Markenlexikon

Roland

Ursprungsland: Japan

Ikutaru Kakehashi (1930 – 2017) arbeitete während seines Maschinenbau-Studiums in einer Werft des Hitachi-Konzerns, wo Mini-U-Boote gebaut wurden, die u.a. beim Angriff auf Pearl Harbor zum Einsatz kamen. Nach dem Ende des Krieges ging er nach Kyushu, wo er bis 1950 erst als Vermessungsassistent, dann als Uhrmacher arbeitete. Daneben beschäftigte er sich in dieser Zeit mit der gerade aufkommenden Rundfunktechnik. Nachdem er in seine Heimatstadt Osaka zurückgekehrt war, erkrankte er an Tuberkulose (schon sein Eltern waren an Tbc gestorben), sodass er fast drei Jahre im Krankenhaus verbringen musste. Dann wählte man ihn jedoch als Testpatient für ein neues Antibiotikum gegen Tbc aus, das erst wenige Jahre zuvor entwickelt worden war (Streptomycin). Bald darauf war er geheilt und konnte die Klinik verlassen.

1954 eröffnete Kakehashi ein Radiogeschäft, das zunächst Kakehashi Musen hieß und ab 1960 Ace Electronic Industries. Hauptsächlich beschäftigte er sich in dieser Zeit jedoch mit der Entwicklung von elektrischen und elektronischen Musikinstrumenten. So baute er 1957 eine Elektro-Orgel, die jedoch nie in Produktion ging, 1959 einen Gitarrenverstärker und 1964 ein Rhythmusgerät (R1). Eine seiner Orgeln brachte Konosuke Matsushita (National, Panasonic, Technics) 1963 als Technics SX601 in den Handel. Das Rhythmusgerät R1 kam vor allem in den Orgeln der Hammond Organ Company zum Einsatz. Darüber hinaus war Ace Electronics auch eine Zeitlang japanischer Generalimporteur der amerikanischen Hammond-Orgeln. Beide Firmen gründeten 1968 ein Jointventure, Hammond International Japan. 1969 erwarb Ace Electronic den Piano- und Orgelhersteller Zenon Gakki Seizou aus Hamamatsu.

Infolge mehrerer Kapitalerhöhungen war Kakehashi zu dieser Zeit nur noch Minderheitsaktionär seiner Firma; die meisten Anteile besaß eine Firma namens Sakata Shokaim. Deren Eigentümer Kazuo Sakata hatte ebenfalls großes Interesse an Musikinstrumenten, doch als er sein Unternehmen an den Konzern Sumitomo Optical verkaufte, verließ Ikutaru Kakehashi Ace Electronics und gründete 1972 mit sieben weiteren Ace-Mitarbeitern die neue Firma Roland.

Dass er sich dabei vom »Rolandslied«, einem altfranzösischen Versepos aus der Zeit Karls des Großen, inspirieren ließ, ist eine hübsche Geschichte, die jedoch erst später entstand. Der Gründer kannte das »Rolandslied« damals gar nicht. Den Namen Roland fand er in einem Telefonbuch; er klang gut, es gab noch keine andere Instrumentenfirma, deren Namen mit einem »R« begann und auch auf den meisten Exportmärkten ließ sich dieses Wort gut aussprechen. Zunächst produzierte Roland in Osaka und in einer weiteren Fabrik in Hamamatsu wieder Rhythmusgeräte.

Roland
Roland

1973, zehn Jahre nachdem der amerikanische Elektroingenieur und Physiker Robert Arthur Moog den Musik-Synthesizer zur Serienreife entwickelt hatte, brachte Roland den ersten japanischen Synthesizer auf den Markt (SH-1000); kurz darauf folgten Yamaha (CSY-1) und Korg (Mini-Korg 700) mit ähnlichen Geräten. Doch während Moogs Firma und auch die Hammond Organ Company bald in der Bedeutungslosigkeit versanken, verhalfen die Japaner den elektronischen Musikinstrumenten dank Massenfertigung und günstiger Preise zum internationalen Durchbruch.

Roland brachte im Laufe der Jahre zahlreiche erfolgreiche Synthesizer und Gitarrenverstärker auf den Markt, die die elektronische Musik und bald auch die Pop- und Rockmusik nachhaltig beeinflussten (u.a. 1975 JC-120, 1978 Jupiter 4, 1980 Jupiter 8, 1982 Juno 6, 1982 GR-303, 1983 Jupiter 6, 1987 D-50). Besonders gut verkaufte sich der polyphone D-50, der erste reine digitale Synthesizer von Roland. Sein voller und warmer Klang und die für die damalige Zeit sehr realistischen Klangfarben überzeugten Musiker und Bands wie Chicago, Enya, Erasure, Foreigner, Jean Michel Jarre, Michael Jackson, Mike Oldfield oder Paula Abdul.

Anfang der 1980er Jahre entwickelten Roland, Sequential Circuit (Prophet Synthesizer) und Oberheim Electronics den MIDI-Standard (Musical Instrument Digital Interface), eine digitale Schnittstelle für Musikinstrumente. 1987 erwarb Roland von Fender den Markennamen Rhodes (E-Pianos), der jedoch 1997 an den Namensgeber Harold Rhodes (1910 – 2000) zurückverkauft wurde. In den 1990er Jahren dominierten die alten Roland-Modelle TR-808 (1981), TB-303 (1982) und TR-909 (1983) die Techno-Szene.

Die Roland Corporation (jap. Rorando Kabushiki Kaisha) gehört heute neben Yamaha und Korg zu den weltweit führenden Herstellern von elektronischen Musikinstrumenten (u.a. Synthesizer, Keyboards, Sampler, E-Orgeln, E-Pianos, Elektronisches Schlagzeug, Akkordeons, Drum-Computer, Verstärker, Effektgeräte, Digital Recorder). Preiswertere Rhythmus- und Drum-Computer, Verstärker, Gitarreneffektpedale oder Stimmgeräte werden seit 1977 unter dem Markennamen Boss vermarktet. Von 2008 bis 2013 gehörte auch die US-Firma Cakewalk (Musikelektronik, Software) zu Roland.

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Pixabay.com, Public Domain