Markenlexikon
Martin Sixt gründete 1912 in München eine Firma, die vor allem wohlhabenden ausländischen Kunden Tagesreisen und Sonderfahrten mit anfangs drei Automobilen anbot. Während der beiden Weltkriege kam das Unternehmen jedoch vollständig zum erliegen, weil so gut wie alle Fahrzeuge in Privatbesitz durch den Staat beschlagnahmt wurden.
1946 musste Hans Sixt, ein Neffe des Gründers, der das Unternehmen seit 1927 führte, mit einem einzigen Auto und einem Chauffeur-Service wieder ganz von vorne beginnen. Bald darauf vermietete er Autos an die U.S. Army, 1948 folgten die ersten Funktaxis. Die eigentliche Autovermietung für Selbstfahrer entstand 1951. 1967 stieg Sixt in das Leasing-Geschäft ein. 1969 wurde Erich Sixt, der Sohn von Hans Sixt, neuer Firmenchef. Ab 1970 vermietete Sixt auch Lastwagen an die Kunden.
1977 ging Sixt eine Partnerschaft mit der US-Autovermietung Budget ein und hatte damit auch auf das internationale Netzwerk von Budget Zugriff. 1986 wurde das Unternehmen in eine börsennotierte Aktiengesellschaft umgewandelt. Ab Mitte der 1980er Jahre fiel das Unternehmen in der Öffentlichkeit mit originellen und provokanten Werbetexten auf. 1989 entstand die erste Auslandsniederlassung in der Schweiz.
In den 1990er Jahren stieg Sixt zum größten deutschen Autovermieter auf. Zur gleichen Zeit begann auch die verstärkte Expansion ins Ausland (u. a. 1997 Frankreich und Großbritannien, 1998 Marokko, Neuseeland und Tunesien). 1999 endete das Abkommen zwischen Budget und Sixt. Budget gründete eine eigene deutsche Tochtergesellschaft und Sixt kooperierte mit der US-Autovermietung Dollar. Eine Übernahme des Konkurrenten Europcar, der damals zu Volkswagen gehörte, scheiterte 2006 am Widerstand des Europcar-Betriebsrates und an kartellrechtlichen Bedenken.
2011 eröffnete Sixt die erste Filiale in den USA. Im gleichen Jahr entstand das Carsharing-Jointventure DriveNow (mit BMW), aus dem sich Sixt 2018 wieder zurückzog. 2019 wurde eine eigene Carsharing-Tochter gegründet. Das in Pullach bei München ansässige Unternehmen ist in über einhundert Ländern tätig (über Franchisenehmer und Kooperationspartner) und hat rund zweihunderttausend Fahrzeuge im Bestand (2024).
Text: Toralf Czartowski