Taro Yagur – Kampf um Tanybur

Markenlexikon

Reynard

Ursprungsland: Großbritannien

Der Maschinenbau-Ingenieur und Rennfahrer Adrian Reynard (* 1951) arbeitete nach seinem Studium zunächst beim Fahrzeugkonzern British Leyland. 1973 gründete er zusammen mit dem ehemaligen March-Mitarbeiter Bill Stone in Bicester/England die Firma Sabre Automotive. Später wurde der Firmensitz nach Brackley verlegt. Da das Unternehmen nicht so richtig in Gange kam, nahm Reynard nebenher auch andere Entwicklungsaufträge an. So baute er einen Formel-3-Rennwagen. Nachdem Stone die Firma 1977 verlassen hatte, benannte Reynard Sabre Automotive in Reynard Motorsport um. Ende der 1970er Jahre konnte Reynard als Rennfahrer und mit seinen Rennwagen in der Formel Ford erste Erfolge feiern.

Während sein Partner Rick Gorne die Firma leitete, ging Reynard 1981 zum britischen Rennstall RAM Racing (Ralph Macdonald Racing), der sich von Robin Herds Firma March Grand Prix (nicht zu verwechseln mit Herds anderer Firma March Engineering) einen ziemlich schlechten Formel-1-Rennwagen hatte bauen lassen. 1982 wurde Reynard Chefingenieur bei RAM und versuchte den RAM-March 811 zu verbessern, was ihm allerdings nicht wirklich gelang.

In anderen Rennserien war Reynard dagegen erfolgreicher (ab 1985 Formel Ford 1600, Formel Ford 2000, Formel 3; ab 1988 Formel Atlantic, Formel 3000). In den 1990er Jahren kamen die Rennserien CART, Formula Nippon und Barber Dodge hinzu. In einzelnen Rennserien verdrängte die Firma mehrere andere Konkurrenten vom Markt (in der Formel 3000 Lola, March und Ralt), wurde aber später auch selbst das Opfer des Verdrängungswettbewerbs (in der Formel 3 von Dallara und Ralt, in der Formel 3000 von Lola). Chefkonstrukteur vieler Reynard-Rennwagen war Malcolm Oastler.

Nachdem sich Anfang der 1990er Jahre ein weiteres Formel-1-Projekt zerschlagen hatte, stieg Reynard Motorsports 1994 in die US-Serie IndyCar/CART ein und lieferte an mehrere Rennställe Chassis. Bereits 1995 gewann Jacques Villeneuve mit einem Reynard-Ford-Cosworth die Meisterschaft. Auch in den nächsten sechs Jahren kamen das Meisterauto von Reynard und die Motoren von Honda (1996 Jimmy Vasser, 1997 Alex Zanardi, 1998 Alex Zanardi, 1999 Juan Pablo Montoya, 2000 Gil de Ferran, 2001 Gil de Ferran). Die Reynard-Chassis waren in dieser Zeit den Konkurrenten Eagle, Lola, Penske und Swift weit überlegen.

Aufgrund der Erfolge in der finanziell lukrativen CART-Rennserie konnte Reynard 1999 den US-Rennwagenhersteller Riley & Scott und die Firma Gemini Transmissions übernehmen. Außerdem entstand in Indianapolis das Auto Research Center (ARC).

Ende der 1990er Jahre ergab sich erneut eine Möglichkeit in die Formel 1 einzusteigen. Der Tabakkonzern British American Tobacco (Dunhill, HB, Kent, Lucky Strike, Pall Mall, State Express 555) hatte 1997 die Tyrrell Racing Organisation übernommen und 1999 in British American Racing (BAR) umbenannt. Als Fahrer wurde Jacques Villeneuve, der Formel-1-Weltmeister von 1997, verpflichtet, als Teamchef dessen Manager Craig Pollock. Reynard lieferte das Chassis für den BAR 01 und war neben BAT und Pollock auch an BAR beteiligt. Aufgrund diverser Defekte verlief die Saison 1999 mit null Punkten jedoch äußerst enttäuschend. In den Jahren 2000 und 2001 konnte sich das Team, das wegen der neuen Honda-Motoren unter dem Namen Lucky Strike BAR Honda an den Start ging, ins obere Mittelfeld vorkämpfen.

2002 musste Reynard Motorsport Insolvenz anmelden. Die Vermögenswerte der Firma wurden daraufhin zwischen BAR (Gebäude in Brackley, Entwicklungsabteilung), International Racing Management (Formel Nippon, Sportwagen-Rennbetrieb) und Walker Racing (Rechte an den CART/ChampCar-Chassis) aufgeteilt.

Text: Toralf Czartowski