Markenlexikon

Universal

Ursprungsland: USA

Die Ursprünge von Universal gehen auf den Deutschen Carl Laemmle (1867 – 1939; eigtl. Karl Lämmle) zurück, der 1884 nach Amerika auswanderte. 1906 eröffnete er in Chicago sein erstes Nickelodeon, ein Theater (griech. »Odeion«, lat. »Odeon« = überdachtes Theater, Konzerthaus), in dem man für einen Nickel (5 Cent) Kurzfilme anschauen konnte. Gleichzeitig baute er einen eigenen Filmverleih auf, der seine Kinos mit Filmen versorgte (Laemmle Film Service). 1909 gründete Laemmle in New York die Independent Motion Picture Company of America, aus der 1912 durch den Zusammenschluss mit der Powers Motion Picture Company, der Rex Motion Picture Company, der Champion Film Company, der Nestor Film Company und der New York Motion Picture Company die Universal Film Manufacturing Company hervorging (ab 1920 Universal Pictures).

Die Nestor Company hatte im Oktober 1911 das allererste Filmstudio in Hollywood errichtet. Zuvor war Fort Lee/New Jersey mit seinen zahlreichen Studios (u.a. Biograph, Fox, Goldwyn, Metro, Pathé, Selznick, Victor) die Filmhauptstadt der USA gewesen. Hintergrund für die Etablierung der Filmindustrie an der US-Westküste waren einerseits das Klima und die günstigen Lichtverhältnisse, andererseits wollten sich die unabhängigen Filmproduzenten dem Zugriff der mächtigen Motion Picture Patents Company (MPPC) entziehen, die alle Patente für Aufnahme- und Vorführapparate besaß (vor allem die Edison-Patente), sowie einen Exklusivvertrag mit der Eastman-Kodak Company, dem damals einzigen Lieferanten von Rohfilmmaterial. Von Hollywood aus konnte die Filmemacher mit ihrer Technik schnell nach Mexiko fliehen, wenn MPPC-Vertreter auf dem Weg dorthin waren. 1914 erwarb Universal im San Fernando Valley in der Nähe von Los Angeles ein 650-Hektar-Gelände, auf dem in der Folgezeit das Universal City Studio errichtet wurde (Eröffnung im März 1915). Aufgrund mehrerer Gerichtsurteile des Supreme Court of the United States musste die MPPC 1917 aufgelöst werden.

Universal galt anfangs als Billigstudio, das Filme von der Stange produzierte. Viele spätere Stars (u.a. Mary Pickford, John Ford, Irving Thalberg) begannen ihre Karriere bei Universal und gingen schnellstmöglich zu größeren Studios, die besser bezahlten. Erst in den 1930er Jahren entwickelte Universal vor allem mit Horrorfilmen und Schauspielern wie Boris Karloff oder Bela Lugosi einen eigenen Stil. Carl Laemmle Jr. (1908 – 1979), der Sohn des Gründers, trieb die Budgets der Filme jedoch in schwindelerregende Höhen, sodass Universal ständig mit Verlust arbeitete. 1933 verkaufte Universal seine über 300 Kinos, weil die Firma die Umrüstung auf den Tonfilm nicht bezahlen konnte. 1935 wurde Carl Laemmle Sr. schließlich von seinen Gläubigern gezwungen, Universal an die New Yorker Finanzgesellschaft Standard Capital zu verkaufen. Unter der Ägide der Banker kehrte Universal wieder in die Gewinnzone zurück.

1946 schloss sich Universal Pictures mit der erst 1943 gegründeten Firma International Films zusammen (Universal International Pictures). An dem Zusammenschluss war auch die britische Rank Organisation (Amalgamated Studios Elstree, Denham Film Studios, Gaumont British Picture, Odeon Cinemas, Pinewood Film Studios) beteiligt, die schon länger Anteile an Universal besessen hatte. Da Joseph Arthur Rank (1888 – 1972) und seine Rank Organisation jedoch ab Ende der 1940er Jahre mit großen finanziellen Problemen zu kämpfen hatten, verkaufte er die Universal-Anteile 1951/1952 an Decca Records aus New York, eine frühere Tochtergesellschaft der gleichnamigen britischen Plattenfirma.

Aufgrund des aufkommenden Fernsehens gingen in den 1950er Jahren die Besucherzahlen der Kinos zurück und damit auch die Umsätze der Filmstudios. Vor diesem Hintergrund verkaufte Decca/Universal das Universal-Studio-Gelände in Hollywood an die Music Corporation of America (MCA), die es in Revue Studios umbenannte. Anschließend ging MCA an die New Yorker Börse.

Das 1924 von Jules Caesar Stein (1896 – 1981) und William Raymond Goodheart Jr. (1902 – 1960) in Chicago gegründete Unternehmen war zunächst eine Künstleragentur gewesen, die Musiker an die Nachtclubs der Stadt vermittelte. Wie jeder, der in der Zeit der Prohibition (1920 – 1933) Geschäfte mit den Nachtclubs machte, war MCA von Anfang an eng mit der Chicagoer Mafia verbandelt. Bald darauf eröffnete MCA auch Niederlassungen in New York, Cleveland, Dallas und Los Angeles. Die größten Stars, die das Unternehmen unter Vertrag hatte, waren Benny Goodman und Tommy Dorsey. Daneben vermittelte MCA seine Musiker auch für Shows an Hotels und Radiosender. 1939 verlegte MCA seinen Hauptsitz nach Beverly Hills/California und nahm Regisseure und Filmstars wie Alfred Hitchcock, Bette Davis, Betty Grable, Frank Sinatra, Fred Astaire, Gregory Peck, Greta Garbo, Henry Fonda, Ingrid Bergman, Lana Turner, Jimmy Stewart, Joan Crawford, Rock Hudson oder Ronald Reagan unter Vertrag. Ab den 1940er Jahren war »The Octupus«, wie MCA auch genannt wurde, die größte Talentagentur der Welt, die hunderte Musiker, Filmstars, Broadway-Schauspieler, Radiostars und Regisseure unter Vertrag hatte. Mit der 1943 gegründeten Tochtergesellschaft Revue Productions, die vorerst nur Live-Shows für Radiosender produziert hatte, war MCA seit 1950 auch im Fernsehgeschäft vertreten, vor allem als Programmproduzent und ab 1958 als TV-Vermarkter von Spielfilmen (Kauf der Fernsehaustrahlungsrechte aller Paramount-Tonfilme bis 1948). Darüber hinaus besaß MCA eine Reihe von Dienstleistungsunternehmen (u.a. Bestattungsunternehmen, Friedhöfe).

MCA hatte durch seine Schauspieler und das Studiogelände, das Universal International für Filmproduktionen nun anmieten musste, großen Einfluss auf das Unternehmen. Das führte dazu, dass MCA und Decca/Universal Fusionsverhandlungen aufnahmen, die schließlich 1962 zum Zusammenschluss führten. Gleichzeitig trennte sich MCA von seinem Agenturgeschäft.

Die Verbindung von Künstleragentur und Programmproduzent war eigentlich schon länger wegen der teilweise gegenläufigen Interessen untersagt gewesen. Ronald Reagan, der damalige Präsident der Schauspielergewerkschaft Screen Actors Guild (SAG), drückte jedoch jahrelang beide Augen zu, da er seine Position vor allem durch die Unterstützung des langjährigen MCA-Chefs Lewis Robert Wasserman (von 1948 bis 1995) bekommen hatte. Im Gegenzug wurde er von MCA mit gut bezahlten TV-Jobs (Werbeauftritte, Moderator) versorgt. Erst als Ronald Reagen 1962 wegen Korruption angeklagt worden war, musste sich MCA endgültig von seinem Agenturgeschäft trennen. Bis in die 1970er Jahre hinein gab es auch immer wieder Ermittlungen und Gerichtsverfahren wegen Verbindungen zwischen MCA und der amerikanischen Mafia (Cosa Nostra) oder ihr nahestehenden Personen. Diese Verfahren wurden erst eingestellt, als Ronald Reagen 1980 US-Präsident wurde. Für die These, dass der Aufstieg Ronald Reagans erst zum SAG-Präsidenten (1947 – 1952, 1959 – 1960), dann zum kalifonischen Gouverneur (1967 – 1975) und schließlich zum US-Präsidenten (1981 – 1989) von der Mafia finanziert und gesteuert wurde, wie es der Journalist Dan Moldea in seinem 1986 erschienenen Buch Dark Victory: »Ronald Reagan, MCA, and the Mob« behauptete, gibt es allerdings keine Beweise.

Universal Studios
Universal Studios

MCA-Chef Lew Wasserman (1913 – 2002) schloss die beiden Sparten Filmproduktion/Verleih (Universal Pictures) und Fernsehproduktion (Revue Productions) 1964 in der Universal City Studios Inc. zusammen. Aus Revue Productions wurde daraufhin Universal Television. Wasserman führte 1966 auch die Studio-Touren in den Universal Studios ein und begann damit, Filme speziell für das Fernsehen zu produzieren. Durch die Übernahme der beiden Musikverlage Leeds Music und Duchess Music entstand 1964 der Musikverlag MCA Music Publishing (ab 1999 Universal Music Publishing).

1966 etablierte MCA die neue Plattenfirma MCA Records, unter deren Dach die Labels Brunswick, Coral, Decca, Kapp, Uni und Vocalion zusammengefasst waren. 1968 rief MCA Records eine Niederlassung in London ins Leben. 1973 wurden alle Musiklabels zugunsten von MCA Records eingestellt. Mit Musikern und Bands wie Alice Cooper, Boston, Cher, Elton John, Kansas, Kim Carnes, Kim Wilde, Lynyrd Skynyrd, Neil Diamond, Olivia Newton-John, Nik Kershaw, Patti LaBelle, Sheena Easton, Tom Petty, Tony Christie oder Tygers of Pan Tang schaffte MCA Records den Aufstieg zu den weltweit führenden Musikkonzernen (Bertelsmann/Ariola, CBS/Columbia, EMI Records/Capitol Records, MCA Records, Philips/PolyGram, RCA Records, United Artists Records, Warner Bros. Records/WEA). Außerdem veröffentlichte MCA Records zahlreiche Soundtracks aus den Universal-Filmen und TV-Serien. In den 1980er Jahren erwarb MCA noch weitere Plattenfirmen (1979 ABC Records, 1985 Chess Records, 1988 Motown [wurde 1991 wieder verkauft], 1990 GRP Records und Geffen Records), die in der 1989 gegründeten Dachgesellschaft MCA Music Entertainment Group zusammengefasst wurden.

1970 riefen Universal und Paramount die Cinema International Corporation (CIC) ins Leben, die für den Filmverleih beider Studios außerhalb der USA zuständig war. 1989 wurde CIC in UIP United International Pictures umbenannt; von 1973 bis 2000 war auch Metro-Goldwyn-Mayer bzw. MGM/United Artists an CIC/UIP beteiligt.

1991 wurde MCA vom japanischen Elektronikkonzern Matsushita Electric (Panasonic) übernommen, der sich jedoch mit der Funktionsweise des amerikanischen Entertainmentgeschäfts nie richtig anfreunden konnte und dementsprechende Verluste produzierte. 1995 verkaufte Matsushita 80 Prozent der MCA-Anteile an den kanadischen Spirituosenkonzern Seagram (Captain Morgan, Chivas Regal, Martell, Sandeman, Seagram's). 1996 wurden MCA in Universal Studios und die MCA Music Entertainment Group in Universal Music Group umbenannt. Dies geschah vor allem deswegen, weil der Name Universal durch die Universal-Spielfilme und die Studio-Touren in Hollywood und Orlando (hier war 1990 ein zweites Universal Studio eröffnet worden) weltweit einen höheren Bekanntheitsgrad hatte als MCA. 1998 erwarb Seagram von Philips den Musikkonzern PolyGram (u.a. A&M, Casablanca, Decca London, Deutsche Grammophon, Interscope, Island, Mercury, Metronome, Motown, Philips, Phonogram, Polar, Polydor, Vertigo, Verve), der daraufhin in die Universal Music Group integriert wurde.

Im Jahr 2000 übernahm der französische Mischkonzern Vivendi, die frühere Compagnie Générale des Eaux (CGE), Seagram und damit auch Universal. Das neue Unternehmen firmierte zunächst als Vivendi-Universal und ab 2006 wieder als Vivendi. Um den Deal zu finanzieren, mussten jedoch die profitablen Spirituosenmarken verkauft werden. 2004 veräußerte Vivendi 80 Prozent der Entertainment-Sparte (Universal Studios, Universal Pictures, Universal Television) an die General-Electric-Tochter NBC (National Broadcasting Company). Das neue Unternehmen hieß nun NBC-Universal. 2006 erwarb Vivendi die letzten 20 Prozent, die Matsushita noch an Universal besaß, verkaufte diese Anteile aber 2011 an den GE-Konzern, der anschließend 51 Prozent seiner NBC-Universal-Anteile an den größten US-Kabelnetzbetreiber Comcast weiterreichte. 2013 übernahm Comcast auch die restlichen Anteile von GE.

Die Universal Music Group gehörte zunächst weiterhin zu Vivendi. 2011 erwarb Universal Music Teile der EMI-Group (Capitol Records, Chrysalis Records, EMI Records, Parlophone, Regal-Zonophone, Virgin Records), musste aber die Labels Chrysalis, Parlophone und Regal-Zonophone aus kartellrechtlichen Gründen an die Warner Music Group abgeben. Im September 2021 brachte Vivendi die Universal Music Group (Rechtlicher Sitz: Hilversum/Niederlande, Verwaltungssitz: Santa Monica/California) an die Amsterdamer Börse. Universal Music gehören zahlreiche Labels wie A&M, Capitol, Casablanca, Decca, EMI, Interscope, Island, MCA, Polar, Polydor, Mercury, Motown, Vertigo, Verve oder Virgin.

Zu den erfolgreichsten Kino- und TV-Filmen/-Serien, an deren Produktion, Finanzierung oder Verleih Universal beteiligt war, zählten u.a. »Im Westen nichts Neues« (1930), »Frankenstein« (1931), »Dracula« (1931), »Das Haus des Grauens« (1932), »Die Mumie« (1932), »Der Unsichtbare« (1933), »Frankensteins Braut« (1935), »Arabische Nächte« (1942), »Sherlock Holmes« (1942 – 1946), »Phantom der Oper« (1943), »Rächer der Unterwelt« (1946), »Abbott und Costello treffen Frankenstein« (1948), »Hamlet« (1948), »Stadt ohne Maske« (1948), »Winchester '73« (1950), »Die Glenn Miller Story« (1954), »Spartacus« (1960), »Ein Köder für die Bestie« (1962), »Die Vögel« (1963), »Charade« (1963), »Marnie« (1964), »Arabesque« (1966), »Der zerrissene Vorhang« (1966), »Coogans großer Bluff« (1968), »Der Marshall« (1969), »Königin für tausend Tage« (1969), »Topaz« (1969), »Airport« (Filmreihe ab 1970), »Maria Stuart, Königin von Schottland« (1971), »Columbo« (TV-Serie 1971 – 1978), »Silent Running« (1972), »Der Schakal« (1973), »Jesus Christ Superstar« (1973), »American Graffiti« (1973), »Der Clou« (1973), »Kojak – Einsatz in Manhattan« (TV-Serie 1973 – 1978), »Erdbeben« (1974), »Detektiv Rockford – Anruf genügt« (TV-Serie 1974 – 1980), »Der weiße Hai« (1975), »Schlacht um Midway« (1976), »Quincy« (TV-Serie 1976 – 1983), »Achterbahn« (1977), »Ein ausgekochtes Schlitzohr« (1977), »Kampfstern Galactica« (TV-Serie 1978 – 1979), »Blue Collar – Kampf am Fließband« (1978), »The Greek Tycoon« (1978), »Caravans« (1978 ), »Die durch die Hölle gehen« (1979), »Buck Rogers« (TV-Serie 1979 – 1981), »Der elektrische Reiter« (1979), »Nashville Lady« (1980), »The Blues Brothers« (1980), »Magnum« (TV-Serie 1980 – 1988), »Flash Gordon« (1980), »Endless Love« (1981), »Ein Colt für alle Fälle« (TV-Serie 1981 – 1986), »Simon & Simon« (TV-Serie 1981 – 1988), »E.T. – Der Außerirdische« (1982), »Missing« (1982), »Conan der Barbar« (1982), »Knight Rider« (TV-Serie 1982 – 1986), »Rumble Fish« (1983), »Scarface« (1983), »Das A-Team« (TV-Serie 1983 – 1987), »Zurück in die Zukunft« (Filmreihe ab 1984), »Der Wüstenplanet« (1984), »Streets of Fire« (1984), »Miami Vice« (TV-Serie 1984 – 1989), »Out of Africa« (1985), »Talk Radio« (1988), »Sea of Love – Melodie des Todes« (1989), »Law & Order« (ab 1990), »Backdraft – Männer, die durchs Feuer gehen« (1991), »Kap der Angst« (1991), »Jurassic Park« (Filmreihe ab 1993), »Schindlers Liste« (1994), »The Getaway« (1994), »Flintstones – Die Familie Feuerstein« (1994), »Apollo 13« (1995), »Waterworld« (1995), Twister« (1996), »Der Schakal« (1997), »Die Mumie« (1999), »The Green Mile« (1999), »Gladiator« (2000), »Hannibal «(2001), »King Kong« (2005), »Mamma Mia!« (2008), »Ted« (2012), »Fifty Shades of Grey« (2015), »Skyscraper« (2018), »Jurassic World« (Filmreihe ab 2015), »Everest« (2015), »James Bond 007: Keine Zeit zu sterben« (2021) und »Der Super Mario Bros. Film« (2023).

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Pixabay.com, Public Domain