Markenlexikon
Von 1963 bis 1968 entwickelte der volkseigene Betrieb VEB Elektronische Rechenmaschinen (ELREMA) Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) eine transistorbasierte Großrechenanlage, die sich an dem IBM-Modell 1401 (1959 – 1971) orientierte. 1967 begann beim VEB RAFENA-Werk Radeberg die Serienproduktion. Die Anlage bekam den Namen Robotron 300, der sich aus den beiden Wörtern »Roboter« und »Elektronik« zusammensetzte sowie aus der Leistung des dazugehörigen Lochkartengerätes (300 Lochkarten pro Minute).
1969 wurde die Herstellerfirma RAFENA in VEB Robotron-Elektronik Radeberg umbenannt. Gleichzeitig entstanden aus dem VVB (Vereinigung Volkseigener Betriebe) Datenverarbeitungs- und Büromaschinen zwei neue Kombinate: VEB Kombinat Robotron Dresden und VEB Kombinat Zentronik Erfurt (u.a. VEB Buchungsmaschinenwerk Karl-Marx-Stadt, VEB Büromaschinenwerk Sömmerda, VEB Optima Schreibmaschinenwerke Erfurt, VEB Reiss Meß- und Zeichengerätebau Bad Liebenwerda, VEB Rechenelektronik Meiningen, VEB Schreibmaschinenwerk Dresden, VEB Secura Werke Berlin). 1978 wurden die beiden Kombinate Robotron und Zentronik unter dem Namen VEB Kombinat Robotron zusammengeschlossen. 1989 hatte das Kombinat rund 68.000 Beschäftigte.
Unter dem Markennamen Robotron wurden fortan alle Arten von elektronischen Datenverarbeitungsanlagen (auch Home- und Personal Computer) vermarktet, außerdem Betriebssysteme, Software, elektrische und elektronische Schreibmaschinen sowie in geringerem Maße auch HiFi-Technik (u.a. ab 1981 der Receiver Robotron RS 5001 HiFi aus Sömmerda). Die Betriebe des Robotron-Kombinats waren neben denen des Kombinats Mikroelektronik Erfurt die einzigen in der DDR, die Computer herstellten. Die Homecomputer (in der DDR Kleincomputer oder KC genannt), wurden vom VEB Robotron-Meßelektronik Otto Schön Dresden und vom VEB Mikroelektronik Wilhelm Pieck Mühlhausen produziert. Die DDR-Computer- und Halbleitertechnik orientierte sich meist an westlichen Vorbildern von IBM, DEC (Digital Equipment Corporation), Honeywell, Intel oder Zilog, die man ohne Lizenz nachbaute. In den 1980er Jahren exportierte Robotron vor allem Schreibmaschinen, Drucker und Mechanikteile für Drucker in westliche Länder, allerdings nicht unter dem Namen Robotron.
Nach dem Untergang der DDR wurde das Robotron-Kombinat 1990 aufgelöst. Die insgesamt über zwanzig Betriebe gingen daraufhin in den Besitz der Treuhandanstalt über. Da sie im internationalen Vergleich mit ihren zumeist geklonten Produkten kaum eine Chance hatten zu überleben, wurde ein Großteil nach und nach liquidiert oder verkauft (an IBM, SAP und Siemens-Nixdorf). Einige kleinere Firmen blieben jedoch bestehen (u.a Robotron Datenbank-Software GmbH Dresden, Robotron Netzwerk Systeme GmbH Leipzig, Robotron Bildungs- und Beratungszentrum GmbH Leipzig, Xenon Automatisierungstechnik GmbH, BuS Elektronik GmbH Riesa).
Text: Toralf Czartowski