Markenlexikon

Teledyne

Ursprungsland: USA

Der an der U.S. Naval Academy und am Massachusetts Institute of Technology (MIT) ausgebildete Elektroingenieur Henry Earl Singleton (1916 – 1999) arbeitete während des Zweiten Weltkriegs beim Naval Ordnance Laboratory, in der Submarine Warfare Operations Research Group und beim CIA-Vorgänger OSS (Office of Strategic Services), da er die körperlichen Voraussetzungen für den Militärdienst nicht erfüllte. Nach dem Ende des Krieges war er als Ingenieur und Manager bei Konzernen wie General Electric, Hughes Aircraft, ITT, Litton Industries und North American Aviation beschäftigt.

1960 gründete er gemeinsam mit seinem Litton-Kollegen George Kozmetsky (1917 – 2003) in Beverly Hills/California die Firma Instrument Systems, die schon kurz darauf in Teledyne umbenannt wurde. Der Name setzt sich aus den Wörtern »Tele« (griech. fern) und »dyne« (eine veraltete Maßeinheit der Kraft) zusammen. Finanziert wurde das Unternehmen von dem legendären Risikokapitalgeber Arthur Rock, der später auch Apple Computer das erste Kapital beschaffte. Singleton und Kozmetsky steckten das Geld, das sie aus ihren Litton-Aktienoptionen erhielten, in die neue Firma.

Das Ziel der Gründer war von Anbeginn, das Unternehmen hauptsächlich durch den Erwerb anderer Firmen aufzubauen. Die erste Akquisition, der Elektronikhersteller Amelco, erfolgte noch im Herbst des Gründungsjahres. Weitere bedeutende Übernahmen waren 1966 Vasco Metals (Spezialmetalle), 1967 Wah Chang (Spezialmetalle), 1967 Water Pik (Mundduschen), 1968 Packard-Bell (Radio- und TV-Geräte) sowie 1969 Continental Motors (Flugmotoren) und Ryan Aeronautical (Experimental- und Forschungs-Flugzeuge, Flugzeugteile, Zielflugkörper).

Teledyne produzierte in den 1960er und 1970er Jahren Flugzeuginstrumente, Hydrauliksysteme, Hubschrauber-Steuerungssysteme, Integrierte Schaltkreise, Mikrowellenröhren, Miniatur-Fernsehkamerasender, Motoren für Flugzeuge und Panzer, Mundduschen, Offshore-Bohranlagen, seismische Messgeräte, Speziallegierungen, Unterhaltungselektronik und Werkzeugmaschinen. Außerdem hielt das Unternehmen zahlreiche Beteiligungen, u. a. an Argonaut Insurance, Brockway Glass, Colt, Curtiss-Wright, Eltra, Federal Paper Board, GAF, International Harvester, Litton Industries, Walter Kidde, Reichhold Chemicals, Rexnord und United Insurance.

Die Gewinne wurden in dieser Zeit vor allem für Unternehmensbeteiligungen ausgegeben, was dazu führte, dass die Investitionen für Forschung und Entwicklung sowie für die Instandhaltung von Anlagen und Ausrüstungen weit unter dem Branchendurchschnitt lagen. Das Unternehmen verlor dadurch an Wettbewerbsfähigkeit und letztlich auch Aufträge.

In den frühen 1980er Jahren hatte der Konzern zahlreiche Probleme. Continental Motors verlor den Auftrag für die Lieferung von Motoren für den Panzer M1 Abrams, das Versicherungsgeschäft geriet in Schwierigkeiten, das weltweite Quasi-Monopol bei der Produktion von Zirkonium schrumpfte immer mehr zusammen, bei unbemannten Flugzeugen für militärische Zielübungen und Aufklärungsflüge wurde Ryan Aeronautical von Northrop überholt und beim Versuch die Panzersparte von Chrysler zu kaufen, dem Hauptkontraktor für den M1, hatte Teledyne Continental Motors gegenüber General Dynamics das Nachsehen. Auch das Aktienportfolio geriet aufgrund von fallenden Aktien der International Harvester Company (IHC) in Turbulenzen. Die Schwierigkeiten führte dazu, dass Teledyne sich ab Mitte der 1980er Jahre von einigen Beteiligungen, Tochtergesellschaften und Geschäftsbereichen trennte (Industriegummi, Ölfeldausrüstungen, Unterhaltungselektronik, Versicherungssparte).

Anfang der 1990er Jahre kam der Konzern erneut in Schwierigkeiten, einerseits wegen der Kürzungen bei den staatlichen Militärausgaben nach dem Ende des Kalten Krieges, anderseits wegen Qualitätsproblemen bei Raketenteilen und der Bestechung von ausländischen Beamten, um Aufträge zu erhalten. Teledyne wurde von der US-Regierung mit einem zeitweisen Verbot belegt, sich um Regierungsaufträge zu bewerben. Das Unternehmen bestritt die meisten Vorwürfe zwar, bekannte sich dann aber doch schuldig und zahlte eine Strafe von dreißig Millionen Dollar, um das angeschlagene Image zu retten und auch weiterhin Regierungsaufträge zu erhalten, die damals mehr als ein Drittel des Geschäfts ausmachten.

1996 wurde Teledyne von dem Stahlhersteller Allegheny Ludlum aus Pittsburgh übernommen, der schon Mitte der 1980er Jahre Interesse an der Spezialmetallsparte gezeigt hatte. Allegheny Teledyne verkaufte 1999 die Verbrauchersparte (Water Pik) und gliederte die Geschäftsbereiche Luft- und Raumfahrt sowie Elektronik in das neu gegründete Unternehmen Teledyne Technologies aus. Das Spezialmetallgeschäft firmierte nun als Allegheny Technologies. Ryan Aeronautical wurde 1999 an Northrop-Grumman verkauft, Continental Motors 2011 an den chinesischen Staatskonzern AVIC.

Teledyne ist in den Bereichen Aerospace and Defense Electronics (elektronische Komponenten und Systeme für die Luft- und Raumfahrt und Verteidigungsindustrie), Digital Imaging (digitale Bildgebungsprodukte wie Infrarotdetektoren, Kameras und optisch-mechanische Baugruppen), Instrumentation (Überwachungs- und Kontrollinstrumente für die Bereiche Schifffahrt, Umwelt, Wissenschaft, Industrie und Verteidigung) und Engineered Systems (Systemtechnik für die Bereiche Energie, Raumfahrt, Umwelt und Verteidigung) tätig.

Text: Toralf Czartowski