Markenlexikon

Saba

Ursprungsland: Deutschland

Der Uhrmacher Joseph Benedikt Schwer gründete 1835 in Triberg/Schwarzwald eine Uhrenfabrik, die später auch Briefwaagen und Fahrradklingeln herstellte. Erst 1923 begann die Firma, die seit 1865 August Schwer Söhne Metallwaren-Fabrik hieß (nach dem Gründersohn August), mit der Produktion von Teilen für Radiogeräte (Spulen, Kondensatoren, Transformatoren, Widerstände). 1926 folgten Radiobausätze und 1927 komplette Radiogeräte. 1926 benannte sich das Unternehmen in Schwarzwälder Apparate-Bau-Anstalt – August Schwer Söhne – kurz SABA – um. 1932 wurde der Firmensitz nach Villingen-Schwenningen verlegt. Ab 1945 produzierte Saba die Standard-Telefonapparate für die Deutsche Post (W46, W48), kurzzeitig wurden auch Kühlschranke hergestellt (1950 – 1957). Weitere erfolgreiche Saba-Produkte waren Fernsehgeräte (ab 1953), Tonbandgeräte (ab 1956), Kofferradios (ab 1960) und Farbfernsehgeräte (ab 1967). Für die Tonbandproduktion wurde 1958 ein zweites Werk in Friedrichshafen auf dem Gelände des ehemaligen Dornier-Werks eröffnet.

Von 1958 bis 1968 betrieb Saba ein eigenes Musiklabel, das ab 1968 von Hans Georg Brunner-Schwer unter dem Namen MPS (Musik Produktion Schwarzwald) bis 1983 weitergeführt wurde und sich hauptsächlich dem Jazz verschrieben hatte; u.a. stand der kanadische Jazzpianist Oscar Peterson von 1968 bis 1972 bei MPS unter Vertrag.

Saba war bis in die 1970er Jahre hinein neben Grundig, Telefunken, Schaub-Lorenz (später ITT-Schaub-Lorenz), Graetz und Nordmende einer der führenden deutschen Rundfunkgerätehersteller. Da die Eigenmittel für eine weitere Expansion nicht reichten, und Saba im Zuge der Wirtschaftskrise von 1967 in die Verlustzone rutschte, verkaufte die Eigentümerfamilie Brunner-Schwer 85 Prozent der Saba GmbH 1968 an den US-Elektronik- und Telekomkonzern GTE-Sylvania, sodass in den Saba-Fernsehgeräten nun Bildröhren aus dem belgischen Sylvania-Werk Tienen zum Einsatz kamen.

Bei den 1973/1974 verkauften Geräten kam es jedoch aufgrund von Produktionsfehlern im belgischen Werk zu zahlreichen Defekten und Ausfällen der Bildröhren. Das Image von Saba war schwer beschädigt. Saba-Chef Hermann Brunner-Schwer musste seinen Hut nehmen und wurde ausgerechnet durch Hermann Mössner, den Chef der belgischen Sylvania-Werke, ersetzt. An den Verlusten, die Saba nun erwirtschaftete, konnte jedoch auch er nichts mehr ändern. Ein weiterer Grund für den Niedergang Saba und anderen deutschen Unterhaltungselektronikherstellers war die immer größer werdende fernöstliche Konkurrenz (u.a. Sony, Sanyo, Panasonic, JVC).

1980 verkaufte GTE-Sylvania die Saba GmbH schließlich an den französchen Elektro- und Rüstungskonzern Thomson-Brandt (seit 1978 Eigentümer von Nordmende; 1982 und 1983 kamen noch Dual und Telefunken hinzu). Das Werk in Friedrichshafen wurde anschließend geschlossen. In den 1990er Jahren gab Thomson die Marken Nordmende, Saba und Telefunken zugunsten der eigenen auf. 2007 zog sich Thomson (seit 2010 Technicolor S.A.) ganz aus dem Consumer-Electronics-Geschäft (Audio, Video, Accessories) zurück und schloss auch das Werk in Villingen-Schwenningen, wo sich seit Mitte der 1980er Jahre nur noch eine Entwicklungsabteilung befand.

2022 verkaufte Technicolor die Marken Ferguson, Nordmende, Proscan, RCA, Saba, Thomson, Victor und Victrola an die Talisman Brands Inc. (d/b/a Established) aus Houston/Texas.

Text: Toralf Czartowski