Markenlexikon

Stella Artois

Ursprungsland: Belgien

Die belgische Stadt Löwen (Leuven), rund zwanzig Kilometer östlich von Brüssel am Fluss Dijle (Dyle) gelegen, gehört neben Pilsen, Budweis oder München zweifelsohne zu den Bier-Metropolen Europas. Bereits im 14. Jahrhundert wurde hier gewerbsmäßig Bier gebraut. Einen ersten Aufschwung nahm die lokale Brauindustrie durch die Gründung der Universität Löwen im Jahr 1425 (den durstigen Studentenkehlen sei Dank). Noch bedeutsamer war jedoch der Bau eines Kanals von Löwen nach Antwerpen in den Jahren 1750 bis 1752, der den günstigen Export des Löwener Bieres auch in entferntere Gegenden ermöglichte. Gut zehn Jahre später gab es in Löwen bereits 52 Brauereien.

Eine dieser kleinen Brauerein mit angeschlossener Kneipe hieß »Den Hoorn« (»Das Horn«) und bestand bereits seit 1366; der Gründer hieß Dennis Horeney. Später entstand daraus der Name »Den Horen« oder »Den Hoorn«. Das Horn-Logo findet man noch heute auf den Etiketten des Artois-Bieres. 1708 wurde Sébastien (Sebastianus) Artois Braumeister und 1717 auch Eigentümer der Brauerei. Zu dieser Zeit gehörte Löwen noch zum Habsburger-Reich (Österreichische Niederlande); der Staat Belgien – benannt nach der alten römischen Provinz Gallia Belgica – entstand erst zwischen 1830 und 1839.

Sébastien's Sohn Adriaan und sein Neffe Leonard bauten Artois dann zur führenden Brauerei Belgiens aus. Um die Jahrhundertwende stellte Artois die Produktion auf das damals gerade aufkommende untergärige, helle Lagerbier nach Pilsener Brauart um. 1926 brachte Artois ein Weihnachtsbier auf den Markt, das den Namen Stella Artois erhielt; Namensgeber war der »Weihnachtsstern« oder »Stern von Betlehem« (Stella = lat. Stern). Verkauft wurde Stella Artois zunächst nur in Kanada, erst 1930 kam es auch auf den europäischen Markt.

Stella Artois
Stella Artois

Artois übernahm im Laufe der Jahre noch mehrere andere Brauereien in Belgien, den Niederlanden und Frankreich, u.a. 1952 die frühere Klosterbrauerei Leffe (Kloster Notre-Dame de Leffe), 1968 Dommelsch und 1970 Motte Cordonier. 1987 kam es schließlich zum Zusammenschluss mit einer weiteren großen belgischen Brauerei, der 1812 von Jean Théodore Piedboeuf (1804 – 1875) gegründeten Brasserie Piedboeuf aus Jupille-sur-Meuse bei Lüttich. Das fusionierte Unternehmen nannte sich Interbrew. Anschließend expandierte Interbrew mit dem Erwerb regional starker Brauereien (u. a. 1995 Labatt/Kanada, 2000 Bass-Charrington/Großbritannien und Staropramen/Tschechien, 2001 Beck & Co./Deutschland, 2002 Diebels/Deutschland, 2003 Gilde/Hasseröder/Wolters/Deutschland, Spaten-Löwenbräu/Deutschland).

2004 schloss sich Interbrew mit der brasilianischen Brauerei-Gruppe AmBev (Antarctica, Brahma, Caracu, Skol) zusammen. Der neue Konzern firmierte als InBev und hatte seinen Sitz ebenfalls in Löwen. 2008 verleibte sich InBev mit Anheuser-Busch aus St. Louis/Missouri (Bud, Budweiser, Michelob) die damals größte Brauerei der Welt ein. Das vereinigte Unternehmen firmiert als AB-InBev und hat seinen Hauptsitz weiterhin in Löwen, der Biermetropole Europas.

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Public Domain