Markenlexikon
Die 1897 von dem dänischen Fotografen Lauritz Carl Constantin Philipsen (1859 – 1925) in Kopenhagen gegründete Firma Rialto Film produzierte 1959 für den deutschen Constantin Filmverleih den Edgar-Wallace-Film »Der Frosch mit der Maske«. Constantin Preben Philipsen (1910 – 2005), der Sohn des Rialto-Gründers und Constantin-Mitgründer, hatte zuvor die Verfilmungsrechte an zwei Wallace-Romanen erworben.
Nachdem sich beide Filme als Erfolg erwiesen hatten (»Der Frosch mit der Maske« für Constantin und »Der rote Kreis« für den Prisma Filmverleih, der ebenfalls Philipsen gehörte aber 1961 aufgelöst wurde), rief er 1960 eine deutsche Rialto-Niederlassung ins Leben, die erst in Hamburg und ab 1963 in Westberlin ansässig war. Anschließend kaufte er von Penelope Wallace, der Tochter des verstorbenen Schriftstellers, die Verfilmungsrechte an allen Edgar-Wallace-Romanen.
Produktionschef wurde ab 1961 Horst Wendlandt (1922 – 2002), der zuvor Produktionschef bei Philipsen Prisma Filmverleih und davor Herstellungsleiter bei Artur Brauners CCC-Filmgesellschaft gewesen war. Wendland stieg 1963 auch als Teilhaber bei Rialto Film ein. Nach seinem Wechsel zu Rialto entwickelte sich Wendtland neben Artur Brauner und Bernd Eichinger zu einem der führenden Filmproduzenten Deutschlands.
Rialto Film produzierte von 1959 bis 1972 insgesamt 32 Edgar-Wallace-Filme, die sich fast alle zu großen Kinoerfolgen entwickelten (u. a. 1961 »Die toten Augen von London«, 1961 »Der Fälscher von London«, 1962 »Das Gasthaus an der Themse«, 1963 »Der Zinker«, 1963 »Der schwarze Abt«, 1964 »Der Hexer«). Ab 1962 entstanden parallel neun Karl-May-Filme (u. a. 1962 »Der Schatz im Silbersee«, 1963 »Winnetou I«, 1964 »Winnetou II«, 1964 »Unter Geiern«, 1965 »Der Ölprinz«, 1965 »Winnetou III«, 1965 »Old Surehand I«), die noch erfolgreicher wurden.
Den Verleih der Rialto-Filme übernahm bis 1972 der Constantin Filmverleih und anschließend die von Wendland neugegründete Tobis Film. 1976 verkaufte Preben Philipsen seine Rialto-Anteile an Horst Wendlandt.
Ab den 1970er Jahren produzierte Rialto Filme mit Terence Hill (1973 »Mein Name ist Nobody«, 1975 »Nobody ist der Größte«), Bud Spencer (1978 »Sie nannten ihn Mücke«, 1978 »Plattfuß in Afrika«, 1981 »Eine Faust geht nach Westen«), Otto Waalkes (1985 »Otto – Der Film«, 1987 »Otto – Der neue Film«, 1989 »Otto – Der Außerfriesische«, 1992 »Otto – Der Liebesfilm«, 2000 »Otto – Der Katastrofenfilm« und Loriot (1988 »Ödipussi«, 1991 »Pappa ante portas«).
Das Unternehmen befindet sich heute im Besitz von Matthias Wendlandt, dem Sohn von Horst Wendtland, und beschäftigt sich hauptsächlich mit der Verwertung der alten Filme.
Die Firma wurde nach der Rialto-Brücke (Ponte di Rialto) in Venedig benannt, deren Name auf das Rialto-Viertel zurückgeht. Rialto (von lat. rivus altus, ital. rivo alto) bedeutet soviel wie »hohes Ufer«.
Text: Toralf Czartowski