Markenlexikon
Transcontinental and Western Air Express (T&WA) entstand 1930 aus dem Zusammenschluss der Fluggesellschaften Transcontinental Air Transport (gegründet 1928 von Clement Melville Keys), Western Air Express (gegründet 1925 von Harris Hanshue), Maddux Air Lines (gegründet 1927 von Jack L. Maddux), Standard Air Lines (gegründet 1926 von Paul E. Richter, Jack Frye und Walter Hamilton) und der Pittsburgh Aviation Industries Corporation (gegründet 1928 von George R. Hann, C. Bedell Munro und Frederick W. Crawford). Die Fusion kam auf Druck des United States Postal Service zustande, das größere Fluggesellschaften für den Posttransport benötigte. 1931 verlegte das Unternehmen seinen Firmensitz von New York nach Kansas City/Missouri.
Da Boeing seine Flugzeuge Anfang der 1930er Jahre zuerst an die konzerneigene Fluggesellschaft United Air Lines lieferte und andere Fluggesellschaften lange auf ihre Bestellungen warten ließ, wandte sich TWA an die Douglas Aircraft Company aus Santa Monica/California, die seit ihrer Gründung 1921 nur Militärflugzeuge gebaut hatte, und gab ein Konkurrenzmodell in Auftrag. Douglas Aircraft entwickelte in relativ kurzer Zeit die DC-1 (das Kürzel DC stand für Douglas Commercial), einen zweimotorigen Ganzmetall-Tiefdecker für zwölf Passagiere. Das Serienmodell DC-2 (1934 – 1937) und die Nachfolgemodelle DC-3 (1935 – 1946), DC-4 (1938 – 1947), DC-5 (1939 – 1941), DC-6 (1946 – 1958) und DC-7 (1953 – 1958) wurden bald so erfolgreich, dass Douglas Aircraft zeitweise 90 Prozent des weltweiten zivilen Luftverkehrs beherrschte. Sogar William Boeing bestellte eine DC-5 als Privatflugzeug, da seine Firma kein vergleichbares Produkt im Programm hatte (er bekam 1940 den Prototyp). Vor allem die viermotorige DC-6 war lange Zeit für viele Airlines auf der ganzen Welt ein sicheres und robustes Arbeitspferd.
Infolge des Luftpost-Skandals von 1934, der durch Unregelmäßigkeiten bei der Vergabe von Luftpostverträgen ausgelöst wurde, spaltete sich T&WA wieder in zwei Unternehmen auf (T&WA, Western Air Express). Die Durchführung der Postflüge übernahm daraufhin kurzeitig das United States Army Air Corps (USAAC), ein Vorgänger der U.S. Air Force. Nachdem mehrere USAAC-Flugzeuge abgestürzt waren und die Kosten stiegen, wurde der Postflugbetrieb bereits im Sommer 1934 wieder reprivatisiert. Die in den Skandal verwickelten Fluggesellschaften durften sich an der neuen Ausschreibung nicht beteiligen, allerdings reichte schon eine kleine Namensänderung aus, um die alten Strecken zurückzuerhalten. American Airways benannte sich beispielsweise in American Airlines um, bei T&WA genügte der Zusatz Inc. Zu dieser Zeit befand sich T&WA im Besitz der Bank Lehman Brothers und des Unternehmers John Daniel Hertz, den Gründer der Chicagoer Taxigesellschaft Yellow Cab Company (1915), der Hertz-Autovermietung (1918) und des Busherstellers Yellow Coach Manufacturing Company (1923).
1939 übernahm der Unternehmer, Rekordflieger, Filmproduzent und Regisseur Howard Robard Hughes Jr. die Mehrheit der T&WA. Hughes' Wunsch nach einem viermotorigen Langstreckenflugzeug für vierzig Passagiere führte bei Lockheed zur Entwicklung der Lockheed Constellation (Erstflug 1943). Die Hughes Tool Company bestellte dann auch sogleich vierzig Constellations, die ab 1945 an TWA ausgeliefert wurden. Die Connie, wie sie die Piloten meist nannten, gehörte neben der Douglas DC-6 und der Ilyushin Il-18 zu den erfolgreichsten Langstrecken-Passagierflugzeugen der 1950er Jahre. 1966 musste sich Hughes auf gerichtliche Anweisung von seinen TWA-Aktien trennen, da die Richter einen Interessenskonflikt zwischen Hughes Aircraft (Zulieferer für die Flugzeugindustrie) und TWA (Flugzeugnutzer) sahen. Das Geld, das er für den Verkauf bekam, investierte er in mehrere Hotels und Casinos in Las Vegas.
Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs war T&WA eine reine Inlandsfluggesellschaft, erst 1945 beantragte man Lizenzen für mehrere Transatlantikrouten und war dann lange Zeit neben Pan Am eine der wenigen US-Fluggesellschaften, die außerhalb Amerikas tätig wurde. 1950 benannte sich Transcontinental and Western Air in Trans World Airlines (TWA) um. 1964 wurde der Hauptsitz von Kansas City wieder nach New York verlegt. 1969 konnte TWA erstmals den seit langem angestrebten Around-The-World-Dienst anbieten, nachdem man die Verkehrsrechte für die Pazifikrouten erhalten hatte.
1962 eröffnete TWA am New York International Airport (ab 1963 John F. Kennedy International Airport) das futuristische TWA Flight Center, das eine schnelle und reibungslose Passagierabfertigung gewährleisten sollte. Mit dem Aufkommen der Großraumjets wie Boeing 747 oder DC-10 in den 1970er Jahren erwies sich das Gebäude aufgrund der steigenden Passagierzahlen jedoch als ungeeignet. 2001 wurde das Terminal geschlossen, seit 1994 steht es unter Denkmalschutz. 2019 eröffnete im Hauptgebäude des ehemaligen Flight Centers das TWA Hotel. Als Cocktail-Bar dient eine restaurierte Lockheed Constellation L-1649 Starliner.
1967 entstand die Holdinggesellschaft Trans World Corporation (TWC), die neben der Fluggesellschaft TWA auch andere Unternehmen erwarb, u.a. die Hilton-Hotelkette. 1983/1984 gliederte TWC die Fluggesellschaft TWA als eigenständiges Unternehmen aus dem Konzern aus. 1985 wurde der Investor Carl Icahn Eigentümer von TWA. Die Trans World Corporation löste sich 1986 auf, Teile existierten jedoch unter dem Namen TW Services weiter. 1994 wurde der TWA-Hauptsitz nach St. Louis/Missouri verlegt, wo die Airline seit 1982 ihr Hauptdrehkreuz betrieb (St. Louis Lambert International Airport).
Seit Beginn der 1990er Jahre kam TWA aufgrund des rigorosen Verdrängungswettbewerbes in finanzielle Schwierigkeiten, die zweimal zum Konkurs führten (1992, 1995). Im Juli 1996 stürzt eine Boeing 747 der TWA mit 230 Menschen an Bord kurz nach dem Start vom New Yorker JFK-Airport über dem Atlantischen Ozean ab (TWA-Flug 800). Zunächst gab es Spekulationen über einen Bombenanschlag oder einen Raketenabschuss. Bald stellte sich jedoch heraus, dass ein freiliegendes Kabel im fast leeren mittleren Treibstofftank einen Kurzschluss verursacht hatte, der die Treibstoffgase im Tank zur Explosion brachte. Durch eine lange Standzeit auf dem Flughafen hatte die direkt unter dem Tank liegende Klimaanlage das in flüssigem Zustand nicht brennbare Kerosin stark erhitzt und in ein zündfähiges Kerosin-Sauerstoff-Gas verwandelt.
Anfang 2001 wurde TWA schließlich von der AMR Corporation, der Holdinggesellschaft von American Airlines, übernommen und mit American Airlines zusammengeschlossen. Seit 2015 betreibt American Airlines wieder eine Boeing 737-800 mit einer TWA-Lackierung. Die letzte originale TWA-Maschine, eine McDonnell-Douglas MD-83, blieb bis 2019 bei American Airlines in Dienst.
Text: Toralf Czartowski • Fotos: Public Domain