Markenlexikon
Erik Natanael Åkerlund (1877 – 1940) und Anders Ruben Rausing (1895 – 1983) errichteten 1929 im schwedischen Lund die Verpackungsfabrik Åkerlund & Rausing. Rund 15 Jahre später entwickelten der Chemiker Erik Wallenberg (1915 – 1999), der Ingenieur Harry Järund und der Verkaufsleiter Erik Torudd pyramidenförmige Pappverpackungen für flüssige Lebensmittel, die innen mit Kunststoff beschichtet waren, sodass die Flüssigkeiten den Karton nicht durchweichen konnten. Die grundlegende Idee stammte von Rausing, der sich von Wurstpelle inspirieren ließ. Der Name Tetra Pak entstand aus »Tetrahedron shaped paper packaging« (engl. zu einem Tetraeder geformte Papierverpackung). 1952 lieferte die neugegründete Akerlund & Rausing-Tochtergesellschaft Tetra Pak die erste Abfüllanlage an eine Molkerei in Lund.
Neben schwedischen Molkereien war die italienische Parmalat-Molkerei eine der ersten Firmen, die diese neuartigen Verpackungen verwendeten. Das 1963 eingeführte Tetra-Brik-System (viereckige Verpackungen) ist das heute am meisten verwendete Verpackungssystem von Tetra Pak. In den 1960er Jahren eroberten die Tetra Paks ganz Europa, selbst in der DDR gab es Milch und Kakao für Schulkinder in den Papp-Pyramiden. Daneben werden auch Kondensmilch, Fruchtsäfte und Tafelwein in Tetra Paks abgefüllt, seit einiger Zeit sogar Gemüseprodukte.
Die Pappkartons haben gegenüber Pfandflaschen aus Glas einige Vorteile: die leeren Verpackungen, die auf einer Rolle in die Abfüllbetriebe geliefert werden, benötigen wesentlich weniger Platz und sie wiegen deutlich weniger, was den Transport insgesamt billiger und umweltfreundlicher macht. Eine Rolle enthält bis zu 18.000 Einzelpackungen, auf eine Euro-Palette passen sechs Rollen (108.000 einzelne Kartons). Auf der gleichen Fläche lassen sich dagegen nur einige hundert Plastik- oder Glasflaschen unterbringen. Inzwischen werden die Tetra Briks auch mit Aluminiumfolie beschichtet, wodurch der Karton licht- und sauerstoffundurchlässig wird. Da sich die Kartons teilweise umständlich öffnen ließen, besitzen sie seit einigen Jahren Schraubverschlüssen aus Kunststoff.
1993 übernahm Tetra Pak den schwedischen Alfa-Laval-Konzern, einen führenden Hersteller von Anlagen für die Nahrungsmittelindustrie (u.a. Melkanlagen), und wurde damit zum weltweit größten Anbieter von Komplettlösungen, von der Konzeption und Installation, über Verarbeitungsanlagen und Verpackungssysteme bis hin zum technischen Service. 2003 erwarb Tetra Laval die französische Firma Sidel, einen führenden Hersteller von PET-Flaschen. Der Hauptsitz des Tetra-Laval-Konzerns befindet sich heute in Pully bei Lausanne (Schweiz).
Text: Toralf Czartowski