Markenlexikon

Scania

Ursprungsland: Schweden

Der englische Fahrrad-, Motorrad- und spätere Autohersteller Thomas Humber (1841 – 1910) aus Coventry gründete 1891 in Malmö eine Tochtergesellschaft, die zunächst britische Fahrräder nach Schweden importierte und dann auch selbst produzierte. 1900 ging die Firma jedoch in Konkurs und wurde als Maskinfabriks-Aktiebolaget Scania neugegründet. Scania (schwed. Skane) oder Terra Scania (schwed. Skaneland) ist – neben vielen anderen wie Scandinavia, Scatinavia, Skandia, Scancia und Suiones – eine alte historische Bezeichnung für das Gebiet Südschwedens, das heute ungefähr die Provinzen Skane, Halland, Blekinge sowie die Insel Bornholm umfasst. 1901 kam der erste erste Pkw von Scania auf den Markt und ab 1903 wurden in geringem Umfang auch Lastwagen hergestellt. 1911 schloss sich Scania mit dem 1891 von Peter Petersson (1809 – 1892) in Södertälje gegründeten Waggon- und Lastwagenhersteller Vabis (Vagnfabriks Aktiebolaget i Södertälje) zusammen. In den späten 1930er Jahren gab man die Pkw-Produktion wieder auf.

1969 schloss sich Scania mit dem Flugzeug- und Fahrzeughersteller Saab AB zur Saab-Scania AB zusammen. 1995 wurde Saab-Scania wieder in zwei seperate Unternehmen getrennt: Saab AB, Linköping (Flugzeugbau) und Scania AB, Södertälje (Nutzfahrzeuge). Ab 1996 war Scania an den Börsen von Stockholm und New York gelistet.

Scania
Scania

Im Jahr 2000 erwarb Volkswagen an Scania eine Beteiligung von 18,7 Prozent sowie 34 Prozent der Stimmrechte. Eine geplante Übernahme durch die deutsche MAN AG, an der VW ebenfalls beteiligt war, scheiterte Anfang 2007 an Scania-Miteigentümer Investor AB. Zuvor hatte MAN eine Beteiligung an Scania (11,5 Prozent des Kapitals, 14,27 Prozent der Stimmrechte) über die Börse gekauft. Weitere Stimmrechte erwarb MAN im Februar 2008, sodass der Münchener Konzern nun über rund 17 Prozent der Stimmrechte verfügte. Im März 2008 stockte Volkswagen seine Beteiligung an Scania auf 37,7 Prozent auf (68,6 Prozent Stimmrechte) auf. Durch die Übernahme der MAN AG kam Volkswagen 2012 an deren Scania-Anteile. Mitte 2014 erwarb Volkswagen auch die restlichen Anteile von den noch verbliebenen Minderheitsaktionären.

2013 wurden die Nutzfahrzeugsparten (Lkw, Busse) von VW (Transporter, Stadtlieferwagen, Pick-ups), MAN, MAN/Neoplan (Busse), MAN Latin America Ltda. São Paulo (bis 2008 Volkswagen Caminhões e Ônibus) und Scania in die VW-Tochter Truck & Bus GmbH Wolfsburg (ab 2015 Volkswagen Truck & Bus GmbH Braunschweig; seit 2018 Traton Group München) eingebracht. Volkswagen Nutzfahrzeuge ist jedoch kein rechtlicher Teil der Traton Group, sondern als assoziierter Partner organisatorisch und operativ integriert. Der Name Traton leitet sich von TRAnsport, TRAdition, TRAnsformation sowie TONnage und On ab. Die Traton Group gehört zum Geschäftsbereich Nutzfahrzeuge der Volkswagen AG.

Scania produziert im Gegensatz zu anderen Nutzfahrzeugherstellern ausschließlich schwere Lkw ab 18 Tonnen Gesamtgewicht für verschiedene Anwendungen (Fernverkehr, Baufahrzeuge, Feuerwehren, Müllfahrzeuge, Linien- und Reisebusse). 2005 stellte Scania als letzter europäischer Hersteller den Bau von schweren Lkw mit langer Motorhaube ein. In Nordamerika sind diese sogenannten Conventional-Trucks noch weitverbreitet.

Die Scania-Werke befinden sich Schweden (Falun, Luleå, Oskarshamn, Sibbhult, Södertälje), Frankreich (Angers), Niederlande (Zwolle, Meppel), Russland (Sankt Petersburg), Polen (Słupsk), Argentinien (Tucumán) und Brasilien (São Paulo). Die wichtigsten Märkte sind Schweden, Brasilien, Russland, Großbritannien, Deutschland, Argentinien und China.

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Pixabay.com, Public Domain