Markenlexikon

Rockwell

Ursprungsland: USA

Der MIT-Ingenieur Willard Frederick Rockwell (1888 – 1978) erwarb 1919 die bankrotte Hayes Machine Company aus Oshkosh/Wisconsin und benannte sie in Wisconsin Parts Company um. Zunächst produzierte das Unternehmen Lenkwellen für Lastwagen, später auch Achsen, was eine Umfirmierung in Wisconsin Axle Company zur Folge hatte. 1925 wurde Rockwell Präsident – ab 1932 auch Hauptaktionär – der Equitable Meter and Manufacturing Company aus Pittsburgh/Pennsylvania, die ab 1942 als Rockwell Manufacturing Company firmierte.

1928 wurde Wisconsin Axle von der Timken Detroit Axle Company übernommen; Willard Rockwell bekam einen Posten im Timken-Vorstand, 1940 wurde er Vorstandsvorsitzender. Seit 1936 war er auch Vorstandsvorsitzender der Standard Steel Spring Company aus Coraopolis/Pennsylvania. Aus dem Zusammenschluss von Timken, Wisconsin Parts und Standard Steel Spring entstand 1953 die Rockwell Spring and Axle Company, die sich 1958 in Rockwell Standard Corporation umbenannte. Zum Flugzeugbau kam Rockwell Standard 1960 durch die Übernahme der Aero Design and Engineering Company aus Oklahoma City, die kleine einmotorige Leichtflugzeuge herstellte (Aero Commander). 1967 schloss sich Rockwell Standard mit North American Aviation zusammen (North American Rockwell). North American Aviation war einer der führenden Luft- und Raumfahrtkonzerne der damaligen Zeit (u.a. Apollo-Raumschiffe, B-25 Mitchell, B-70 Valkyrie, F-86 Sabre, P-51 Mustang, NA-16/T-6 Texan, Raketentriebwerke, T-39 Sabreliner, X-15).

1969 erging an North American Rockwell und General Electric (Triebwerk) einen Auftrag für die Konstruktion eines strategischen Mehrzweck-Fernbombers, der in den 1980er Jahren die bis dahin hoffnungslos veraltete Boeing B-52 ablösen sollte. Das Valkyrie-Projekt von North American Aviation war Mitte der 1960er Jahre noch gestoppt worden, weil die damalige US-Regierung die Fernbomber durch Raketen ersetzen wollte. Der erste Prototyp der vierstrahligen und mit Schwenkflügeln ausgestatteten Rockwell B-1 startete 1974 zum Jungfernflug. Nach langwierigen Diskussionen über technische Details und Kosten, wurde das Programm 1977 von der Carter-Regierung zugunsten der Tomahawk-Marschflugkörper (Cruise Missile) von General Dynamics erneut gestoppt. Die Flugerprobung des vierten Prototyps führte Rockwell International jedoch weiter. 1981 nahm die Reagan-Regierung das B-1-Programm wieder auf, was zur endgültigen Version B-1B Lancer führte. Von 1985 bis 1988 wurden schließlich die einhundert bestellten B-1B an die U.S. Air Force ausgeliefert. Die B-52 blieb allerdings auch weiterhin in Dienst.

Rockwell International
Rockwell International

1973 wurde die Rockwell Manufacturing Company in den North-American-Rockwell-Konzern integriert, der sich daraufhin in Rockwell International Corporation (Pittsburgh/Pennsylvania) umbenannte. Die Flugzeugbausparte firmierte anschließend als North American Aircraft Operations.

Der prestigeträchtigste Auftrag, den Rockwell International an Land ziehen konnte, war die Entwicklung und der Bau der Raumfähren Enterprise (1974 – 1976), Columbia (1975 – 1977), Challenger (1979 – 1982), Discovery (1979 – 1983), Atlantis (1980 – 1985) und Endeavour (1987 – 1991). Gebaut wurde die Space Shuttles in der staatlichen Air Force Plant 42 in Palmdale/California. Der erste reguläre Shuttle-Start in den Orbit fand nach mehrjähriger Verspätung am 12. April 1981 vom Kennedy Space Flight Center in Cape Canaveral/Florida mit der Columbia statt. 1995 übertrug die NASA den Betrieb der Raumfähren an das Lockheed-Martin-/Rockwell-Jointventure United Space Alliance.

Nachdem der Bau der Space-Shuttles und der B1-Bomber abgeschlossen und der Kalte Krieg beendet war, musste sich der einstmals größte Pentagon-Auftragnehmer auf seine diversen anderen Geschäftsfelder wie Autoteile, Halbleiter (Rockwell Semiconductor war 1967 gegründet worden), Druckmaschinen (war 1969 durch die Übernahme des weltgrößten Herstellers von Druckmaschinen, Miehle-Goss-Dexter, entstanden), Avionik (1973 Übernahme von Collins Radio) und Industrieautomation (1985 Übernahme von Allen-Bradley) konzentrieren.

1997 verkaufte Rockwell International die Reste des Luft- und Raumfahrtbereichs an Boeing. Die zivilen Flugzeugbau-Aktivitäten waren schon 1981/1982 an Gulfstream Aerospace (Aero Commander) und private Investoren (Sabreliner) veräußert worden. Die Measurement and Flow Control Division (früher Rockwell Manufacturing) gehörte seit 1989 zum britischen Mischkonzern BTR und MGD Graphics Systems (Druckmaschinen) ging 1995 ebenfalls an private Investoren. Die Sparten Automotive (Meritor) und Halbleiter (Conexant Systems) wurden 1997 und 1999 verselbstständigt.

2001 kam es zur Aufteilung von Rockwell International in die beiden Unternehmen Rockwell Automation mit Sitz in Milwaukee/Wisconsin (Industrieautomation) und Rockwell-Collins in Cedar Rapids/Iowa (Avionik). Rockwell Collins wurde 2018 von United Technologies übernommen und mit UTC Aerospace Systems zusammengeschlossen. Das Unternehmen firmiert nun als Collins Aerospace und ist seit 2020 eine Tochtergesellschaft von Raytheon Technologies.

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Public Domain