Markenlexikon
Der Lederkaufmann Rudolf Dassler (1898 – 1974) gründete 1924 gemeinsam mit seinem Bruder Adolf (Adi) Dassler (1900 – 1978) im fränkischen Herzogenaurach die Firma Gebrüder Dassler Schuhfabrik. Adolf ein gelernter Bäcker, der bereits in der elterlichen Waschküche seine ersten Sportschuhe zusammengenagelt hatte (der Vater der Brüder war Schuster), kümmerte sich um die Produktion und Rudolf um die wirtschaftlichen Belange. Beide waren lange Zeit aktive Sportler gewesen, Rudolf Leichtathlet und Adi Fußballer, sodass der Einstieg ins Sportschuhgeschäft nahelag. Schon ein Jahr nach der Gründung begannen die Brüder mit der Herstellung von Fußball- und Leichtathletikschuhen, 1931 folgten Tennisschuhe. Besonders gut verkauften sich Laufschuhe mit handgeschmiedeten Spikes. 1936 gewann der US-Leichtathletik-Star Jesse Owens mit diesen Schuhen bei den Olympischen Spielen in Berlin vier Goldmedaillen, was die kleine Firma über Deutschland hinaus bekannt machte.
Während des 2. Weltkriegs begann der Streit der Brüder und ihrer Frauen, die nie sonderlich gut miteinander auskamen. Rudolf fühlte sich seinem jüngeren Bruder gegenüber zurückgesetzt, weil der bereits nach einem Jahr vom Militärdienst freigestellt wurde, um die Firma, die bald auch Panzerfäuste produzierte, zu leiten, während er weiterhin an der Front kämpfen musste. Nach dem Krieg wurde Rudolf von den Amerikanern wegen seiner angeblichen Tätigkeit in der Spionageabwehr verhaftet, was in ihm den Verdacht weckte, sein Bruder habe ihn denunziert, um ihn aus der Firma zu drängen. Anschließend schwärzte Rudolf Adolf während des Entnazifizierungsverfahrens bei den Amerikanern an. Die Brüder waren stramme Nationalsozialisten gewesen und bereits 1933 in die NSDAP eingetreten. 1946 wurden sie schließlich trotz der gegenseitigen Anschuldigungen als Mitläufer eingestuft und freigelassen.
Drei Jahre nach Ende des Krieges teilten die Brüder ihre Firma auf: Rudolf bekam die Fabrik oberhalb der Aurach, Adolf die unterhalb. Rudolf gründete 1948 die Puma Schuhfabrik. Der Puma ist eine in Nord- und Südamerika beheimatete Katzenart, die auch unter Namen wie Berglöwe, Silberlöwe, Cougar oder Panther bekannt ist, wobei die Bezeichnung Panther in Europa für den Leoparden und den Jaguar verwendet wird. Das Wort »Puma« stammt aus der Ketschua-Sprache und bedeutet soviel wie »kraftvoll«.
Adolf gründete 1949 ebefalls eine eigene Firma (Adidas). Fortan sprachen die Brüder kein Wort mehr miteinander und bekämpften sich mit allen erdenklichen Mitteln. Die Söhne Horst und Armin Dassler setzten die Fehde ihrer Väter, in die die gesamte Stadt Herzogenaurach hineingezogen wurde, später fort. Trotzdem durchliefen beide Unternehmen eine ähnliche Entwicklung, obwohl man Adidas insgesamt als die erfolgreichere Firma bezeichnen kann. In den 1950er und 1960er Jahren waren Adidas und Puma Weltmarktführer, in den 1970er Jahren verschliefen sie gemeinsam den Trend zur Freizeitmode, und in den 1980er Jahren hatten beide folglich mit schweren Krisen zu kämpfen, die letztendlich zum Verkauf führten.
Das Familienunternehmen Puma wurde 1986 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und kam 1991 unter die Ägide des schwedischen Sportartikelkonzerns Aritmos (Adidas war bereits ein Jahr zuvor von den Erben verkauft worden). Seit dieser Zeit gaben sich bei Puma die Eigentümer jahrelang die Klinke in die Hand (1994 schwedische Investmentfirma Proventus, 1996 niederländisch-amerikanische Filmproduktionsfirma Monarchy Regency, 2005 Vermögensverwaltung Mayfair, 2007 –2021 französische Holdinggesellschaft PPR Pinault Printemps Redoute/Kering). Inzwischen befindet sich ein Großteil der Puma-Aktien in Streubesitz.
Wie auch die Konkurrenten Adidas und Nike lässt Puma seine Produkte von Auftragsherstellern in zahlreichen Niedriglohnländern fertigen. Zu den bekanntesten Sportlern, die bei Puma unter Vertrag standen, gehören u.a. Boris Becker, Bruno Conti, Diego Maradona, Evelyn Ashford, Guillermo Vilas, Günther Netzer, Heike Drechsler, Johan Cruyff, Linford Christie, Lothar Matthäus (sein Vater arbeitete bei Puma als Hausmeister), Mario Kempes, Martina Navratilova, Pelé, Rudi Völler und Serena Williams.
Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Pixabay.com, Public Domain