Markenlexikon
Die meisten japanischen Autohersteller kamen auf Umwegen zum Automobil. Mitsubishi begann einst als Reederei und Handelsunternehmen, Honda mit Fahrrädern, Subaru mit Flugzeugen, Suzuki mit Webstühlen und Mazda als Korkproduzent. Und auch die Toyoda-Familie verdiente ihr erstes Geld nicht mit Autos, sondern mit Stoffen und dampfbetriebenen Webstühlen, die Sakichi Toyoda (1867 – 1930) selbst konstruierte und baute. Neben der 1926 gegründeten Firma Toyoda Automatic Loom Works betrieb Toyoda auch eine Weberei und Spinnerei. Das Geschäft mit den Webstühlen lief so gut, dass Sakichi Toyoda bald Maschinen und Patente in alle Welt verkaufen konnte. Mit dem so verdienten Geld stieg sein Sohn Kiichiro Toyoda (1895 – 1952) 1933 in die Automobilproduktion ein.
Der Maschinenbau-Ingenieur Kiichiro Toyoda hatte sich zuvor in Großbritannien und den USA nach den neuesten Produktionsmethoden umgeschaut. 1935 stellte er seinen ersten Wagen vor, einen Prototyp mit Chevrolet-Fahrgestell und japanischem Motor. Auch die Karosserie war noch amerikanisch inspiriert; die Frontseite ähnelte der des Chrysler Airflow und das Heck dem des Ford Torpedo. Die endgültige Version des ersten Toyoda-Automobils kam 1936 in den Handel. Zur gleichen Zeit begann das Unternehmen mit dem Bau von leichten Lastwagen, die auf einer Chevrolet-Konstruktion basierten. 1937 gründete Kiichiro Toyoda die Toyoda Motor Company, die ein Jahr später in Toyota Motor Company umbenannt wurde. Die neue Schreibweise des Namens war erstens kürzer und klang besser. Die Fabrik wurde in Koromo bei Nagoya errichtet – der Grundstein zu einem gigantischen Firmenkomplex, der 1959 den Namen Toyota City erhielt und heute aus zehn Fabriken besteht.
In den 1950er Jahren gingen die ersten Toyotas in den Export nach Asien, in den Nahen Osten und in die USA, zunächst hauptsächlich der seit 1951 gebaute Geländewagen Land Cruiser und der 1955 eingeführte Kleinwagen Toyopet Crown. 1954 nahm Toyota die Produktion von Pickup-Trucks und Lastwagen auf (anfangs ebenfalls Toyopet genannt). 1959 errichtete der Konzern in Brasilien das erste Auslandswerk. Das Jahr 1966 brachte für Toyota den internationalen Durchbruch. Der neue Corolla (jap. Blütenkelch) wurde nicht nur in Japan zum Verkaufserfolg. Mit diesem recht traditionell gehaltenen Mittelklassemodell nahm Toyota auch die Eroberung des europäischen Marktes in Angriff; 1971 kam der erste Corolla nach Deutschland.
Auf den Corolla (von 2006 bis 2019 trug die Corolla-Modellreihe in einigen europäischen Ländern den Namen Auris) folgten der Pickup-Truck Hilux (ab 1968), das Mittelklassemodell Carina (1970 – 2001; ab 1997 Avensis), der Sportwagen Celica (1970 – 2005), das Kompaktklasse-Modell Tercel (1978 – 2000) und der Kleinwagen Starlet (1978 – 1999). Mit dem RAV4 (ab 1994), einer Mischung aus Pkw und Geländewagen, etablierte Toyota in Europa das Fahrzeugsegment SUV (Sport Utility Vehicle). Ein Meilenstein der Automobilgeschichte war 1997 der Toyota Prius, das erste Großserienmodell mit einem Benzin-/Elektro-Hybridmotor. Besonders erfolgreich ist der Starlet-Nachfolger Yaris/Vitz (seit 1998), der in Japan (Yokohama) und Frankreich (Onnaing) gebaut und in vielen Ländern der Welt verkauft wird. Der Kleinstwagen Aygo (seit 2005) wurde bis 2022 gemeinsam mit PSA-Peugeot-Citroën (Peugeot 107, Citroën C1) in einem Werk in Kolín (Tschechien) gebaut. Außerhalb Europas bietet Toyota zahlreiche weitere Modelle an. Seit 1967 produziert Toyota das sehr konservative Oberklassemodell Century, das jedoch hauptsächlich in Japan und einigen arabischen Ländern verkauft wird. Speziell für die japanische Kaiserfamilie fertigte Toyota 2006 vier Century-Royal-Limousinen. Auch die japanischen Premierminister nutzen den Century.
In den 1980er Jahren wollte der Volumenhersteller Toyota, der bis dahin vor allem Klein- und Mittelklassewagen produzierte, sich auch international im Premium-Segment positionieren, um mit der S-Klasse von Mercedes-Benz, dem 7er BMW oder GM/Cadillac und Ford/Lincoln in den USA konkurrieren zu können. Dazu schuf man Anlehnung an das Wort Luxus die Marke Lexus. Der Prototyp Lexus LS 400 war 1985 fertig, der Öffentlichkeit vorgestellt wurden die beiden Modelle Lexus LS 400 und Lexus ES 250 jedoch erst 1989. In den Handel kamen sie 1989 (USA), 1990 (Europa) und 2006 (Japan). In Japan vermarktete man die Lexus-Modelle bis 2006 als Toyota. Für die jüngere Kundschaft wurde 2003 in den USA die Marke Scion eingeführt, wobei es sich jedoch lediglich um modifizierte Toyota-Modelle handelt. In Japan gibt es diese Marke schon seit 1997.
Zur Toyota Group gehören neben Toyota Motor (Pkw, Nutzfahrzeuge) und Toyota Industries (Fahrzeugteile, Fahrzeugproduktion, Gabelstapler, Hebebühnen, Lagertechnik, Motoren, Textilmaschinen) auch der Stahlhersteller Aichi Steel, der Autohersteller Daihatsu, der Fahrzeugzulieferer Denso und der Nutzfahrzeughersteller Hino Motors. Außerdem ist Toyota an Isuzu Motors, Subaru und Yamaha Motor beteiligt. Das Unternehmen ist inzwischen auch der weltgrößte Gabelstapler-Hersteller (der erste Toyota-Gabelstapler war 1956 produziert worden).
Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Pixabay.com, Public Domain