Markenlexikon

Spotify

Ursprungsland: Schweden

Nach einem Boom in den frühen 1990er Jahren, als alles noch einmal auf CD veröffentlicht wurde, was bereits auf Vinyl erfolgreich gewesen war, rutschte die Musikindustrie in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre durch neue Technologien wie Internet und MP3 zunehmend in eine tiefe Krise. Die Konsumenten kauften immer weniger CDs und luden Musik lieber in illegalen Tauschbörsen wie Napster, Kazaa oder The Pirate Bay herunter. Die großen Musikkonzerne beschäftigten sich derweil mit Abmahnungen gegen die Nutzer von Tauschbörsen und mit Fusionen, anstatt ihre musikalischen Schätze aus den Archiven zu holen und auf einer gemeinsamen Internet-Plattform legal anzubieten. Das blieb dem Computerkonzern Apple vorbehalten, der 2001 mit der Musiksoftware iTunes und dem iTunes Music Store in das Internet-Musik-Geschäft einstieg. Die illegalen Tauschbörsen wurden allerdings noch die ganzen 2000er Jahre hindurch und darüber hinaus weiter genutzt.

Die schwedischen Unternehmer Daniel Ek (* 1983) und Sven Hans Martin Lorentzon (* 1969) wollten mit ihrem 2008 gegründeten Musikstreaming-Dienst Spotify (engl. »Spot« = entdecken + »to identify« = identifizieren) eine legale Alternative schaffen. Allerdings ging es bei Spotify nicht um den Erwerb der einzelnen Musikstücke, sondern um temporären Konsum. Nach Anlegen eines Accounts können Nutzer über verschiedene mobile und stationäre Endgeräte (Smartphone, Tablet, PC, Smart TV, Smart Home, Spielekonsolen) die Musik (seit 2014/2016 auch Hörbücher und Podcasts) zahlreicher großer und auch kleinerer Musiklabels anhören (u. a. Sony Music, Universal Music, Warner Music). Die Lizenzgebühren, die die Musikfirmen erheben, werden einerseits durch verschiedene Arten von Werbeeinblendungen finanziert, andererseits besteht die Möglichkeit, ein kostenpflichtiges und werbefreies Premium-Konto zu erwerben, das außerdem eine höhere Bitrate (max. 320 kbit/s) bietet und die Möglichkeit, Playlists offline abzuspielen.

Spotify
Spotify

Das 2006 gegründete Unternehmen Spotify (Stockholm) und dessen Muttergesellschaft Spotify (London), die wiederum Spotify Technology (Luxemburg) gehört, wurden von Investoren wie Credit Suisse, Deutsche Bank, Dragoneer, Fidelity Investments, Goldman Sachs, Morgan Stanley, The Coca-Cola Company und TPG finanziert. 2018 ging Spotify Technology an die New Yorker Börse.

Zahlreiche Musiker und Autoren haben das Vergütungsmodell von Spotify wiederholt kritisiert (u. a. David Byrne, Herbert Grönemeyer, Farin Urlaub, Patricia Carney, Sven Regener, Taylor Swift, Thom Yorke). Zeitweise stand deren Musik dort nicht zur Verfügung, da sie sich einer Veröffentlichung bei Spotify widersetzten. Neil Young ließ seine Musik 2015 für eine Zeit lang von mehreren Streamingdiensten entfernen, da er mit der Klangqualität nicht zufrieden war. Anfangs konnte Spotify nur in Verbindung mit einem Facebook-Konto verwendet werden. Nach Kritik von Datenschützern wurde dieser Zwang 2012 abgeschafft.

Ende 2020 hatte Spotify 320 Millionen aktive Nutzer in 92 Ländern, davon waren 144 Millionen zahlende Abonnenten. 2023 waren über einhundert Millionen Musiktitel abrufbar. 2024 stiegt die Zahl der monatlichen Premium-Nutzer auf 246 Millionen.

Text: Toralf Czartowski • Foto: Pixabay.com, Public Domain