Taro Yagur – Kampf um Tanybur

Markenlexikon

Rama

Ursprungsland: Niederlande

Der französische Chemiker Hippolyte Mége-Mouriés (1817 – 1880) entwickelte 1869 eine Sparbutter aus gereinigtem Rindertalg und Milch, die er aufgrund des perligen Schimmers in Anlehnung an das griechische Wort »margaron« (Perle) Margarine nannte. 1871 begann der niederländische Butterhändler Antoon Jurgens (1805 – 1880) aus Oss mit der fabrikmäßigen Herstellung von Margarine. Ein Jahr später folgte sein Landsmann Simon Van den Bergh (1819 – 1907), dessen Firma ebenfalls in Oss ansässig war. 1888 errichteten beide Unternehmen die ersten Margarinefabriken in Deutschland, Jurgens in Goch und Van den Bergh in Kleve. 1900 entstand innerhalb des Klever Werkes die Tochtergesellschaft Sana, die für die Produktion von koscheren Produkten zuständig war. Die gleichnamige Sana-Margarine enthielt anstatt Milch Mandelöl. 1904 folgte die besonders streichfähige Sanella.

1924 brachte Van den Bergh die Margarine-Marke Schwan im Blauband auf den Markt und Jurgens folgte mit Rahma (RAHm + MArgarine). 1927 musste jedoch das »h« aus dem Namen gestrichen werden, weil es den Käufern Milchrahm suggerierte, obwohl Margarine schon damals nur noch aus verschiedenen Ölen und Fetten bestand. Im gleichen Jahr schlossen sich beide Firmen zur Margarine Unie (Margarine Union) zusammen. 1930 kam es zu einer weiteren Fusion: die Margarine Unie bildete gemeinsam mit dem britischen Seifenhersteller Lever Brothers (Gibbs, Lifebuoy, Lux, Omo, Pears, Sunlight, Sunlicht, Vinolia) den Unilever-Konzern, dessen regionale Tochtergesellschaften die Margarine-Marken Becel/Flora/Promise, Blue Band, Brunch, Country Crock, Doriana, Dorina, Du darfst, Flora Soft, Lätta, Rama, Sanella und Stork jahrzehntelang herstellten.

2017 verkaufte Unilever die Geschäftssparte Brotaufstriche, die nur einen kleinen Teil des gesamten Konzernumsatzes ausmachte, an den US-Finanzinvestor KKR (Kohlberg Kravis Roberts), der zur Fortführung des Geschäfts das neue Unternehmen Upfield (Amsterdam) ins Leben rief. In Südafrika wurde die Unilever-Margarinesparte von Remgro/Siqalo Foods übernommen.

Produziert wird Rama für den deutschen Markt in Wittenberg (Sachsen-Anhalt) und Kleve (Nordrhein-Westfalen). Das Werk im Wittenberger Ortsteil Pratau war 1903 gegründet worden und gehörte ab 1920 zur Unilever-Vorgängerfirma Van den Bergh. Während der DDR-Zeit war das Werk ein Staatsbetrieb, 1990 ging es wieder in den Besitz von Unilever über.

Rama ist die meistverkaufte Margarinemarke der Welt (in vielen Ländern auch unter anderen Namen wie Blue Band, Doriana oder Dorina) und Unilever verkündete in den frühen 2000er Jahren auf der deutschen Website stolz: Rama hat in Deutschland einen höheren Bekanntheitsgrad als der Bundeskanzler (damals Gerhard Schröder).

Text: Toralf Czartowski