Markenlexikon
Die Ursprünge dieses Uhrenherstellers gehen einerseits auf die Brüder Robert Hawley Ingersoll (1859 – 1928) und Charles Henry Ingersoll (1865 – 1948) zurück, die 1879 in New York City ein kleines Versandhaus für Fahrradteile eröffneten, andererseits auf die 1857 in Waterbury/Connecticut gegründete Waterbury Clock Company. Hinter Waterbury stand die Benedict and Burnham Manufacturing Company, ein 1834 von Aaron Benedict (1785 – 1873) und Gordon Webster Burnham (1803 – 1885) gegründeter Hersteller von Messing- und Kupferinventar.
Zunächst produzierte die Firma Wand-, Stand- und Industrieuhren (engl. Clock). Für die Produktion von Taschenuhren (engl. Watch, Pocket Watch) wurde 1880 die Waterbury Watch Company ins Leben gerufen. Bereits zu dieser Zeit wurden die Waterbury-Uhren in die ganze Welt exportiert, vor allem jedoch nach Europa. Das Naugatuck Valley (nach dem Fluss Naugatuck, an dem Waterbury liegt) war damals das Zentrum der US-amerikanischen Uhrenindustrie, was dazu führte, dass man diese Region auch scherzhaft »Switzerland of America« nannte.
Ab 1892 stellte Waterbury die sogenannten »Ein-Dollar-Taschenuhren« für das Ingersoll-Versandhaus her. Ein Dollar entsprach damals in etwa einem Tageslohn. Die Billiguhr Yankee (Slogan: »The watch that made the dollar famous!«) von 1896 avancierte zur meistverkauften Uhr der damaligen Zeit; Ingersoll gewährte den Kunden eine Garantie von einem Jahr, was zu dieser Zeit ein Novum darstellte.
Durch den Erwerb der Trenton Watch Company aus Trenton/New Jersey (1908) und der bankrotten New Haven Watch Company aus Waterbury (1914), hinter der sich die frühere Waterbury Watch Company verbarg, kam Ingersoll zu zwei eigenen Uhrenfabriken, wo die Ingersoll-Uhren nun ebenfalls produziert wurden.
Waterbury Clock fertigte zu dieser Zeit hauptsächlich Armbanduhren für das Militär; dort benötigten vor allem die Bediener von Geschützen exakte und schnell ablesbare Zeitmesser. Das war auch die Geburtsstunde der Armbanduhr, die die bis dahin weit verbreiteten Taschenuhren bald verdrängten. Ab 1917 gab es die Yankee auch als Armbanduhr.
Infolge der Rezession nach dem Ende des Ersten Weltkriegs ging Ingersoll jedoch 1921 in Konkurs; ein Jahr später erwarb Waterbury Clock die Reste des Unternehmens und benannte sich anschließend in Ingersoll-Waterbury Company um. Die 1904 gegründete britische Ingersoll-Niederlassung in London wurde an das Management verkauft und bestand noch bis 1969. Ein weiterer Verkaufserfolg waren ab 1930 die Mickey-Mouse-Wecker.
1941 erwarb der norwegische Finanzier Thomas Fredrik Olsen (1897 – 1969), Besitzer zahlreicher Schiffe und der norwegischen Fluggesellschaft, der erst kurz zuvor in die USA gekommen war, die Mehrheit der Waterbury Clock Company. Sein Landsmann Joakim Lehmkuhl (1895 – 1984), Chef einer Zeitung und einer Elektrofirma, der ebenfalls vor der deutschen Besatzung Norwegens nach Amerika geflohen war, wurde daraufhin Vorstandschef. 1942 ließ Olsen eine neue Fabrik in Middlebury/Connecticut errichten, die zunächst Zünder und Kreiselkompasse für die U.S. Army und die British Army produzierte. 1943 wurde die Waterbury Clock Company in United States Time Company umbenannt. Zwei Jahre später ließ man sich den Markennamen Timex schützen, der ein bisschen an die Schweizer Uhrenmarke Rolex erinnern sollte.
1969 benannte sich dann auch das Unternehmen in Timex um. In den 1960er und 1970er Jahren wurde Timex dank der legendären Werbespots, in denen die Timex-Uhren allerlei spektakuläre Härtetests zu bestehen hatten, die meistverkaufte Uhrenmarke der USA. Ein kurzzeitiger Ausflug in die Computerbranche (1982 – 1984), gemeinsam mit der britischen Firma Sinclair Research, brachte jedoch nicht den gewünschten Erfolg, sodass sich das Unternehmen wieder ganz auf die Herstellung von Uhren konzentrierte. Besonders erfolgreich wurde das digitale Modell Ironman Triathlon (1986), das es in modifizierte Version bis heute gibt. Von 1950 bis 1975 produzierte U.S. Time/Timex auch die Sofortbildkameras für Polaroid.
Das Unternehmen, das bis heute der Olsen-Familie gehört, fertigt auch Uhren der Marken Nautica Watches (Kauf 1994), Opex (Kauf 2000), TX (Eigenmarke seit 2006) und Vincent Bérard (Kauf 2006), außerdem Uhren für Guess, Marc Ecko, Salvatore Ferragamo, Valentino und Versace. Produziert werden die Timex-Uhren in China (Kowloon/Hong Kong), Indien (Baddi, Noida) und auf den Philippinen (Lapu-Lapu City/Cebu). Die letzte Timex-Fabrik in den USA (Little Rock/Arkansas) wurde 2001 geschlossen. Die Nobeluhrenmarke Vincent Bérard betreibt eine Werkstatt in La Chaux-de-Fonds (Schweiz). Entwicklungsabteilungen gibt es in den USA, Deutschland und Italien.
Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Pixabay.com, Public Domain