Markenlexikon
William Seward Burroughs (1857 – 1898) entwickelte 1886 die erste funktionsfähige Additionsmaschine der Welt. Noch im gleichen Jahr gründete er in St. Louis/Missouri eine eigene Firma, die die Geräte herstellte. 1905 wurde der Firmensitz nach Detroit/Michigan verlegt. 1911 brachte Burroughs eine Maschine heraus, die nicht nur Zahlen addieren sondern auch subtrahieren konnte. 1923 folgte die Multiplikation. In den 1930er Jahren war Burroughs bereits der weltgrößte Hersteller von Kalkulationsmaschinen. Anfang der 1950er Jahre begann Burroughs mit der Entwicklung von Großrechneranlagen (Mainframes).
Von 1943 bis 1946 bauten die beiden Ingenieure John Presper Eckert (1919 – 1995) und John William Mauchly (1907 – 1980) an der University of Pennsylvania in Pittsburgh die elektronische Großrechenanlage ENIAC (Electronic Numerical Integrator and Computer). Die mit 18.000 Elektronenröhren bestückte und dreißig Tonnen schwere Anlage stand auf einer Fläche von 140 Quadratmetern. Der ENIAC war nach dem deutschen Zuse Z3 (1941) und dem britischen Colossus (1943), mit dem die verschlüsselten Nachrichten der deutschen Chiffriermaschine Enigma entschlüsselt wurden, einer der drei ersten Computer der Welt.
1946 machten sich Eckert und Mauchly in Philadelphia selbstständig und begannen mit der Entwicklung des Universal Automatic Computer (UNIVAC), der die Daten nicht mehr auf Lochkarten speicherte, sondern auf Magnetbändern. Dieses neue Verfahren war wesentlich schneller und vor allem platzsparender. Als den beiden Erfindern das Geld ausging, verkauften sie ihre Firma 1950 an den Büromaschinen- und Hausgerätehersteller Remington-Rand.
Remington-Rand geht einerseits auf einen 1816 von Eliphalet Remington (1768 – 1828) gründeten Waffen- und Schreibmaschinenhersteller zurück, andererseits auf den 1898 von James Rand gegründeten Tabelliermaschinenhersteller Rand-Kardex; beide Firmen schlossen sich 1927 zusammen.
Der erste UNIVAC ging 1951 an das Statistische Bundesamt, weitere Anlagen wurden an das Meinungsforschungsinstitut A.C. Nielsen, die Versicherungsgesellschaft Prudential und den Elektrokonzern General Electric (GE) geliefert. 1952 benutzte der Fernsehsender CBS einen UNIVAC zur Errechnung von Wahlergebnissen. Der vorausberechnete Sieg des Präsidentschaftskandidaten Dwight D. Eisenhower machte den UNIVAC in den frühen 1950er Jahren so berühmt, dass der Name synonym für Rechenanlage bzw. Computer verwendet wurde. Bis Mitte der 1950er Jahre blieb der UNIVAC der führende Computer der USA. Weite Verbreitung fanden die UNIVAC-Rechner bei Fluggesellschaften, die darauf ihr Buchungssystem betrieben.
1955 schloss sich Remington-Rand mit Sperry, einen 1910 von Elmer Ambrose Sperry (1860 – 1930) gegründeten Hersteller von Navigationssystemen für Schiffe und Flugzeuge, zusammen. Elmer Sperry hatte 1908 einen ballistischen Kreiselkompass für Schiffe entwickelt und 1912 den ersten funktionsfähigen Autopiloten für Flugzeuge. Ab 1953 beschäftigte sich Sperry auch mit dem Bau von Computern.
1971 erwarb Sperry-Rand die Computerabteilung der Radio Corporation of America (RCA), die 1959 den ersten voll mit Transistoren bestückten Computer entwickelt hatte. Mit dem Verkauf der Büromaschinen- und Konsumgüterproduktion wurde 1979 der Name Rand aus der Firmenbezeichnung gestrichen.
1986 schlossen sich Burroughs und Sperry zusammen. Zunächst sollte das fusionierte Unternehmen Sperroughs heißen, dann wurde jedoch ein weltweiter Mitarbeiterwettbewerb gestartet, der den neuen Namen Unisys (United + Information + System) hervorbrachte. Die Geschäftsfelder Sperry Aerospace und Sperry Marine Systems wurden anschließend an Honeywell und Tenneco verkauft. Ab den 1990er Jahren wandelte sich Unisys von einem reinen Hardwarehersteller zu einem IT-Dienstleister.
Text: Toralf Czartowski • Fotos: Public Domain