Markenlexikon

Technicolor

Ursprungsland: USA

Die 1915 von Herbert Thomas Kalmus ( (1881 – 1963), Daniel Frost Comstock (1883 – 1970) und William Burton Westcott in Boston gegründete Technicolor Motion Picture Corporation entwickelte mehrere Verfahren zur Aufnahme, Wiedergabe und Kopierung zwei- und dreifarbiger Filme. Der erste Film in Zweifarb-Technicolor war 1916 »The Gulf Between«, der erste Dreifarb-Technicolor-Film 1933 »Flowers and Trees«. Der endgültige Durchbruch des Farbfilms gelang 1935 mit »Becky Sharp«, dem ersten abenderfüllenden Spielfilm im Dreifarb-Technicolor-Verfahren. Der Name Technicolor entstand in Anlehnung an das Massachusetts Insitute of Technology (MIT), wo Kalmus und Comstock studiert hatten.

Seit den frühen 1950er Jahren beschäftigte sich die Firma hauptsächlich mit der Weiterverarbeitung bereits entwickelter Farbnegativfilme fremder Hersteller. Im Vorspann sind diese Filme als »Print by Technicolor« gekennzeichnet. Der letzte Original-Technicolor-Film (Color by Technicolor) war 1978 der »Der weiße Hai II«. Technicolor betrieb jedoch weiterhin in mehreren Ländern Filmlaboratorien zur Herstellung von Filmkopien auf CD, DVD und Videokassetten sowie später auch digitale Nachbearbeitungseinrichtungen für Kinofilme und Digitalkino-Systeme. Zu den Kunden gehörten Filmstudios wie 20th Century Fox, DreamWorks, Paramount Pictures, Sony Pictures, Walt Disney und Warner Bros., aber auch Spiele- und Softwarehersteller wie Atari, Electronic Arts und Microsoft. Daneben entwickelte Technicolor die Breitwandverfahren Technirama (ab 1957) und Techniscope (ab 1963).

Größere Technicolor-Niederlassungen mit Labors bestanden in den USA (Hollywood), Großbritannien (London) und Italien (Rom), wo viele Spielfilme für den internationalen Markt gedreht wurden, in den 1950er Jahren kurzzeitig auch in Paris. 2001 wurde Technicolor von dem damals staatlichen französischen Elektronikkonzern Thomson (vormals Thomson-Brandt) übernommen, der zuvor sein Defence-Elektronikgeschäft abgespalten hatte (heute Thales). Nachdem Thomson auch sein Consumer-Electronics-Geschäft aufgegeben hatte, benannte sich das Unternehmen 2010 in Technicolor um.

2022 kam es zu einer weiteren Umbenennung in Vantiva. Die Technicolor Creative Studios wurden in diesem Zusammenhang verselbstständigt. Vantiva behielt die Geschäftsbereiche Connected Home (Android-TV-Boxen, Breitbandmodems), Supply Chain Solutions (Herstellung, Vervielfältigung, Verpackung und Vertrieb von Blu-Ray-Discs, CDs, DVDs und Vinyl) und Smart Spaces (Überwachungssysteme für Selfstorage-Einrichtungen). Technicolor ist ein Dienstleister für die Film-, TV-, Spiele- und Werbeindustrie (Animation, CGI, Motion-Design, Post-Production, VFX, Virtual Production). Der Technicolor-Hauptsitz befindet sich in Paris.

Text: Toralf Czartowski