Markenlexikon
Der Wagenbauer Karl Heinrich Kässbohrer (1864 – 1922) gründete 1893 in Ulm eine Firma, die bald auch Aufbauten für Lastwagen (ab 1907), Pkw-Karosserien (ab 1910), Omnibusaufbau (ab 1911), Lastwagen-Anhänger (ab 1922) und Zweiseiten-Kippanhänger (ab 1924) herstellte. Für den ersten Omnibus mit selbsttragender Karosserie führte das Unternehmen 1951 den Markennamen Setra (SElbstTRAgend) ein.
Zunächst produzierte Setra Reisebusse, ab Mitte der 1950er Jahre auch Stadtbusse für den Linienverkehr. Anfang der 1960er kamen Gelenkbusse hinzu. Für den US-Markt baute Setra ab 1958 das Modell Golden Eagle (zeilweise auch Silver Eagle genannt), einen Gelenkbus für Fernbuslinien. Die Motoren der Setra-Busse stammten von Büssing, Daimler-Benz, Detroit Diesel, Henschel und MAN.
1969 begann Kässbohrer auch Kettenfahrzeuge zur Skipistenpflege zu produzieren (Pisten-Bully). Bei den Olympischen Winterspielen in Sapporo (Japan) 1972 wurden die PistenBullys erstmals einer breiteren Öffentlichkeit bekannt, was dazu führte, dass Kässbohrer kurz darauf mit dem Aufbau eines eigenständigen Produktbereichs begann.
Da die internationale Konkurrenz in den 1980er Jahren immer stärker wurde und die Kässbohrer-Marktanteile stetig zurückgingen, kam es in den frühen 1990er Jahren zur Auflösung des Unternehmens. Der Bereich Aufbauten- und Anhängerbau wurde 1993 an den Konkurrenten Kögel verkauft, die Geländefahrzeugsparte (PistenBully) gliederte man 1994 in eine selbstständige Firma aus (Kässbohrer Geländefahrzeuge Laupheim) und die Busabteilung übernahm 1995 Daimler-Benz. Das österreichische Werk in Eugendorf bei Salzburg kauften die Brüder Heinrich, Ulrich und Otfried Kässbohrer zurück und gründeten dort die Firma Kässbohrer Transport Technik.
Aus dem Zusammenschluss der europäischen Bus-Aktivitäten von Daimler-Benz (Mercedes-Benz, Setra) entstand die Firma EvoBus. Unter dem Markennamen Setra vermarktet die Daimler-Truck-Tochter EvoBus verschiedene Omnibus-Modelle (Reisebusse, Linienbusse, Kombibusse, Doppeldeckerbusse). Produziert werden die Fahrzeuge in den Werken Neu-Ulm, Mannheim und Hoşdere (Türkei).
Text: Toralf Czartowski