Markenlexikon

SAS

Ursprungsland: Schweden

Die drei skandinavischen Fluggesellschaften Svensk Interkontinental Lufttrafik (gegründet 1943), Det Norske Luftfartselskap ( gegründet 1927) und Det Danske Luftfartselskab (gegründet 1918) riefen 1946 eine Kooperation ins Leben, aus der 1950 das Scandinavian Airlines System (SAS) hervorging. 1948 kam mit der staatlichen Aerotransport noch ein weiterer Partner hinzu. Anteilseigner der SAS waren Svensk Interkontinental, Det Norske Luftfartselskap und Det Danske Luftfartselskab, die sich wiederum je zur Hälfte in Staats- und Privatbesitz befanden.

1954 nahm SAS als erste Fluggesellschaft den Linienbetrieb auf einer Polarstrecke auf (Kopenhagen – Søndre Strømfjord – Grönland – Winnipeg – Los Angeles). 1957 kam eine zweite Strecke über den Nordpol hinzu (Kopenhagen – Anchorage/Alaska – Tokio). Diese Strecken, die mit den Propellerflugzeugen Douglas DC 6B und DC-7C geflogen wurden, erfreuten sich vor allem bei amerikanischen Touristen und Mitgliedern der Hollywood-Filmindustrie großer Beliebtheit. 1959/1960 stellte SAS mit der Sud Aviation Caravelle und der Douglas DC-8 ihre ersten strahlgetriebenen Jets in Dienst.

Da SAS 1955 bei der Bestellung der ersten Düsenjets vom Typ DC-8 mit einem erhöhten Aufkommen amerikanischer Touristen auf der Polarroute rechnete, wenn die Maschinen Ende der 1950er Jahre geliefert werden sollten, errichtete die Fluggesellschaft ein eigenes Hotel in Kopenhagen, das über ein Terminal für die Abfertigung von SAS-Fluggästen und eine Shuttlebus-Verbindung zum Flughafen Kopenhagen-Kastrup verfügte. Das von dem Architekten Arne Jacobsen entworfene SAS Royal Hotel war bei seiner Eröffnung 1960 das größte Hotel Dänemarks, mit 69,60 Metern das höchste dänische Gebäude und das erste Hochhaus in Kopenhagen. Wegen seiner kastenförmigen und schlichten Architektur verlieh man ihm den Titel »Hässlichstes Gebäude in Kopenhagen«. Später kamen noch mehrere weitere SAS-Hotels in skandinavischen Ländern hinzu und 1980 eröffnete in Kuwait das erste SAS-Hotel außerhalb Skandinaviens. Die Hotels wurden hauptsächlich in Städten errichtet, die SAS anflog.

SAS
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1994 schloss SAS International Hotels einen Vermarktungsvertrag mit der US-Kette Radisson Hotels Worldwide, woraufhin die Radisson-Hotels in Europa, im Nahen Osten und in Afrika den Namen SAS-Radisson bekamen. 2001 benannte sich SAS International Hotels in Rezidor-SAS Hospitality um. 2006 ging die Rezidor Hotel Group an die Stockholmer Börse. Inzwischen ist die Radisson-Muttergesellschaft Carlson Companies größter Einzelaktionär. Die Fluggesellschaft SAS hat sich dagegen vollständig aus dem Hotelgeschäft zurückgezogen. 2009 wurden die Radisson-SAS-Hotels in Radisson Blu umbenannt.

In den 1980er und 1990er Jahren erwarb SAS Beteiligungen an mehreren skandinavischen und internationalen Fluggesellschaften wie Air Greenland, Braathens, British Midland, Cimber Air, Linjeflyg, Skyways Express, Spanair, Texas Air (Muttergesellschaft von Continental Airlines) und Widerøe, die jedoch später teilweise wieder veräußert wurden (British Midland, Spanair, Texas Air). Anfang der 1990er Jahre versuchten sich Austrian Airlines, KLM, SAS und Swissair zu einem gemeinsamen Unternehmen zusammenzuschließen, was jedoch scheiterte. 1996 benannten sich die SAS-Muttergesellschaften in SAS Sverige, SAS Norge und SAS Danmark um.

1997 gehörte SAS neben Air Canada, Lufthansa, Thai International Airways und United Airlines zu den Gründungsmitgliedern der Star Alliance, einer internationalen Luftfahrtallianz. Ziel dieser Kooperation sind aufeinander abgestimmte Flugpläne, kürzere Wartezeiten sowie Senkung der Kosten durch gemeinsame Nutzung von Bodeneinrichtungen.

2001 brachte man die Staatsanteile von Schweden, Norwegen und Dänemark (zusammen fünfzig Prozent) in eine SAS-Holdinggesellschaft ein, während die anderen fünfzig Prozent an den Börsen von Stockholm, Oslo und Kopenhagen gehandelt wurden. 2004 kam es zur Aufteilung in die vier Unternehmen SAS Scandinavian Airlines Sverige, SAS Scandinavian Airlines Danmark, SAS Braathens (ab 2007 SAS Scandinavian Airlines Norge) und SAS Scandinavian International, die aber schon 2009 wieder vereint wurden. 2018 trennte sich Norwegen von seinen SAS-Anteilen. SAS ist aufgrund der starken Fokussierung auf europäische Flugziele, der hohen Lohnkosten in Skandinavien und der Konkurrenz durch Billigfluglinien bereits seit langem unprofitabel und muss mit staatlichen Beihilfen unterstützt werden.

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Public Domain