Markenlexikon

SKF

Ursprungsland: Schweden

Sven Gustaf Wingqvist (1876 – 1953) arbeitete ab 1899 als Ingenieur in der Baumwollspinnerei Gamlestadens Fabriker AB in Göteborg. Dort gab es immer wieder Probleme mit den Kugellagern der Textilmaschinen. Nach langem Suchen entdeckte er den Grund: die Fabrik war auf lehmigen Boden errichtet, was dazu führte, dass die Antriebswellen mit den steifen Kugellagern geringen Bewegungen ausgesetzt waren und dadurch frühzeitig verschlissen. Daraufhin richtete sich Wingqvist auf dem Firmengelände eine kleine Werkstatt ein, wo er jahrelang mit verschiedenen Kugellagern und Materialien experimentierte, um eine Lösung für das Problem zu finden. Schließlich entwickelte er das sogenannte Pendelkugellager mit zwei Kugelreihen und einer gemeinsamen hohlkugeligen Laufbahn im Außenring. Dieses neuartige Kugellager, auf das er in mehreren Ländern Patente erhielt, ist winkelbeweglich und unempfindlich gegenüber Schiefstellungen der Welle, Wellendurchbiegungen oder Fluchtungsfehlern.

Zur Auswertung seines Patents und zur Produktion der Pendelkugellager gründete Wingqvist 1907 zusammen mit Axel Carlander, dem Sohn des Gamlestadens-Eigentümers, die AB Svenska Kullagerfabriken (SKF) mit Sitz in Göteborg. Kurz darauf wurde mit dem Bau einer neuen Fabrik begonnen. Außerdem entstanden bald in zahlreichen Ländern Vetriebsniederlassungen. Das erste Werk außerhalb Schwedens errichtete SKF 1911 in Luton (England). 1918 hatte SKF bereits zwölf Fabriken in mehreren Ländern und rund 12.000 Angestellte.

1926/1927 bauten die beiden SKF-Angestellten Assar Thorvald Nathanael Gabrielsson (1891 – 1962) und Erik Gustaf Larson (1887 – 1968) auf eigene Kosten mehrere Automobile, die bei der SKF-Unternehmensleitung auf große Begeisterung stießen. SKF steuerte dann das nötige Kapital zur Gründung einer Automobilfertigung zu, außerdem den seit 1915 geschützten Namen Volvo (lat. wälzen, rollen). Das erste Serienfahrzeug von Volvo, der Volvo ÖV4, kam im Frühjahr 1927 auf den Markt, gefolgt vom Volvo PV4 im Sommer 1927. Volvo wurde erst 1935 ein von SKF unabhängiges Unternehmen.

SKF stieg in der Folgezeit zu einem weltweit führenden Hersteller von Kugel- und Wälzlagern auf. Daneben produziert das Unternehmen auch Schmierungssysteme, Dichtungen und zeitweise mechatronische Systeme (dieser Bereich wurde 2019 verkauft). In Deutschland wurde SKF 1914 durch die Übernahme der Norma Compagnie GmbH in Stuttgart-Bad Cannstatt tätig. 1929 kam die Wälzlagerabteilung von Fichtel & Sachs in Schweinfurt hinzu, wo sich noch heute der deutsche SKF-Hauptsitz befindet. In Schweinfurt ist mit FAG Kugelfischer auch einer der größten SKF-Konkurrenten ansässig.

1978 brachte die deutsche SKF-Niederlassung in Schweinfurt erstmals Inlineskates auf den Markt (SKF Speedy). Versuche einspurige Rollschuhe zu etablieren hatte es vorher schon viele gegeben, die SKF Speedys waren jedoch das erste wirklich ausgereifte Serienprodukt. Bereits 1979 nahm SKF die Inlineskates wieder vom Markt, da das Management kein Konsumprodukt im Portfolio haben wollte. Die Inlineskates setzten sich dann erst ab Mitte der 1980er Jahre durch, als die amerikanische Firma Rollerblade ihre Version auf den Markt brachte.

Text: Toralf Czartowski