Markenlexikon

Sperry

Ursprungsland: USA

Elmer Ambrose Sperry (1860 – 1930) war ein überaus vielseitiger Erfinder, der heute in einem Atemzug mit Thomas Alva Edison oder Alexander Graham Bell genannt wird. Bis zu seine Tode brachte er es auf über 360 Patente. Am bekanntesten ist der erste funktionsfähige Flugzeug-Autopilot, den er 1912 konstruierte. Das Gerät bestand aus einem kardanisch aufgehängten Stabilisierungskreisel, dessen Drehebene sich gegenüber dem festen Gehäuse veränderte, sobald das Flugzeug Richtung oder Höhe änderte. Daraufhin wurden automatisch Steuerungsvorgänge ausgelöst, die die Abweichungen korrigierten. Bereits 1908 hatte Sperry einen ballistischen Kreiselkompass für Schiffe entwickelt, für dessen Produktion und Vermarktung er zwei Jahre später die Sperry Gyroscope Company mit Sitz in New York. gründete. Während des Ersten Weltkriegs führte Sperry den ersten Autopiloten für Schiffe ein, den sogenannten »Metal-Mike«. Bald wurden nicht nur amerikanische Schiffe mit Navigationsgeräten von Sperry ausgestattet, sondern auch englische, japanische, französische, italienische und russische.

1928 verkaufte Elmer Sperry seine Firma an die Holdinggesellschaft North American Aviation, zu der diverse Flugzeugfirmen und Fluggesellschaften gehörten (Berliner-Joyce Aircraft, China Airways Federal, Curtiss Aeroplane and Motor, Curtiss Caproni, Curtiss Robertson Airplane, Douglas Aircraft, Eastern Air Transport, Ford Instrument, General Aircraft, Intercontinental Aviation, Keystone Aircraft, Moth Aircraft, North Aircraft, Pitcairn Aviation, TWA Transcontinental and Western Air, Travel Air, Western Air Express, Wright Aeronautical). 1933 wurden mehrere North-American-Tochtergesellschaften (Sperry Gyroscope, Ford Instrument Company, Intercontinental Aviation) unter dem Dach der neuen Holdinggesellschaft Sperry Corporation zusammengeschlossen.

Sperry
Sperry

Ab 1953 beschäftigte sich Sperry mit dem Bau von Computern, u.a. dem SPEEDAC (Sperry Electronic Digital Automatic Computer). 1955 übernahm Sperry den Elektronik-, Büromaschinen- und Computerhersteller Remington-Rand, der neben den berühmten UNIVAC-Computern auch die Remington-Rasierapparate produzierte. Das neue Unternehmen firmierte fortan als Sperry-Rand Corporation. 1971 erwarb Sperry-Rand die Computerabteilung von RCA; die Radio Corporation of America hatte 1959 den ersten voll mit Transistoren bestückten Computer entwickelt. Mit dem Verkauf der Büromaschinen- und Konsumgüterproduktion (u.a. Remington-Rasierapparate) wurde 1979 der Name Rand aus der Firmenbezeichnung gestrichen. Von 1947 bis 1986 gehörte auch der Landmaschinenhersteller New Holland zu Sperry bzw. Sperry-Rand.

1986 schlossen sich die Sperry Corporation und die Burroughs Corporation, ebenfalls ein Hersteller von Mainframe-Computern, zur Unisys Corporation zusammen. Gleichzeitig verkaufte Unisys die Aerospace-Division (Sperry Aerospace) an den Elektronikkonzern Honeywell, der die Marke Sperry nicht mehr verwendete, und die Marine-Division (Sperry Marine Systems) an Tenneco/Newport News Shipbuilding.

1996 veräußerte Tenneco Sperry Marine an den US-Schiffbau- und Rüstungskonzern Litton Industries, der ein Jahr später auch die traditionsreiche britische Firma Decca Marine erwarb. Sperry, Decca und C. Plath, eine deutsche Marinetechnikfirma, die schon seit 1962 zu Litton gehörte, wurden 1997 unter dem Namen Sperry Marine (Charlottesville/Virginia) zusammengeschlossen. 2001 wurde Litton Industries (Avondale Shipyard, Ingalls Shipbuilding, Sperry Marine) von Northrop-Grumman übernommen.

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Public Domain