Markenlexikon

United Artists

Ursprungsland: USA

Mit dem Ziel qualitativ hochwertige Filme zu produzieren, gründeten die Schauspieler Charlie Chaplin (1889 – 1977), Mary Pickford (1892 – 1979), Douglas Fairbanks sen. (1883 – 1939) und der Regisseur David Wark Griffith (1875 – 1948) 1919 die United Artists Corporation. Andererseits wollten sich die vier Filmemacher auch ihre Profite sichern, denn zu jener Zeit waren die führenden Filmgesellschaften gerade dabei, sich auf die drastische Beschneidung der damals schon ausufernden Gagen zu einigen. Da United Artists keine börsennotierte Aktiengesellschaft war, konnten die Gründer wegen der beschränkten finanziellen Mittel anfangs nur wenige Filme pro Jahr drehen, die sie mir Vorauszahlungen der Kinos bezahlten.

Bald ging United Artists dazu über, nur noch den Verleih (später teilweise auch die Finanzierung) von Filmprojekten unabhängiger Produzenten und Regisseure zu übernehmen (u.a. Alexander Korda, Billy Wilder, Broccoli/Saltzman, David O'Selznick, Harold Hecht, Howard Hawks, Howard Hughes, John Huston, Michael Todd, Otto Preminger, Sam Goldwyn, Sam Spiegel, Stanley Kramer, Stanley Kubrick, Sidney Lumet, Walter Mirisch, Walter Wanger). United Artists besaß nie ein eigenes Studio wie die meisten anderen großen Hollywood-Filmgesellschaften. Der Hauptsitz des Unternehmens befand sich auch nicht in der Gegend von Los Angeles, sondern in New York. Die Studios wurden bei Bedarf angemietet, u.a. die Chaplin-Studios und die Pickford-Fairbanks-Studios.

1926 etablierte Joseph Michael Schenck (1878 – 1961), seit 1924 Vorstandsvorsitzender der United Artists Corporation, die Kinokette United Artists Theatres, die jedoch nie ein Teil der Filmgesellschaft war. Die United-Artists-Eigner, die kein Interesse an Kinos hatten, gaben Schenck die Genehmigung, den Namen United Artists zu verwenden. Schenck, dessen Bruder Nicholas damals Chef der MGM-Muttergesellschaft Loew's war, gründete 1933 gemeinsam mit Darryl F. Zanuck die Firma 20th Century Pictures, die sich 1935 mit der Fox Film Corporation zusammenschloss (20th Century Fox). Die United-Artists-Kinos gehören seit 2002 zum US-Kinobetreiber Regal Entertainment Group.

1951 gaben die noch lebenden Gründer Charlie Chaplin und Mary Pickford die Leitung von United Artists an die beiden New Yorker Anwälte Arthur Krim (1910 – 1994) und Robert Benjamin (1909 – 1979) ab, wobei Krim bereits zuvor Eagle-Lion Films geleitet hatte. 1955 verkaufte Chaplin seine UA-Anteile an Krim und Benjamin, 1956 auch Pickford. 1957 ging das Unternehmen an die Börse. Das Geld, das der Börsengang einbrachte, verwendete United Artists für den Aufbau der TV- und Musikaktivitäten (United Artists Television, United Artists Records, United Artists Music). In den 1970er Jahren zählte United Artists Records mit Künstlern wie Bobby Goldsboro, Don McLean, Dr. Feelgood, ELO (Electric Light Orchestra), Gerry Rafferty, Hawkwind oder Kenny Rogers zu den weltweit führenden Musikkonzernen (Bertelsmann/Ariola, CBS/Columbia, EMI Records/Capitol Records, MCA Records, Philips/PolyGram, RCA Records, United Artists Records, Warner Bros. Records/WEA).

1967 verkauften Krim und Benjamin das Unternehmen an den Finanzkonzern Transamerica Corporation aus San Francisco, blieben aber bis 1978 mit der Firmenleitung betraut. Anschließend gründeten beide die Orion Pictures Corporation. Die Musikaktivitäten erwarben 1978 die United-Artists-Records-Manager Artie Mogull und Jerry Rubinstein, die sich das Geld für den Kauf von dem britischen Musikkonzern EMI liehen. Als sie das EMI-Darlehen nicht zurückzahlen konnten, übernahm EMI das Unternehmen 1979 selbst und gab den Namen United Artists Records auf.

1981 verkaufte Transamerica die United Artists Corporation, die durch den teuren Megaflop »Heaven's Gate« gerade in eine schwere Krise geraten war, an Kirk Kerkorians Investmentfirma Tracinda Corporation, der bereits seit 1969 die Mehrheit des Filmstudios Metro-Goldwyn-Mayer gehörte. Aus dem Zusammenschluss von MGM und United Artists entstand 1982 die MGM/UA Entertainment Company (ab 1986 MGM/UA Communications Company). MGM/UA betrieb United Artists als Tochtergesellschaft weiter; z.B. liefen die James-Bond-, Rocky- oder Pink-Panther-Filme in den 1980er und 1990er Jahren unter dem United-Artists-Label. Die Firmenbezeichnung MGM/UA verschwand 1990 infolge der MGM-Pathé-Fusion und nach dem Verkauf von Pathé kehrte man 1992 wieder zum traditionellen Namen Metro-Goldwyn-Mayer zurück.

1999 fasste MGM mehrere Sparten, die sich mit dem Verleih von fremdproduzierten Kunstfilmen beschäftigen, u.a. die zuvor übernommene G2 Films (vormals Goldwyn Entertainment), unter dem Namen United Artists International zusammen. Von 2006 bis 2011 war der Schauspieler Tom Cruise (bis 2008 auch die Produzentin Paula Wagner) neben MGM an United Artists beteiligt; sie produzierten in dieser Zeit zwei Filme. 2014 erwarb MGM die TV-Produktionsfirmen One Three Media und Lightworkers Media, die Mark Burnett, Romy Downey sowie dem Medienkonzern Hearst gehörten. Aus diesen Unternehmen entstand die United Artists Media Group (UAMG), die sich ab 2015 wieder im alleinigen Besitz von MGM befand. Zur gleichen Zeit wurde Burnett Chef der TV-Sparte MGM Television, die UAMG daraufhin übernahm. Von 2018 bis 2020 bestanden die United Artists Digital Studios, eine Produktions- und Vetriebsfirma für TV- und Webserien (u.a. »Stargate Origins«, »#WarGames«, »The Baxters«, »Weekend At Bernie's«). 2019 benannte man das zwei Jahre zuvor von MGM und Annapurna Pictures gegründete Vertriebsunternehmen Mirror Distribution in United Artists Releasing um. Nachdem der Internetkonzern Amazon MGM 2022 übernommen hatte, kam ein Jahr später das endgültige Aus für United Artists.

Zu den erfolgreichsten Kino- und TV-Filmen/-Serien, an deren Produktion, Finanzierung oder Verleih United Artists beteiligt war, gehören u.a. »Goldrausch« (1925), »Lichter der Großstadt« (1931), »Scarface« (1932), »Die Elenden« (1935), »Moderne Zeiten« (1936), »Zeit der Liebe, Zeit des Abschieds« (1936), »A Star Is Born« (1937), »Der Gefangene von Zenda« (1937), »Stürmische Höhen« (1939), »Ringo (1939)«, »Der Dieb von Bagdad« (1940), »Rebecca« (1940), »Der große Diktator« (1940), »Die besten Jahre unseres Lebens« (1946), »Red River« (1948), »African Queen« (1951), »Der rote Korsar« (1952), »12 Uhr mittags«(1952), »Moulin Rouge« (1952), »Vera Cruz« (1954), »Marty« (1955), »Der Mann mit dem goldenen Arm« (1955), »In 80 Tagen um die Welt« (1956), »Wege zum Ruhm« (1957), »Die zwölf Geschworenen« (1957), »Zeugin der Anklage« (1958), »Getrennt von Tisch und Bett« (1958), »U 23 Tödliche Tiefen« (1958), »Flucht in Ketten« (1958), »Der Mann aus dem Westen« (1958), »Manche mögen´s heiß« (1959), »Porgy & Bess« (1959), »Wer den Wind säht« (1959), »Die glorreichen Sieben« (1960), »West Side Story« (1961), »Das Urteil von Nürnberg« (1961), »Der Gefangene von Alcatraz« (1962), »Taras Bulba« (1962), »James-Bond« (Filmreihe ab 1962), »Der rosarote Panther« (Filmreihe ab 1963), »Gesprengte Ketten« (1963), »Dr. Kimble auf der Flucht« (TV-Serie von 1963 – 1967), »A Fistful of Dollars« (1964), »What's New Pussycat?« (1965), »A Hard Day's Night« (1964), »For a Few Dollars More« (1965), »Help!« (1965), »The Good, the Bad and the Ugly« (1966), »Der Weg nach Westen« (1967), »In der Hitze der Nacht« (1967), »Navajo Joe« (1967), »Die Reifeprüfung« (1967), »Yellow Submarine« (1968), »Thomas Crown ist nicht zu fassen« (1968), »Die Luftschlacht um England« (1969), »Midnight Cowboy« (1969), »Alice's Restaurant« (1969), »Sabata« (1970), »Was Sie schon immer über Sex wissen wollten« (1972), »Das Gesetz bin ich« (1974), »18 Stunden bis zur Ewigkeit« (1974), »Rollerball« (1975), »Der Wind und der Löwe« (1975), »Einer flog über das Kuckucksnest« (1975), »Rocky« (Filmreihe ab 1976), »Carrie – Des Satans jüngste Tochter« (1976), »Network« (1976), »Welcome to L.A.« (1977), »Telefon« (1977), »Der Stadtneurotiker« (1977), »The Band« (1978), »Convoy« (1978), »F.I.S.T. – Ein Mann geht seinen Weg« (1978), »Coma« (1978), »Coming Home« (1978), »Apocalypse Now« (1979), »Hair« (1979), »Stardust Memories« (1980), »Long Riders« (1980), »Foxes« (1980), »Wie ein wilder Stier« (1980), »Heaven's Gate« (1980), »Die Nadel« (1981), »Tarzan – Herr des Urwalds« (1981), »Yentl« (1983), »WarGames« (1983), »Rain Man« (1988), »Showgirls« (1995), »Tank Girl« (1995), »Der Mann in der eisernen Maske« (1998), »Hotel Ruanda« (2004), »No Man’s Land« (2001), »Capote« (2005), »Von Löwen und Lämmern« (2007), »Operation Walküre – Das Stauffenberg-Attentat« (2008) und »Fame« (2009).

Text: Toralf Czartowski