Markenlexikon
Toshio Iue (1902 – 1969) sollte eigentlich wie sein Vater Seemann werden. Als er jedoch bei einer Schiffsexplosion nur knapp mit dem Leben davongekommen war, suchte er sich einen Job als Verkäufer in der Elektrofabrik des Panasonic-Gründers Konosuke Matsushita (1894 – 1989), der mit einer seiner Schwestern verheiratet war. Später heiratete Iue eine Schwester Matsushitas.
1947 machte er sich mit einem Kredit der Sumitomo Bank selbstständig und gründete in einer leerstehenden Matsushita-Fabrik in Osaka die Firma Sanyo Electric (Sanyo Denki). Das Wort »Sanyo« bedeutet auf Japanisch »Drei Ozeane« und verlieh dem Wunsch Ausdruck, die Produkte des Unternehmens später einmal in die ganze Welt zu exportieren. Alle fünf Kontinente grenzen mindestens an einen der drei Ozeane (Atlantik, Indik, Pazifik).
Zunächst stellte Sanyo Fahrrad-Dynamos und -lampen her, wie früher auch Matsushita, später wurde die Produktpalette um Radiogeräte (1952), Fernsehgeräte (1953), Waschmaschinen (1953), Kühlschränke (1957), Transistoren (1958), Staubsauger (1958), Farbfernsehgeräte (1960), Kassettenrekorder (1960), Batterien (1961), Mikrowellengeräte (1964), Videorekorder (1971), Computer (1972), Solartechnik (1974) und Mobiltelefone (1994) erweitert. Toshio Iue leitete die Firma bis 1968, danach wurde das Unternehmen von seinem jüngeren Bruder weitergeführt.
1975 erwarb Sanyo das US-Unternehmen Fisher, einen 1945 von Avery Robert Fisher (1906 – 1994) gegründeten Hersteller hochwertiger HiFi-Komponenten. Die seit 1963 bestehende US-Tochtergesellschaft von Sanyo firmierte ab 1986 als Sanyo Fisher. Nach der Übernahme wurden unter der Marke Fisher eine Zeitlang vor allem Audiogeräte für den Massenmarkt verkauft. Später konzentrierte sich Fisher wieder mehr auf das Premium-Segment.
2004 wurde das Halbleiterwerk von Sanyo durch ein Erdbeben schwer beschädigt, was bald darauf zu einer finanziellen Schieflage des Konzerns führte, da den Schaden keine Versicherung übernahm. 2008 verkaufte Sanyo sein Mobiltelefongeschäft an Kyocera. 2009/2010 wurde Sanyo Electric schließlich vom Panasonic-Konzern übernommen, der daraufhin weitere Geschäftsbereiche aufgab (2012 Fisher) und verkaufte (2010 Halbleiter an ON Semiconductor, 2011 Hausgeräte an Haier/China, 2014 TV-Geschäft in Nordamerika-an Funai). In Nordamerika vermarktet das japanische Unternehmen Funai Electric unter der Marke Sanyo TV-Geräte sowie Blu-ray-Disc- und DVD-Player. Panasonic nutzt die Marke Sanyo in Indien ebenfalls für TV-Geräte.
Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Public Domain