Markenlexikon
Der aus Frankreich stammende Alfred Landau fertigte um die Jahrhundertwende in seiner Wohnung in Chicago Trockenbatterien, die er in der näheren Umgebung von Chicago verkaufte. 1905 wurde der frühere Holzhändler James Ramsay, der gerade auf der Suche nach neuen Investitionsmöglichkeiten war, auf Landau aufmerksam. Anfang 1906 gründeten Ramsey, Landau und P. W. Strong, ein Freund von Ramsay, in Madison/Wisconsin die French Battery Company. Der Name »French Battery« wies einerseits auf die Herkunft Landaus hin, andererseits waren mehrere Franzosen an der Entwicklung verschiedener Batterietechnologien beteiligt gewesen (Camille Alphonse Faure, Gaston Planté, Georges Leclanché).
Die neue Firma produzierte zunächst Zink-Kohle-Batterien, die in Telefonanlagen und als Starterbatterie für Automobile zum Einsatz kamen. Anfangs waren diese Trockenbatterien noch sehr unzuverlässig, was dazu führte, dass die Kunden häufig ihr Geld zurück verlangten. Das Unternehmen verlor eine Menge Geld und die Investoren drängten auf den Rücktritt von Landau, der nicht nur der Einzige der Gründer war, der sich mit der Batterietechnik auskannte, sondern auch offizieller Chef. Landau verließ die Firma 1907 und kehrte anschließend nach Frankreich zurück. Daraufhin wurde der Chemiker Charles Frederick Burgess engagiert, den Ramsay bereits während seiner Studienzeit an der University of Wisconsin kennengelernt hatte. Der Durchbruch gelang der French Battery Company 1910 mit der Einführung von Taschenlampen-Batterien. In diesem Jahr machte das Unternehmen erstmals Gewinn.
Die Taschenlampen-Batterien wurden ab 1917 unter dem Markennamen Ray-O-Lite (ray = engl. Strahl, lite/light = engl. Licht) verkauft. Derartige Namen – mit einem freistehendem »O« in der Mitte – waren damals gerade in Mode (z. B. Gram-O-Phone, Zon-O-Phone, Prest-O-Lite). Ab 1914 produzierte French Battery auch selbst Taschenlampen (French Flasher). Für die Vermarktung von Radio-Batterien führte man 1921 den Markennamen Ray-O-Vac ein, wobei sich das »Vac« auf die Vakuum-Röhren (Vacuum Tubes) bezog, einem zentralen Bestandteil der damaligen Radiogeräte. Die Starter-Batterien kamen als Ray-O-Spark in den Handel. 1934 benannte sich die French Battery Company offiziell in Ray-O-Vac Company um. Um den Verkauf der Batterien zu fördern, entwickelten Ray-O-Vac-Ingenieure 1933 das erste tragbare HiFi-Radio und 1937 das erste tragbare Hörgerät. Beide Patente wurden jedoch offengelegt, sodass jede Firma, die derartige Geräte produzieren wollte, kostenlos darauf zurückgreifen konnte.
1957 wurde die Ray-O-Vac Company, die gerade erst ein Jahr zuvor an der New Yorker Börse gelistet worden war, von der Electric Storage Battery Company (später Exide) übernommen, einem Hersteller von Industriebatterien, der vor allem an der weltweiten Ray-O-Vac-Vertriebsorganisation interessiert war (über einhundert Länder). Bis in die 1960er Jahre hinein blieb Ray-O-Vac der führende Hersteller von Consumer-Batterien in den USA, danach verlor das Unternehmen zunehmend Marktanteile an Duracell und die Eveready Battery Company (Eveready, Energizer, Ucar), die bei der Vermarktung ihrer Produkte wesentlich aggressiver vorgingen. 1981 wurde die Schreibweise von Ray-O-Vac in Rayovac geändert.
1982 verkaufte Inco (seit 1974 die Muttergesellschaft der Electric Storage Battery Company), Ray-O-Vac an Thomas und Judith Pyle, ein Unternehmer-Ehepaar, das sich aufgrund von früheren Management-Jobs bei Konzernen wie Bristol-Myers oder Procter & Gamble bestens mit dem Markenartikelgeschäft auskannte. Teile des internationalen Geschäfts wurden daraufhin unter dem Firmennamen ROV (Afrika, Asien, Lateinamerika) verselbstständigt. Doch weder neue Produkte, noch Werbestars wie der Basketballspieler Michael Jordan konnten den Rückstand gegenüber den Konkurrenten wesentlich verringern. 1996 erwarb eine Private-Equity-Firma die Mehrheit der Rayovac-Anteile und brachte das Unternehmen ein Jahr später an die New Yorker Börse. 1999 kaufte Rayovac die Auslandsgesellschaft ROV und 2004 Microlite (Brasilien) und kam damit wieder in den Besitz der weltweiten Rayovac-Markenrechte.
Weitere Übernahmen wie Varta Consumer Batteries (2002), Remington Products (2003), United Industries (2005) oder Tetra Holding (2005) führten 2005 dazu, dass sich Rayovac aufgrund der vielen verschiedenen Marken, die dem Unternehmen gehörten, in Spectrum Brands umbenannte. 2018 verkaufte Spectrum Brands seine Batteriesparte (Rayovac, Varta) an Energizer.
Text: Toralf Czartowski