Markenlexikon

Unisys

Ursprungsland: USA

Hinter dem Namen Unisys verbergen sich mehrere Unternehmen, die in der Geschichte der IT-Branche einst klangvolle Namen hatten: Burroughs, Eckert-Mauchly Computer, Remington-Rand, Sperry-Rand, Sperry-Univac und UNIVAC.

William Seward Burroughs (1857 – 1898) entwickelte 1886 die erste funktionsfähige Additionsmaschine der Welt. Noch im gleichen Jahr gründete er in St. Louis/Missouri die American Arithmometer Company, die die neuen Geräte herstellte. 1905 wurde das Unternehmen in Burroughs Adding Machine Company umbenannt und der Hauptsitz nach Detroit/Michigan verlegt. 1911 brachte Burroughs eine Maschine heraus, die nicht nur Zahlen addieren sondern auch subtrahieren konnte. 1923 folgte die Multiplikation. In den 1930er Jahren war Burroughs bereits der weltgrößte Hersteller von Kalkulationsmaschinen. 1953 benannte sich die Burroughs Adding Machine Company in Burroughs Corporation um und begann mit der Entwicklung von Computern. In den 1950er, 1960er und 1970er Jahren gehörte Burroughs neben IBM und Remington-Rand/Sperry-Rand/Sperry-Univac zu den führenden Herstellern von Großrechnern (Mainframes).

Von 1943 bis 1946 bauten die beiden Ingenieure John Presper Eckert (1919 – 1995) und John William Mauchly (1907 – 1980) an der University of Pennsylvania in Pittsburgh die elektronische Großrechenanlage ENIAC (Electronic Numerical Integrator and Computer). Die mit 18.000 Elektronenröhren bestückte und 30 Tonnen schwere Anlage stand auf einer Fläche von 140 Quadratmetern. Der ENIAC war nach dem deutschen Zuse Z3 (1941) und dem britischen Colossus (1943), mit dem die verschlüsselten Nachrichten der deutschen Chiffriermaschine Enigma entschlüsselt wurden, einer der drei ersten Computer der Welt. 1946 machten sich Eckert und Mauchly mit der Electronic Controls Company in Philadelphia (ab 1948 Eckert-Mauchly Computer Corporation) selbstständig und begannen mit der Entwicklung des Universal Automatic Computer (UNIVAC). Der UNIVAC speicherte die Daten nicht mehr auf Lochkarten, sondern auf Magnetbändern. Dieses neue Verfahren war wesentlich schneller und vor allem platzsparender. Als den beiden Erfindern das Geld ausging, verkauften sie ihre Firma 1950 an den Büromaschinen- und Hausgerätehersteller Remington-Rand.

Der Farmer und Schmied Eliphalet Remington (1768 – 1828) gründete 1816 in Ilion Gulch/New York gemeinsam mit seinem Sohn Eliphalet Remington II (1793 – 1861) eine Waffenfabrik, die ab 1845, als Eliphalets II. Söhne Philo und Samuel in die Firma eingetreten waren, als E. Remington & Sons firmierte. Neben Gewehren, die zu den Besten gehörten, die der Markt damals zu bieten hatte, stellte die Firma ab 1873 auch Schreibmaschinen her. Die von dem Zeitungsverleger Christopher Latham Sholes (1819 – 1890) in den späten 1860er Jahren entwickelte Remington Number 1 war die erste in Serie gefertigte Schreibmaschine der Welt. Sholes und seine Miterfinder Carlos Glidden und Samuel Soule waren auch die Ersten, die die Tasten nicht alphabetisch anordneten, sondern nach mechanischen und ergonomischen Gesichtspunkten. Diese sogenannte QWERTY-Tastaturbelegung findet noch heute bei Schreibmaschinen- und Computertastaturen Anwendung. Doch bereits 1886 verkaufte Remington diesen Bereich an die Standard Typewriter Manufacturing Company, die sich 1902 in Remington Typewriter Company umbenannte.

Damit gab es nun zwei Firmen mit dem Namen Remington. Remington Arms stellt bis heute Waffen und Munition her; Remington Typewriter schloss sich 1927 mit Rand-Kardex Bureau, einem 1898 von James Rand gegründeten Hersteller von Tabelliermaschinen, zusammen. In den 1920er Jahren stellte Remington Arms kurzeitig auch Haushaltsartikel und Registrierkassen her; dieser Bereich wurde jedoch 1931 an die National Cash Register Company (NCR) verkauft. Ab 1937 produzierte Remington-Rand elektrische Rasierapparate und in den 1940er Jahren beschäftigte man sich auch mit der Entwicklung von Computern. Durch den Kauf der Eckert-Mauchly Computer Corporation (1950) und deren UNIVAC-Computer wurde Remington-Rand über Nacht zum größten US-Büromaschinen- und Computerhersteller.

Der erste UNIVAC ging 1951 an das Statistische Bundesamt, weitere Anlagen wurden an das Meinungsforschungsinstitut A.C. Nielsen, die Versicherungsgesellschaft Prudential und den Elektrokonzern General Electric (GE) geliefert. 1952 benutzte der Fernsehsender CBS einen UNIVAC zur Errechnung von Wahlergebnissen. Der vorausberechnete Sieg des Präsidentschaftskandidaten Dwight D. Eisenhower machte den UNIVAC in den frühen 1950er Jahren so berühmt, dass der Name synonym für Rechenanlage bzw. Computer verwendet wurde. Selbst IBM-Computer wurden damals als »UNIVAC von IBM« bezeichnet – sehr zum Ärger der IBM-Manager. Bis Mitte der 1950er Jahre blieb der UNIVAC der führende Computer der USA. Weite Verbreitung fanden die UNIVAC-Rechner bei Fluggesellschaften, die darauf ihr Buchungssystem betrieben.

Univac
Univac

1955 schloss sich Remington-Rand mit der Sperry Corporation, einem Hersteller von Navigationssystemen für Schiffe und Flugzeuge, zur Sperry-Rand Corporation zusammen.

Elmer Ambrose Sperry (1860 – 1930) war ein überaus vielseitiger Erfinder, der heute in einem Atemzug mit Thomas Alva Edison oder Alexander Graham Bell genannt wird. Bis zu seine Tode brachte er es auf über 360 Patente. Am bekanntesten ist der erste funktionsfähige Autopilot für Flugzeuge, den er 1912 konstruierte. Das Gerät bestand aus einem kardanisch aufgehängten Stabilisierungskreisel, dessen Drehebene sich gegenüber dem festen Gehäuse veränderte, sobald das Flugzeug Richtung oder Höhe änderte. Daraufhin wurden automatisch Steuerungsvorgänge ausgelöst, die die Abweichungen korrigierten. Bereits 1908 hatte Sperry einen ballistischen Kreiselkompass für Schiffe entwickelt, für dessen Produktion und Vermarktung er zwei Jahre später die Sperry Gyroscope Company gründete. Während des 1. Weltkriegs führte Sperry den ersten Autopiloten für Schiffe ein, den sogenannten »Metal-Mike«. Bald wurden nicht nur amerikanische Schiffe mit Navigationsgeräten von Sperry ausgestattet, sondern auch englische, japanische, französische, italienische und russische.

1928 verkaufte Elmer Sperry seine Firma an die Holdinggesellschaft North American Aviation, zu der diverse Flugzeugfirmen und Fluggesellschaften gehörten (Berliner-Joyce Aircraft, China Airways Federal, Curtiss Aeroplane and Motor, Curtiss Caproni, Curtiss Robertson Airplane, Douglas Aircraft, Eastern Air Transport, Ford Instrument, General Aircraft, Intercontinental Aviation, Keystone Aircraft, Moth Aircraft, North Aircraft, Pitcairn Aviation, Sperry Gyroscope, TWA Transcontinental and Western Air, Travel Air, Western Air Express, Wright Aeronautical). 1933 wurden mehrere North-American-Tochtergesellschaften (Sperry Gyroscope, Ford Instrument Company, Intercontinental Aviation) unter dem Dach der Holdinggesellschaft Sperry Corporation zusammengeschlossen.

Ab 1953 beschäftigte sich Sperry auch mit dem Bau von Computern, u.a. dem SPEEDAC (Sperry Electronic Digital Automatic Computer). 1971 erwarb Sperry-Rand die Computerabteilung der RCA Corporation; die Radio Corporation of America hatte 1959 den ersten voll mit Transistoren bestückten Computer entwickelt. Mit dem Verkauf der Büromaschinen- und Konsumgüterproduktion (Remington Products) wurde 1979 der Name Rand aus der Firmenbezeichnung gestrichen; das Unternehmen hieß nun wieder Sperry Corporation.

1986 schlossen sich die Sperry Corporation und die Burroughs Corporation, ebenfalls ein Hersteller von Mainframe-Computern, zur Unisys Corporation zusammen. Zunächst sollte das fusionierte Unternehmen Sperroughs heißen, dann wurde jedoch ein weltweiter Mitarbeiterwettbewerb gestartet, der den neuen Namen Unisys (United + Information + System) hervorbrachte. Gleichzeitig verkaufte Unisys die Aerospace-Division (Sperry Aerospace) an den Elektronikkonzern Honeywell, der die Marke Sperry nicht mehr verwendete, und die Marine-Division (Sperry Marine Systems) an Tenneco/Newport News Shipbuilding. 1996 veräußerte Tenneco Sperry Marine an den US-Schiffbau- und Rüstungskonzern Litton Industries, der ein Jahr später auch die traditionsreiche britische Firam Decca Marine erwarb. Sperry, Decca und C. Plath, eine deutsche Marinetechnikfirma, die schon seit 1962 zu Litton gehörte, wurden 1997 unter dem Namen Sperry Marine (Charlottesville/Virginia) zusammengeschlossen (Sperry Marine gehört seit 2001 zu Northrop-Grumman).

In den 1990er Jahren wandelte sich Unisys von einem reinen Hardwarehersteller zu einem IT-Dienstleister (Consulting, Systemintegration, Outsourcing, Infrastruktur-Services, Software, Server-Technologie); daneben stellt der Konzern auch weiterhin Großrechner (Mainframes) her.

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Public Domain