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Markenlexikon

Rolling Stone

Ursprungsland: USA

Der Terminus »Rolling Stone« ist in den USA ein Synonym für Abenteurer und Außenseiter. 1950 veröffentlichte der Bluessänger Muddy Waters den Song »Rollin' Stone«, 1962 benannte sich eine damals noch unbekannte britische Band nach diesem Titel und Bob Dylan nahm 1965 »Like a Rolling Stone« auf. Und weil der Name so gut zur Rockmusik passt, nannten Jann Simon Wenner (* 1946) und Ralph Joseph Gleason (1917 – 1975) ihr 1967 in San Francisco gegründetes Musikmagazin ebenfalls Rolling Stone. Der damals 21-jährige Wenner hatte sich zuvor eher erfolglos als Gitarrist und freier Journalist für Rundfunksender versucht; Gleason war bereits fünfzig und ein landesweit bekannter Musikkritiker, der für Zeitungen und Zeitschriften wie Chicago Sun Times, Esquire, Los Angeles Times, New York Post, New York Times, Playboy, Stereo Review, Sydney Herald, The Guardian, The Times und Variety schrieb.

Die erste Ausgabe erschien am 18. November 1967 mit einer Auflage von 40.000 Exemplaren und von da an alle vierzehn Tage (ab 2018 monatlich). Da es mit Ausnahme der Fachzeitschrift Billboard keine nennenswerte Konkurrenz gab und sich die Redakteure ausgiebig mit den Musikern und ihren Platten beschäftigten, wurde das Blatt bald zur Pflichtlektüre der amerikanischen Rockszene. Bereits im November 1968 sorgte ein Artikel des Magazins dafür, dass der damals noch vollkommen unbekannte texanische Provinzmusiker Johnnie Winter einen hochdotierten Plattenvertrag bei Columbia/CBS Records bekam.

Der Rolling Stone behandelte aber auch immer wieder andere Themen aus den Bereichen Gesellschaft, Politik, Literatur oder Film. Zu den namhaften Autoren zählten u. a. Ben Fong-Torres, Cameron Crowe, Dave Marsh, David Fricke, Hunter S. Thompson, Joe Eszterhaz, Joe Klein, Lester Bangs, Patti Smith, P. J. O'Rourke und Tom Wolfe, der 1972 über die letzte Apollo-Mondlandung berichtete und daraufhin größeres Interesse an der Raumfahrt bekam, was 1979 zu dem weltbekannten Buch »The Right Stuff« (1979) über die ersten amerikanischen Astronauten führte. Der Film »The Right Stuff« (»Der Stoff aus dem Helden sind«) gewann 1984 vier Oscars. Die Reportagen über das Altamont Free Concert und den Tod von Meredith Hunter sowie den berüchtigten Sektenführer Charles Manson, der seine Anhänger zu mehreren Morden anstiftete, wurden mit Journalistenpreisen ausgezeichnet.

Besondere Aufmerksamkeit widmeten sich die Macher den Coverfotos, die teilweise von berühmten Fotografen wie Albert Watson, Annie Leibovitz, Anton Corbijn, Herb Ritts und Mark Seliger stammten. Das Rolling-Stone-Cover hatte zeitweise ein ähnliches Renommee wie das des Nachrichtenmagazins Time – wobei auf dem Rolling Stone fast ausschließlich populäre Unterhaltungsstars (Musiker, Bands, Schauspieler, Sportler) abgebildet waren. Der Dichter und Songwriter Shel Silverstein schrieb 1972 für die Band Dr. Hook & The Medicine Show den Song »The Cover of Rolling Stone«, in dem sich der Sänger Ray Sawyer augenzwinkernd darüber beklagte, dass er es trotz allerlei Rockstar-Allüren (Gitarrensoli, Groupies, Drogenkonsum) bisher nicht auf das Rolling-Stones-Cover geschafft hatte. Als der Song 1973 auf den vorderen Plätze der US-Pop-Charts stand, kam die Band tatsächlich auf das Rolling-Stone-Cover – allerdings nur als handgezeichnete Karrikatur. Eines der berühmtesten Coverfotos erschien am 22. Januar 1981: darauf waren John Lennon und Yoko Ono abgebildet, aufgenommen am 7. Dezember 1980, einen Tag vor der Ermordung John Lennons.

Rolling Stone
Rolling Stone

1977, als die Redaktion in die Fifth Avenue nach New York umzog, war die Auflage der Zeitschrift bereits auf über 200.000 angestiegen und 1989 erreichte sie eine Million Exemplare. Im Laufe der 1970er Jahre verlor Wenner zunehmend das Interesse an neuer Rockmusik und schrieb daher nur noch wenige Artikel selbst. In dieser Zeit vollzog sich auch ein Wandel des Blattes hin zum Mainstream und zur Unterhaltung, wodurch der Einfluss auf die Rockmusik nachließ. 2004 wurde Jann Wenner gemeinsam mit Bob Seger, George Harrison, Jackson Browne, Prince und ZZ Top in die »Rock and Roll Hall of Fame« in Cleveland/Ohio aufgenommen.

Seit den frühen 2000er Jahren veröffentlichte der Rolling Stone mehrere Charts, u. a. »Die 500 besten Songs aller Zeiten«, »Die 500 besten Alben aller Zeiten«. »Die 100 größten Sänger aller Zeiten«, »Die 100 größten Gitarristen aller Zeiten«, »Die größten Bassisten aller Zeiten«, »Die 100 besten Schlagzeuger aller Zeiten« oder »Die 100 größten Songwriter aller Zeiten«. Zum Teil sorgten diese Listen, die von mehreren Jurys aus Musikern, Produzenten, Vertretern von Plattenfirmen und Kritikern zusammengestellt worden waren, für Kritik, u. a. weil fast ausschließlich ältere englischsprachige Songs/Alben sowie Musiker aus den USA und Großbritannien Berücksichtigung fanden.

Den Rolling Stone gibt es in vielen Ländern als Lizenzausgabe in der jeweiligen Landessprache und teilweise mit regionalem Inhalt, u. a. in Australien (seit 1969), Deutschland (kurzzeitig 1981, dauerhaft ab 1994), Frankreich (ab 1988), Großbritannien (seit 1969), Italien (seit 1980) und Japan (seit 2007).

2016 verkaufte Jann Wenner 49 Prozent seiner Rolling-Stone-Anteile an die Firma BandLab Technologies aus Singapur, die die Musikplattform BandLab betreibt. Die verbleibenden 51 Prozent veräußerte er 2017 an die Penske Media Corporation aus San Francisco, der auch das Musikmagazin Billboard gehört. 2019 erwarb Penske Media den 49-Prozent-Anteil von BandLab und wurde damit alleiniger Eigentümer des Rolling Stone. Gründer und Besitzer von Penske Media ist Jay Penske, der Sohn des Ex-Rennfahrers, Rennstallbesitzers und Unternehmers Roger Penske.

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Public Domain

www.rollingstone.com