börse. Das neue Unternehmen firmiert als Phillips 66 Company mit Sitz in Houston/Texas.

Text: Toralf Czartowski

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