Markenlexikon

Suez

Ursprungsland: Frankreich

Der Ingenieur Ferdinand Marie Vicomte de Lesseps (1805 – 1894), der französische Vizekonsul in Ägypten, erhielt 1854 vom ägyptischen Vizekönig Said Pascha eine vorläufige Konzession auf 99 Jahre zum Bau und späteren Betrieb des Suez-Kanals (benannt nach der ägyptischen Stadt Suez am Südende des Kanals). Zur Durchführung des Projektes wurde 1858 mit französischem Kapital in Paris die Compagnie universelle du Canal du Suez gegründet. Aufgabe der Gesellschaft war die Finanzierung, der Bau und der Betrieb des Suez-Kanals. Die Bauarbeiten dauerten von 1859 bis 1869. Am 17. November 1869 wurde der Kanal von der französischen Kaiserin Eugénie eröffnet. 1875 verkaufte die hochverschuldete ägyptische Regierung 44 Prozent der Suez-Kanal-Aktien an Großbritannien.

Nachdem der damalige ägyptische Präsident Gamel Abd el-Nasser den Suez-Kanal im Juli 1956 verstaatlicht und die Anteilseigner Frankreich und Großbritannien gegen Zahlung einer finanziellen Entschädigung enteignet hatte, wurde die Betreibergesellschaft zwei Jahre später nach Frankreich verlegt und in eine Investmentgesellschaft umgewandelt (Compagnie Financière de Suez).

Die Verstaatlichung des Suez-Kanals löste im Oktober 1956 eine militärische Intervention Großbritanniens, Frankreichs und Israels in Ägypten aus. Durch massiven politischen und wirtschaftlichen Druck der USA, der Sowjetunion (die auch mit Gewalt drohte) und der UNO zogen sich die Angreifer bis Anfang 1957 wieder aus Ägypten zurück. Insbesondere Großbritannien büßte in der Folge der Suezkrise seine Weltmachtstellung endgültig ein, während die USA nun zum alleinigen Verteidiger westlicher Interessen im Nahen Osten aufstieg.

Die Compagnie Financière de Suez gründete 1959 die Banque de Suez et de l'Union des Mines (ab 1978 Banque Indosuez) und beteiligte sich an zahlreichen Unternehmen, Banken und Versicherungsgesellschaften (u.a. 1967 Lyonnaise des Eaux, 1974 Banque de l'Indochine, 1987 Société Générale de Belgique, 1989 Groupe Victoire, 2005 Electrabel). 1982 wurde die Compagnie Financière de Suez verstaatlicht, jedoch schon 1987 wieder reprivatisiert. Ab 1990 firmierte das Unternehmen als Compagnie de Suez.

1994 verkaufte Suez das Versicherungsgeschäft (Groupe Victoire) an die britische Commercial Union und 1996 die Bankaktivitäten (Banque Indosuez) an Crédit Agricole.

1997 schlossen sich Suez und der Wasserversorger Lyonnaise des Eaux, an dem Suez seit 1967 beteiligt war, zu einem Unternehmen mit dem Namen Suez Lyonnaise des Eaux zusammen (seit 2001 Suez), das sich seitdem auf die Strom- und Wasserversorgung sowie Abfallbeseitigung (seit 1979 unter dem Namen Sita) konzentrierte. Das Baugeschäft (Dumez-GTM), das Lyonnaise des Eaux 1990 erworben hatte, wurde im Jahr 2000 an SGE (Société générale d'entreprises; nun Vinci) verkauft. Auch die Medienbeteiligungen, die Lyonnaise des Eaux ab Mitte der 1980er Jahre erworben hatte (M6, Noos, Paris Première, TPS), veräußerte Suez zwischen 2002 und 2005.

Wegen eines möglichen feindlichen Übernahmeversuchs durch den italienischen Stromversorger Enel kam es 2007/2008 zum Zusammenschluss mit dem halbstaatlichen Energiekonzern Gaz de France. Durch den Zusammenschluss von GdF und Suez war der französische Staat mit rund 40 Prozent an dem neuen Unternehmen GDF-Suez beteiligt.

Zur gleichen Zeit brachte Suez sein Wasser- und Abfallgeschäft (Degrémont, Lyonnaise des Eaux, Ondeo, Sita, Safège, United Water Resources) unter dem Namen Suez Environnement an die Börse. GDF-Suez war anschließend mit 35 Prozent an diesem Unternehmen beteiligt. GDF-Suez benannte sich 2015 in Engie um, Suez Environnement in Suez.

Text: Toralf Czartowski