Markenlexikon

Tanqueray

Ursprungsland: Großbritannien

Die Tanquerays kamen Anfang des 18. Jahrunderts als französische Protestanten (Hugenotten) nach England, wo sie sich in Tingrith/Bedfordshire niederließen. Edward Tanqueray (1762 – 1847) war lange Zeit Reverend (Pfarrer) von Tingrith. Sein Sohn Charles Tanqueray (1810 – 1865) sollte eigentlich ebenfalls einen geistlichen Beruf ergreifen. Er interessierte sich jedoch mehr für die Wissenschaften. Zusammen mit seinem älteren Bruder Edward Tanqueray (1805 – 1838) und Arthur Currie (1804 – 1875) erwarb er 1835 die Bloomsbury Distillery, einen Gin-Hersteller in der Vine Street, im Londoner Stadtteil Bloomsbury.

Vorläufer des heutigen Gins war der holländische Genever oder Jenever, ein Getreidebranntwein mit Wacholder, der zunächst nur als Medizin in Apotheken verkauft wurde. Der Begriff Genever stammt vom lateinischen Wort »juniperus« (Wacholder) ab. Entwickelt hatte ihn Mitte des 15. Jahrhunderts der Arzt Dr. Franciscus de la Boe an der Universität Leiden. Der Holländer Wilhelm III. von Oranien, der 1689 englischer König wurde, brachte den Genever nach England, wo aus Genever Gin wurde. Außerdem erlaubte er jedem Engländer, Wacholderschnaps zu brennen, während er Spirituosen vom europäischen Festland mit hohen Einfuhrzöllen belegte. Daher wurde Gin in Großbritannien bald sehr populär. Dieser selbstgebrannte Gin war jedoch häufig von miserabler Qualität.

Das wollte der Schotte Alexander Gordon, der 1769 in London eine Gin-Destillerie eröffnete, grundlegend ändern, was aufgrund des guten Wassers im Norden Londons, dem dreifach gebranntem Neutralalkohol und ausgewählter Zutaten auch nicht sonderlich schwierig war. Im Gegensatz zu anderen Gin-Herstellern der damaligen Zeit ersetzte er den Zucker durch Geschmacksstoffe wie Koriandersamen, Echtem Engelwurz sowie Orangen- und Zitronenschalen, die zu einem weniger starken Gin führten. Diese Art der Destillation wurde später als London Dry Gin oder London Gin bekannt.

Charles Tanqueray wollte seinem Konkurrenten in Bezug auf die Qualität in nichts nachstehen oder ihn sogar noch übertreffen. Nachdem er eine Zeitlang mit verschiedenen Zutaten experimentiert hatte, entschied er sich für Angelikawurzel, Koriandersamen, Süßholz und Wacholder. An dieser Zusammensetzung hat sich bis heute nichts mehr verändert. 1847 begann Tanqueray mit dem Export seines Gins in die britischen Kolonien.

1898 schlossen sich die beiden Londoner Rivalen schließlich zu einer Firma zusammen. Charles Waugh Tanqueray (1848 – 1931), der Sohn des Gründers, setzte sich zur Ruhe und Gordon-Eigentümer Reginald Charles Wilford Currie (1854 – 1922) übernahm die Geschäftsführung von Tanqueray Gordon. Die Tanqueray-Produktion verlegte man daraufhin in die Gordon's Fabrik in der Londoner Goswell Road.

1922 wurde Tanqueray Gordon von dem Whisky-Konzern DCL Distillers Company Limited (Black & White, Buchanan's, Dewar's, Dimple, Haig, Johnnie Walker) übernommen. Nach dem Ende der Prohibition vermarktete man Tanqueray vor allem in den USA, Gordon's in Großbritannien. Den ersten Drink, den sich Präsident Franklin D. Roosevelt anlässlich des Endes der Prohibition 1933 im Weißen Haus genehmigte, war ein Gin-Tonic mit Tanqueray-Gin. Tanqueray ist bist heute einer der meistverkauften Gins in den USA.

Als die Kapazitäten der Goswell-Road-Fabrik an ihre Grenzen stießen, wurde 1984 eine neue Produktionsanlage in Laindon/Essex errichtet. 1986 ging die DCL in den Besitz des irischen Bierkonzerns Guinness (Guinness, Harp, Kilkenny, Smithwick's) über. Aus dem Zusammenschluss von Guinness mit dem britischen Spirituosen- und Nahrungsmittelkonzern Grand Metropolitan (Baileys, Bombay Gin, Burger King, Cinzano, Green Giant, Häagen Daz, J&B, José Cuervo, Gilbey's, Metaxa, Pillsbury, Smirnoff) entstand 1997 der Diageo-Konzern.

Tanqueray Gin, Gordon's Gin und Smirnoff Vodka werden seit 1998 in der schottischen Cameronbridge Distillery in Windygates, rund 25 Kilometer nordöstlich von Edinburgh, hergestellt. Die ursprüngliche Whisky-Brennerei war 1824 von John Haig gegründet worden.

Text: Toralf Czartowski