Markenlexikon
Die Funkamateure François und Marcel Ahnen erhielten 1924 die erste Rundfunklizenz für Luxemburg. Von ihrem Haus aus übertrugen sie zunächst Militärkonzerte aus dem Musikpavillon der Stadt. 1929 erwarben mehrere französische Bankiers und Geschäftsleute die Sendelizenz der Brüder und gründeten 1931 die Compagnie Luxembourgeoise de Radiodiffusion (CLR). 1933 ging Radio Luxembourg auf Sendung und blieb lange Zeit der einzige private und kommerzielle Radiosender Europas. Anfangs wurde das werbefinanzierte Programm, das hauptsächlich aus Tanzmusik und Nachrichten bestand, in französischer Sprache gesendet, ab 1934 auch in Englisch und ab 1957 in Deutsch – zunächst auf Mittel- und Kurzwelle, ab 1962 auch auf UKW. Zum Einzugsbereich des Senders gehörten Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, die Niederlande und die Schweiz – wobei in den meisten diese Länder nur in einigen Teilen in guter Qualität gesendet werden konnte.
1955 wurde die CLR in Compagnie Luxembourgeoise de Télédiffusion (CLT) umbenannt. Gleichzeitig begann das Unternehmen damit, unter dem Namen RTL (Radiotélévision de Luxembourg) ein kommerzielles Fernsehprogramm in französischer Sprache auszustrahlen. Radio Luxemburg war in den 1950er und 1960er Jahren vor allem in Deutschland (Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz) und Großbritannien wegen des lockeren Stils der Moderatoren außerordentlich beliebt. Zahlreiche spätere Showstars wie Anke Engelke, Camillo Felgen, Dieter Thomas Heck, Désirée Nosbusch, Frank Elstner, Hugo-Egon Balder, Lou van Burg, Rolf Zuckowski, Thomas Gottschalk, Tommi Ohrner oder Viktor Worms begannen ihre Karriere als Moderator bei Radio Luxemburg.
Nach der Liberalisierung des europäischen Rundfunkmarktes in den 1980er Jahren gründete die CLT auch in anderen Ländern Tochtergesellschaften und Senderketten, was letztendlich zur teilweisen Einstellung der Rundfunk- und Fernsehprogramme aus Luxemburg führte. In Deutschland ging RTL 1984 mit einem Fernsehprogramm auf Sendung, zunächst mit einer luxemburgischen Lizenz. Gesellschafter waren die CLT, die Bertelsmann-Tochter UFA und ab 1986 die Westdeutsche Allgemeine Zeitung. Um auch deutsche Sendefrequenzen zu bekommen zog RTL 1988 von Luxemburg nach Köln um. Zu gleichen Zeit wurde Radio Luxemburg erst in RTL Hörfunk umbenannt und 1990 schließlich in RTL Radio. In den 1990er Jahren besaß RTL Deutschland den höchsten Marktanteil aller deutscher Sender, außerdem war das Unternehmen der größte Werbeträger Europas. 1993 ging mit RTL 2 ein weiteres RTL-Programm an den Start; Gesellschafter waren anfangs CLT, UFA, der Heinrich Bauer Verlag und Tele München. Ein dritter deutscher RTL-Ableger entstand 1995 mit dem CLT-/Disney-Jointventure Super RTL.
1996 kam es zur Fusion von CLT und UFA. Im Jahr 2000 schloss sich CLT-UFA mit dem TV-Bereich des britischen Medienkonzerns Pearson (Channel 5, Thames Television, Grundy) zur RTL Group zusammen. Inzwischen befindet sich die RTL Group fast vollständig im Besitz von Bertelsmann. RTL betreibt zahlreiche Fernseh- und Radiosender in mehreren europäischen Ländern (Belgien, Deutschland, Frankreich, Kroatien, Luxemburg, Niederlande, Spanien, Ungarn, USA), außerdem TV-Produktionsfirmen (u. a. FremantleMedia, UFA).
Text: Toralf Czartowski