Taro Yagur – Kampf um Tanybur

Markenlexikon

Tungsram

Ursprungsland: Ungarn

Der Schlosser und Mechaniker Béla Egger (1831 – 1910) gründete 1862 in Wien ein Unternehmen, das Telegrafenausrüstungen herstellte. In einem Zweigwerk in Budapest entstanden Schwach- und Starkstromgeräte sowie Kohlefaser-Glühlampen nach einem Patent des Glühlampenerfinders Thomas Edison. Ab 1899 gingen die beiden Egger-Werke in Wien und Budapest als unabhängige Unternehmen getrennte Wege. Das Budapester Werk spezialisierte sich auf die Glühlampenproduktion; die Starkstromabteilung wurde 1907 in ein neues Unternehmen eingebracht und ging später, wie auch das Wiener Unternehmen, in den Besitz des Schweizer Elektrokonzerns Brown Boveri & Cie. (BBC; heute ABB) über.

1905 brachte das Budapester Werk die erste Glühlampe der Welt in den Handel, deren Glühfaden aus dem hochschmelzenden Element Wolfram bestand (das Element Wolfram besitzt von allen reinen Metallen mit 3.410 Grad Celsius den höchsten Schmelzpunkt). Die Wolfram-Lampen leuchteten nicht nur heller, sie waren auch wesentlich langlebiger. Dass sich Wolfram als Glühfaden eignet, hatten mehrere Chemiker kurz zuvor entdeckt (Sándor Just, Alexander Just, Franjo Hanaman, Alexander Lodygin). In Deutschland brachte Auer/Osram zur gleichen Zeit eine Wolfram-Glühlampe auf den Markt, in den USA folgte General Electric 1906. Aus der Kombination des englischen Wortes Tungsten (Wolfram) mit dem deutschen Wort Wolfram entstand 1909 der Markenname Tungsram, vermutlich in Anlehnung an die deutsche Marke Osram (Osmium + Wolfram).

1930 entwickelte der Physiker und Tungsram-Angestellte Imre Bródy die Krypton-Lampe, deren Glaskolben mit dem Edelgas Krypton gefüllt waren. Neben Glühlampen produzierte Tungsram auch Leuchtstoff-, Radio- und Fernsehbildröhren sowie Maschinen zur Glühlampen- und Röhrenherstellung. Die Tungsram-Produkte wurden zeitweise in über hundert Länder der Welt exportiert und die 1965 errichtete Fabrik in Nagykanizsa (Großkanizsa) ist bis heute eine der größten Lampenfabriken der Welt. Von 1989 bis 1994 wurde Tungsram von dem US-Konzern General Electric (GE) übernommen.

2018 erwarb der GE-Manager Jörg Bauer im Rahmen eines Management-buy-outs die Aktivitäten von GE Lightning in Afrika, Europa und dem Nahen Osten. Das neue Unternehmen firmierte als Tungsram, musste aber 2022 Insolvenz anmelden.

Text: Toralf Czartowski