Markenlexikon

Sara Lee

Ursprungsland: USA

Der Bäcker Charles Lubin (1903 – 1988) und sein Schwager kauften 1935 eine kleine Back-Shop-Kette in Chicago, die aus gerade mal drei Läden bestand. 1949, als die Kette bereits sieben Shops umfasste, trennten sich die beiden Gründer wieder und Lubin begann nun auch eigene Backwaren zu entwickeln. Für einen neuen Creme-Käsekuchen führte er im gleichen Jahr die Marke Kitchens of Sara Lee ein – benannt nach seiner Tochter. Ob die damals achtjährige Sara Lee den Kuchen mitentwickelt hatte oder ihn nur verkostete, ist nicht überliefert. Dem Expansionsdrang eines Backwarenherstellers waren damals allerdings enge Grenzen gesetzt, schließlich hält ein Käsekuchen kaum länger als einen Tag. Das Einzugsgebiet von Sara Lee reichte dann auch nicht über den Großraum Chicago hinaus.

Erst Anfang der 1950er Jahre, als ein Texaner in Chicago auf die Sara-Lee-Kuchen stieß und den Firmenchef bat, ihm seine Produkte auch nach Texas zu liefern, entwickelte das Unternehmen ein Backverfahren, das den Transport über lange Strecken zuließ. Der Kuchen wurde direkt in der Verpackung gebacken und danach sofort eingefroren. Das neue Verfahren war eine Revolution für die gesamte Backwarenindustrie. 1954 lieferte Sara Lee seine Produkte bereits in alle amerikanischen Bundesstaaten.

1956 wurde Sara Lee von der Consolidated Foods Corporation (Chicago/Illinois) übernommen, einem 1939 von Nathan Cummings (1896 – 1985) gegründeten Nahrungsmittelkonzern, der zuvor unter verschiedenen Namen firmiert hatte (ab 1939 C.D. Kenny Company, ab 1942 Sprague Warner-Kenny Corporation, ab 1945 Consolidated Grocers Corporation, ab 1953 Consolidated Foods Corporation).

Consolidated Foods übernahm in den nächsten drei Jahrzehnten zahlreiche Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen: u.a. 1962 Jonker Fris (Dosengemüse), 1968 Bryan Foods und Gant (Textilien), 1971 Hillshire Farm, 1978 Douwe Egberts (Kaffee, Tee, Tabak), 1979 Hanes Corporation (Textilien), 1982 Standard Meat Company (Fleisch), 1984 Jimmy Dean Meats (Fleisch) und Nicholas Kiwi Limited (Körperpflege, Pharma, Reinigungsmittel, Schuhpflege, Süßwaren), 1985 Coach (Lederwaren), 1987 mehrere Geschäftsbereiche des Chemiekonzerns Akzo (Babypflege, Insektizide, Waschmittel), 1989 Dim (Textilien), Van Nelle (Tabak), Hygrade Food und Champion Sport (Textilien), 1991 Playtex Apparel (Textilien), 1992 Vatter-Gruppe (Textilien; Nur Die, Bellinda), 1993 die Körperpflegemarken des Pharmakonzerns SmithKline-Beecham (Badedas, Brylcreem, Duschdas, Fissan, Pitralon), 1996 Aoste (Wurstwaren) und mehrere Bayer-Marken (Delial, Quenty, Natreen/Natrena, Satina), 2000 Hills Bros. Coffee (Kaffee) und 2004 The Earthgrains Company (Bäckerei).

1985 benannte sich Consolidated Foods nach seiner bekanntesten Marke in Sara Lee Corporation (Downers Grove/Illinois) um. Zu dieser Zeit war Sara Lee mit seinen Backwarenprodukten in über 70 Ländern der Welt vertreten. In den 2000er Jahre kehrte Sara Lee wieder zu seinen Ursprüngen, der Nahrungsmittelbranche (u.a. Backwaren, Wurstwaren, Diätprodukte, Kaffee, Tee), zurück und verkaufte zahlreiche branchenfremde Unternehmensteile und Marken (Körperpflege, Tabak, Textilien).

2012 teilte sich die Sara Lee Corporation in die beiden Unternehmen Hillshire Brands Company (nordamerikanisches Lebensmittelgeschäft; u.a. Ball Park, Gallo Salame, Hillshire Farm, Jimmy Dean, Sara Lee, State Fair) und D.E Master Blenders 1753 Amsterdam (Aktivitäten außerhalb Nordamerikas; u.a. Douwe Egberts, Natreen, Pickwick, Senseo) auf.

D.E Master Blenders wurde 2013 von der Finanzholding Joh. A. Benckiser SE Wien (JAB) übernommen, die der deutschen Milliardärsfamilie Reimann gehört. 2014 schlossen Mondelēz International (Café HAG, Carte Noire, Gevalia, Jacobs, Kenco, Maxwell House, Millicanao, Onko, Sanka, Tassimo, Yuban) und D.E Master Blenders 1753 Amsterdam (Douwe Egberts, Senseo) ihre Kaffeesparten in dem Jointventure Jacobs Douwe Egberts (JDE) zusammen.

Text: Toralf Czartowski