Markenlexikon
Martin (er änderte seinen Nachnamen später in Bromely) und James Humpert gründeten 1940 in Honolulu/Hawaii die Firma Standard Games, um die dortigen Stützpunkte der US-Streitkräfte mit Münzspielautomaten und Jukeboxen aus den USA zu versorgen. Nachdem die US-Regierung Spielautomaten in Militärstützpunkten auf dem Gebiet der USA verboten hatte, gründeten Richard Stewart und Ray LeMaire, zwei Mitarbeiter von Service Games, 1952 eine Vertriebsniederlassung in Tokyo (Service Games of Japan), wo zu dieser Zeit viele Soldaten, die im Korea-Krieg zum Einsatz kamen, stationiert waren. Zu den Vertriebsgebieten gehörten die US-Militärstützpunkte in Japan, Südkorea, Südvietnam und auf den Philippinen. Vermarktet wurden die Geräte, die größtenteils von Bally und Gottlieb stammten, ab 1954 unter dem Markennamen Sega (Service Games). Die Firma in Hawaii wurde 1961 verkauft.
Nachdem die Regierungen der USA und Japans Ermittlungen wegen Steuerhinterziehung und Bestechung aufgenommen und dem Unternehmen den Zutritt zu den US-Militärstützpunkten untersagt hatten, wurde Service Games of Japan 1960 aufgelöst. Bromely gründete daraufhin zwei neue Unternehmen (Nihon Goraku Bussan, Nihon Kikai Seizo), die sich 1964 unter dem Namen Nihon Goraku Bussan (Japan Service Games) zusammenschlossen. Das neue Unternehmen wandte sich nun der zivilen Unterhaltungsindustrie zu (Münzspielautomaten für Einkaufszentren, Kaufhäuser und Spielhallen). Zunächst wurden hauptsächlich Flipper, Jukeboxen und andere Münzspielautomaten von Midway, Rock-Ola und Williams aus den USA importiert. Bald begann das Unternehmen jedoch damit, Verschleißteile, die häufig ausgetauscht werden mussten, selbst zu produzieren. 1962 brachte Sega die ersten eigenen elektromechnischen Spielautomaten auf den Markt.
1965 schloss sich Nihon Goraku Bussan mit der Firma Rosen Enterprises zusammen, die 1954 von dem in Japan stationierten Ex-Luftwaffenoffizier David Rosen gegründet worden war und mit Spielautomaten, Jukeboxen und Fotoautomaten handelte. Das fusionierte Unternehmen bekam den Namen Sega Enterprises. Ein großer Erfolg gelang Sega 1966 mit dem U-Boot-Simulator »The Periscope«, der auch viele andere Länder der Welt exportiert wurde.
1969 verkauften die Eigentümer ihr Unternehmen an den US-Mischkonzern Gulf & Western, dem damals auch das Filmstudio Paramount Pictures gehörte. David Rosen blieb jedoch weiterhin Chef von Sega. In den 1970er Jahren stieg Sega zu einem weltweit führenden Entwickler von Münzspielautomaten auf, daneben produzierte man auch eine Zeitlang Flipperautomaten. Zu den erfolgreichsten Sega-Spielen gehören »Rifleman« (1967), »Goal Kick« (1974), »Heavyweight Champ« (1976), »Fonz« (1976), »Head On« (1979), »Monaco GP« (1980), »Star Trek« (1982), »Zaxxon« (1982), »Hang-On« (1985), »Out Run« (1986), »After Burner« (1987), »Shinobi« (1987), »Sonic the Hedgehog« (1991), »Virtua Racing« (1992), »Virtua Fighter« (1993), »Virtua Cop« (1994), »Daytona USA« (1994), »Sakura Wars« (1996) und »Yakuza« (2005).
Als das Geschäft mit Arcade-Spielen Anfang der 1980er Jahre zeitweise nur schleppend lief, verkaufte Gulf & Western 1983 einige US-Produktionsstandorte und Lizenzrechte von Sega an den US-Spielautomaten-Hersteller Bally. Doch schon im Laufe des Jahres 1984 kehrte Sega zunächst in Europa in das Spielhallen-Geschäft zurück und 1985 auch in den USA. Mitten im Videospiel-Crash von 1983/1984 brachte Sega seine erste Home-Spielkonsole auf den Markt. Als sich Gulf & Western nach dem Tod des Gründers Charles Bluhdorn (1926 – 1983) neu aufstellte, verkaufte man Sega Enterprises 1986 an das Management (David Rosen, Hayao Nakayama); finanziert wurde die Übernahme teilweise durch das japanische Software-Unternehmen CSK (Computer Service K.K.). 1988 ging Sega an die Börse von Tokyo.
Die Sega-Konsolen (1983 SG-1000, 1984 SG-1000 Mark II, 1985 SG-1000 Mark III, 1986 Master System, 1989 Mega Drive/Genesis, 1990 Game Gear, 1993 Genesis 2, 1994 Saturn, 1995 Nomad, 1998 Dreamcast) verkauften sich teilweise zwar ganz passabel, kamen aber an die Verkaufszahlen von Atari und Nintendo nur selten heran. Lediglich die Mega Drive/Genesis war Anfang der 1990er Jahre eine Zeitlang erfolgreicher als die Nintendo-Modelle dieser Zeit. Atari verabschiedete sich 1994 aus dem Geschäft mit Konsolen- und Home-Computern, dafür erschien mit Sony (PlayStation) 1993 ein neuer Player auf dem Markt, der Sega noch mehr zu schaffen machte. Schließlich stellte Sega 2001 die Produktion der Spielkonsolen ein und konzentriert sich seither auf die Entwicklung und Produktion von Hardware für Münzspielautomaten (System Boards) sowie die Entwicklung und Vermarktung von Spielen für Spielautomaten, Homekonsolen (Nintendo, PlayStation, XBox), Personal Computer (Windows) und Mobilgeräte (Android, iOS).
2003/2004 schloss sich Sega mit dem japanischen Unternehmen Sammy zusammen, das ebenfalls Spielautomaten produzierte. 2019 brachte Sega die Retro-Spielkonsole Mega Drive Mini/Sega Genesis Mini auf den Markt. Eine Zeit lang betrieb das Unternehmen auch eigene Spielhallen und Freizeitparks (GameWorks, Joypolis, SegaWorld).
Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Pixabay.com, Public Domain