Markenlexikon

Sunoco

Ursprungsland: USA

Der Bankier Edward Octavius Emerson (1834 – 1912) und der Immobilienhändler Joseph Newton Pew (1848 – 1912) gründeten 1881 zunächst die Keystone Gas Company und ein Jahr später die Penn Fuel Company, die Pittsburgh/Pennsylvania mit Erdgas versorgte. 1884 verkauften beide ihre Anteile an der Penn Fuel Company und gründeten 1886 in Pittsburgh die People Natural Gas Company. Nachdem Emerson und Pew von neuen Ölfunden im Nordwesten Ohios gehört hatten, mieteten sie dort zwei Ölquellen an. 1890 gründeten sie schließlich ein weiteres Unternehmen, die Sun Oil Company of Ohio. 1894 riefen sie gemeinsam mit der Merriam and Morgan Paraffine Company aus Cleveland die Diamond Oil Company ins Leben, die den Raffineriebetreiber Crystal Oil Company aus Toledo/Ohio kaufte. 1895 ging die Raffinerie vollständig in den Besitz von Sun Oil über. 1899 zog sich Emerson aus dem Unternehmen zurück und verkaufte seine Anteile an Pew, der das Unternehmen 1901 als Sun Company neugründete.

Nachdem 1901 im Süden von Texas Öl entdeckt worden war, wurde Sun auch dort tätig. Für die Verarbeitung des texanischen Erdöls ließ Pew zur selben Zeit eine weitere Raffinerie in Marcus Hook/Pennsylvania am Delaware River errichten. Das Öl wurde mit einem firmeneigenen Tanker von Texas nach Pennsylvania verschifft, was wesentlich billiger war, als der Transport auf dem Landweg. 1916 gründete Sun südlich von Philadelphia am Delaware River die Sun Shipbuilding and Dry Dock Company, die neben Tankern auch Frachter und Kriegsschiffe baute (die Schiffbauaktivitäten wurden 1982 an die Levingston Shipbuilding Company verkauft). 1917 entstand in Montréal eine kanadischen Tochtergesellschaft (Sun Company of Canada).

Bis in die späten 1910er Jahre produzierte Sun hauptsächlich Schmier- und andere Industrieöle. Als der Fahrzeugbestand in den USA immer mehr anstieg, begann das Unternehmen mit der Produktion von Benzin. 1920 eröffnete die Firma die ersten Sunoco-Tankstellen in Ardmore (Pennsylvania) und Toledo (Ohio). 1922 kam es erneut zu einer Umfirmierung, diesmal in Sun Oil Company. Im gleichen Jahr nahm Sun Oil in Marcus Hook eine neue Hochdruck-Crackanlagen in Betrieb. 1925 wurden Sun-Oil-Aktien erstmals an der New York Stock Exchange gehandelt.

1931 baute Sun die erste Langstrecken-Ölpipeline der USA. Sie führte von Twin Oaks/Pennsylvania, über Syracuse/New York bis nach Cleveland/Ohio. Mit der Sperry-Sun Well Surveying Company (Jointventure mit der Sperry Gyroscope Company) stieg Sun Oil 1930 in die Entwicklung und Produktion von Ölbohrgeräten ein (dieses Geschäftsfeld wurde 1982 verkauft). 1941 entstand die Cordero Mining Company in Nevada zum Abbau von Quecksilber für Motorenöle (wurde 1993 an die Kennecott Coal Company verkauft).

Sunoco
Sunoco

1953 beteiligte sich Sun Oil an der Gründung der Great Canadian Oil Sands Ltd., die die Ölsandlagerstätten im Norden der kanadischen Provinz Alberta entwickelte (die Förderung begann 1967). 1979 wurden die kanadischen Sun-Oil-Aktivitäten mit der Great Canadian Oil Sands Ltd. zur Suncor Inc. zusammengeschlossen. Von 1981 bis 1995 verkaufte Sun Oil Suncor (und die Marke Sunoco in Kanada) in mehreren Schritten. Seit 1997 firmiert das Unternehmen als Suncor Energy Inc. und gehört neben Syncrude Canada und Albian Sands Energy zu den führenden Ölgesellschaften, die aus dem kanadischen Ölsand (eine Mischung aus Bitumen, Ton, Sand, Wasser) Öl gewinnen.

1957 entdeckte Sun Oil im Maracaibo See (Venezuela) große Ölvorkommen. Dieses Aktivitäten wurden jedoch 1975 verstaatlicht. 1968 erwarb Sun Oil die Sunray DX Oil Company aus Tulsa/Oklahoma, die mehrere Raffinerien besaß und mit ihrer Marke DX vor allem im Mittleren Westen präsent war, während Sun Oil hauptsächlich in den östlichen Bundesstaaten tätig war. Ab 1965 engagierte sich Sun Oil in der britischen Nordsee; ein Jahr später wurde das Hewett-Gasfeld entdeckt.

1976 benannte sich das Unternehmen in Sun Company Inc. um. Ab Ende der 1970er Jahre erwarb Sun mehrere nationale und internationale Öl- und Rohstoffunternehmen (u.a. 1979 Elk River Resources Inc. Kentucky/Virginia, 1980 Texas Pacific Oil Company Inc. und Viking Oil Limited London, 1983 Whitaker Coal Corporation Kentucky, 1984 Exceter Oil Company, Victory Oil Company, Petro-Lewis Corporation, 1985 das Ostküsten-Tankstellennetz, eine Raffinerie und das Pipelinesystem der Atlantic-Richfield Company). Ab 1983 war Sun auch mit Bohrinseln an der chinesischen Küste vertreten.

Ab Ende der 1980er Jahre zog sich Sun allmählich aus dem Upstream-Geschäft zurück. Die Tochtergesellschaft Sun Exploration and Production Company wurde 1988 ausgegliedert und an die Sun-Aktionäre verkauft. Auch die Beteiligung an Suncor reduzierte man nach und nach. Das Unternehmen konzentrierte sich nun mehr auf die Vermarktung von Benzin, Schmierstoffen, Chemikalien sowie auf die Logistik. 1996 verkaufte Sun sein internationales Öl- und Gasproduktionsgeschäft an die Agip (U.K.) Limited, die zum italienischen ENI-Konzern gehörte. 1998 benannte sich die Sun Company nach ihrer bekanntesten Marke in Sunoco Inc. um. 2010/2011 stieg das Unternehmen mit der Verkauf der Raffinerien in Pittsburgh, Toledo und Marcus Hook/Pennsylvania aus dem Raffinieriegeschäft aus.

2012 wurde Sunoco von der Energy Transfer LP aus Dallas/Texas, einem Betreiber von Erdgas-Pipelines und - Speichern, übernommen. Daraufhin verlegte man den Sunoco-Firmensitz von Pittsburgh nach Dallas. Nachdem Energy Transfer 2014 die Susser Holdings Corporation (APlus, Stripes Convenience Stores, Valero Energy) übernommen hatte, wurden Sunoco und Susser zur Sunoco LP zusammengeschlossen. Nach dem Verkauf der Einzelhandelsaktivitäten 2018 gehört Sunoco weiterhin zu den größten Tankstellenketten in den USA, wobei sich die einzelnen Stationen nicht im Besitz des Unternehmens befinden, sondern von anderen Unternehmern betrieben werden.

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Public Domain